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Andrej Tarkovskij Leben und Werk: Filme, Schriften, Stills und Polaroids Herausgegeben von Andrej A. Tarkowvskij jun., Hans-Joachim Schlegel, Lothar Schirmer
Andrej Tarkovskij
Leben und Werk: Filme, Schriften, Stills und Polaroids


Herausgegeben von Andrej A. Tarkowvskij jun., Hans-Joachim Schlegel, Lothar Schirmer

Hans-Joachim Schlegel (Hrsg.)

Schirmer-Mosel
EAN: 9783829605878 (ISBN: 3-8296-0587-0)
320 Seiten, Festeinband mit Schutzumschlag, 25 x 32cm, 2012, 350 Abb., davon 288 Filmbilder, größtenteils in Farbe

EUR 68,00
alle Angaben ohne Gewähr

Umschlagtext
Andrej Tarkovskij (1932–1986) gilt heute als einer der wichtigsten Filmemacher des 20. Jahrhunderts. Mit seinen fünf in der Sowjetunion entstandenen Filmen, darunter Andreij Rubljow, Solaris und Stalker, wurde er international berühmt, was die Repressalien in seiner Heimat nur noch verschärfte. Um der Zensur und dem wachsenden Druck der sowjetischen Behörden zu entgehen, kehrte er nach den Dreharbeiten zu Nostalghia, 1983 in der Toskana, nicht wieder nach Russland zurück. Sein letzter Film, Opfer, entstand 1985 in Schweden. Tarkovskij, lange von einer schweren Krankheit gezeichnet, starb mit 54 Jahren in Paris.

Unser Buch, zusammengestellt und herausgegeben von Tarkovskijs Sohn Andrej und Lothar Schirmer, ist eine Hommage an das Lebenswerk dieses großen, in poetischen, oft auch verstörenden Bildern von nahezu biblischer Wucht denkenden Visionärs. Es enthält neben Filmstills und Dokumentaraufnahmen zu jedem Film eine Auswahl seiner eigenen Schriften und eine Fülle privater Photographien – ist folglich nicht nur Werkmonographie, sondern auch eine beeindruckende visuelle Biographie.

Den begleitenden Text schrieb der Filmhistoriker und -kritiker Hans-Joachim Schlegel, der bereits Tarkovskijs wie auch Sergeij Eisensteins Schriften übersetzt und herausgegeben hat.
Rezension
Tarkovskijs filmisches Gesamtwerk ist schmal, aber von großer Wirkung. Seinen theoretischen und ästhetischen Texten, die schon längere Zeit in dem Band 'Die versiegelte Zeit' erhältlich sind, hat der Verlag Schirmer/Mosel einen gewichtigen Bildband zur Seite gestellt. Herausgegeben hat ihn zusammen mit Tarkovskijs Sohn Andrej und Lothar Schirmer der Übersetzer und Tarkovskij-Fachmann Hans-Joachim Schlegel. Den Mittelpunkt des Bandes bilden Filmstills zu allen Filmen Tarkovskijs, die großformatig und aufwändig präsentiert werden: Ein Still pro Seite. Jeder Bildauswahl ist eine kurze Inhaltsangabe des jeweiligen Films vorangestellt.
Tatsächlich macht es gerade bei diesem Regisseur Sinn, die filmische Wahrnehmung in der Zeit durch die Möglichkeit einer Kontemplation einzelner Motive gewissermaßen außerhalb der filmischen Zeit zu ergänzen. Tarkovskij steht auch in der Tradition der orthodoxen Ikonenmalerei, für die das Bild nicht wie im Westen vor allem illustrierende Funktionen hat, sondern tatsächlich den Zugriff auf das Heilige und Göttliche selbst erlaubt. Man kann Tarkovskij nicht verstehen, wenn man den Stellenwert des Religiösen und Spirituellen in seinem Werk vernachlässigt. Gerade durch seine Gegenposition zur rationalistischen westlichen Denkweise erweist es sich weiterhin als produktiv, weil sie an der Unausschöpfbarkeit von Bildern und ihrem Geheimnis festhält.
Neben den Stills enthält das Buch eine Reihe von informativen Materialien, unter denen vor allem die kundige und dichte Einführung 'Zwischen Hier und Dort' des Herausgebers Schlegels, sowie eine von ihm übersetzte Rede Tarkovskijs zur Johannes-Apokalypse hervorzuheben sind. 1984 in London gehalten, gibt sie entscheidende Einblicke in Tarkovkijs Denk- und Bildwelt: "Die Apokalypse ist sicher die größte auf Erden geschriebene Dichtung" (269), sagt er, und führt dann seine vom unausweichlichen Ende der Menschen und der Welt her konzipierte Sicht der Dinge aus: "Der Mensch lebt nicht, um glücklich zu sein. Es gibt viel wichtigere Dinge als das Glück." (272)
Der vorliegende Band will nicht der Überhöhung und Stilisierung Tarkovskijs dienen, denn man muss kein Verehrer von Tarkovskij sein, um seine Bedeutung und Größe zu ermessen. Sie liegt offen zu Tage, auch für die, die seiner Philosophie vielleicht kritisch gegenüberstehen. Man kann diese vor allem ästhetische Bedeutung tatsächlich 'sehen', wenn man sich mit den hier versammelten Stills auseinandersetzt. Insofern dient das Buch sowohl der Reflexion über das Phänomen Tarkovskij als auch seinem Werk: die Faszination durch die Stills führt den Betrachter zurück ins Kino.

Matthias Wörther, lehrerbibliothek.de
Inhaltsverzeichnis
I. Hans-Joachim Schlegel: Zwischen Hier und Dort. Andrej Tarkovskijs Bild- und Tonwelten 7
II. Stimmen zu Tarkovskij
Jean-Paul Sartre 17
Sven Nykvist 20
Erland Josephson 21
Ingmar Bergman 21
Tschingis Ajtmatov 22
Alexander Sokurov 22
III. Andrej Tarkovskij: Die Versiegelte Zeit - Auszüge
Vom spirituellen Sinn der Filmkunst 29
Die spirituelle Poesie der Filmbilder 31
Die spirituelle Poesie der Töne 32
Die reale und die erinnerte Zeit 32
Zur Rolle des Schauspielers 34
Zur Krise der modernen Zivilisation 34
Das Gedicht als Film - Ein Kurzfilm-Projekt 35
IV. Die Filme: mit einführenden Texten von Hans-Joachim Schlegel 37
Ivans Kindheit 38
Andrej Rubljov 66
Solaris 118
Spiegel 140
Stalker 178
Nostalghia 210
Opfer 236
V. Biographischer Anhang
Anndrej Tarkovskij: Autobiographische Texte
Lebenslauf zur Bewerbung 267
Über die Mutter 268
Brief an den Vater 268
Über die Apokalypse 269
Fragebogen 273
Aus dem Familienalbum 274
Polaroids: Russland 285
Epilog - Polaroids Italien 299
Biographie: Zusammengestellt von Hans-Joachim Schlegel 314
Sonstige Arbeiten für Theater, Oper, Funk und Film 318
Bibliographie 319