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Angst vor Lyrik
Gedichte
Moritz Huertgen
Verlag Antje Kunstmann GmbH
EAN: 9783956143199 (ISBN: 3-9561431-9-1)
120 Seiten, Festeinband mit Schutzumschlag, 13 x 19cm, September, 2019
EUR 16,00 alle Angaben ohne Gewähr
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Umschlagtext
Fürchtet Mörder und Ganoven,
fürchtet Schlaue wie die Doofen.
Doch wer fürchtet, der vergisst,
dass die Angst am schlimmsten frisst,
wenn es Angst vor Lyrik ist.
Rezension
Wie unterhaltsam! Und wie bitterböse an manchen Stellen! Moritz Hürtgen versteht es in seinen kurzen vielfältigen Gedichten meisterlich, die Welt der Ängste zu umkreisen: Angst vor...Männern, Frauen, Strahlung, Haarausfall, der Wahrheit, Verantwortung, Küssen oder Angst vor Sekten. Es gibt kaum eine Phobie, der sich Hürtgen nicht in Versen annimmt. Darunter sind Sonette, einfache Mehrstrophengedichte und ganz knappe Formen, letztere z.B. brillant umgesetzt in "Angst vor Hunden", S.70. Der Chefredakteur der Satirezeitschrift Titanic formuliert pointenreich und gewitzt, nah an der Tagespolitik des Erscheinungsjahrs (2019, vor Corona...) und mit wunderbarer Beobachtungsgabe für die Menschen und ihre Phobien. Oft fühlt man sich an den Ton der Gedichte von Ringelnatz oder Jandl erinnert - aber eben in der Sprache und der Erfahrungswelt des 21. Jahrhunderts. Die Illustrationen von Leo Riegel in rot, schwarz und weiß verdeutlichen die Aussagen der Verse ganz hervorragend.
In der Aktualität der Gedichte liegt eine wesentliche Anknüpfungsstelle für die Verwendung der Texte in der Schule: Ihre Lektüre kann literarische Frische in die Klassenzimmer bringen. Über die Möglichkeit von Vergleichen oder Analysen mag jeder Kollege/jede Kollegin selbst entscheiden. Ich finde, man kann auch einfach Gedichte um des Leses willen in den Unterricht einbringen. Warum nicht auch als literarisches Rezeptionsdokument gesellschaftlicher Fragen fächerübergreifend z.B. in Sozialwissenschaften mit den Gedichten "Angst vor Chemtrails" oder "Angst vor dem Genderwahn?" oder in Religion "Angst vor Gott"?
Ein unterhaltsam kurzweiliger und doch keineswegs oberflächlicher Gedichtband!
Johannes Groß, www.lehrerbibliothek.de
Verlagsinfo
Angst macht Angst, Angst macht Politik und Angst macht Auflage. Ein Gedichtband, der Fürchten lehrt – und unterhält.
Ein Leben in Angst: alle Menschen führen es. Vollkommen unmöglich, den Ängsten zu entkommen. Kaum ist eine Angst verdrängt, kommt die nächste um die Ecke, springt aus dem Schrank oder lauert nachts unterm Bett. Es wäre ein aussichtsloses Unterfangen, alle Über- und Unterängste zu klassifizieren, die Urängste zu suchen und ihnen Angststammbäume zuzuordnen. Vorgebliche Angstforscher sind oft -hasen, die es nicht wagen, die Sinnlosigkeit ihrer Arbeit und die Übermacht der Angst anzuerkennen.
Der Lyriker und Titanic-Chefredakteur Moritz Hürtgen hat aus Angst bzw. aus diversen Ängsten (Bedeutungslosigkeit, Armut, Prosa) einen Gedichtband geschrieben, der gar nicht erst versucht, Angst zu definieren oder Ängste zu bannen. Nein, er hat sich von besonders schönen und fürchterlichen Ängsten heimsuchen lassen, um sie zu beschreiben, zu loben und sie mutig genug! – wenigstens kurzzeitig in lyrische Form zu sperren. Ob das gut ausgehen kann?
Fürchtet Mörder und Ganoven,
fürchtet Schlaue wie die Doofen.
Doch wer fürchtet, der vergisst,
dass die Angst am schlimmsten frisst,
wenn es Angst vor Lyrik ist. |
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