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7 Sieben Eine magische Zahl
7 Sieben
Eine magische Zahl




Reinhard Schlüter

Deutscher Taschenbuch Verlag
EAN: 9783423346405 (ISBN: 3-423-34640-X)
208 Seiten, paperback, 12 x 19cm, 2011, Mit 41 Schwarzweißabbildungen

EUR 9,90
alle Angaben ohne Gewähr

Umschlagtext
Wie viele Köpfe besitzt die todbringende Hydra, wie viele Zwerge bewirten Schneewittchen, wie viele Arme hat die jüdische Menora und wie viele Weltwunder kennt die klassische Antike? Die Antwort ist in allen Fällen: sieben. Diese Zahl ist die allgegenwärtige Begleiterin durch unsere Mythen, Märchen und Religionen, doch sie findet sich auch in Kunst und Technik. Reinhard Schlüter ist all ihren Verästelungen auf der Spur. Ein höchst ungewöhnlicher Einblick in das Wesen unserer Kultur - kenntnisreich und unterhaltsam dargeboten.



Originalausgabe

Deutscher Taschenbuch Verlag www.dtv.de
Rezension
"Über sieben Brücken mußt du gehen, sieben Tage überstehen ..." singt Peter Maffay, James Bond ist 007 und in Siebenmeilenstiefeln eilen wir durch die Sieben-Tage-Woche ... Die Sieben ist die bedeutendste Symbolzahl unserer Kultur; schon die Bibel beginnt mit den 7 Schöpfungstagen und endet mit dem Buch der 7 Siegel. So selbstverständlich wir diese Zahl unterschwellig warnehmen und deuten, ohne sie je recht ins Bewußtsein zu heben, so wenig sind uns die Hintergründe und Zusammenhänge der 7er-Symbolik vertraut. Hier schafft dieses Buch Abhilfe. Der Autor folgt der Zahlenspur 7 durch Aberglauben, Märchen, Mythologie, Religionen bis hin zur Psychologie oder Chemie. Diese Zahl ist die allgegenwärtige Begleiterin durch unsere Mythen, Märchen und Religionen, doch sie findet sich auch in Kunst und Technik. Trotz Würfel-Sechs, chinesischer Glücksacht, globaler Dezimalsysteme, zwölfmonatiger Jahreszyklen und ubiquitärer Dreizehn-Furcht dominiert die Sieben. Warum?

Dieter Bach, lehrerbibliothek.de
Verlagsinfo
Die 7 Weltwunder, der 7. Sinn, James Bond 007, 7 Wochentage, ein Buch mit 7 Siegeln - ein Streifzug durch Epochen und Kulturen auf den Spuren der magischen Zahl.

(K)ein Buch mit 7 Siegeln

Wer von uns wäre wohl ganz frei von abergläubischen Bezügen zum »Siebenschläfertag« oder jenen »sieben Jahren Pech«, die ein zerbrochener Spiegel nach sich ziehen soll? Reinhard Schlüter folgt der Zahlenspur durch Aberglauben, Märchen, Mythologie, Religionen bis hin zur Psychologie oder Chemie. Und wird überall fündig: Da gibt es die sieben Todsünden, die sieben ersten Schritte des neugeborenen Buddha, das Blue-Seven-Phänomen (7 ist eine globale Lieblingszahl und die meisten Menschen mögen Blau), das Siebener-Periodensystem, und natürlich hat die New Yorker Freiheitsstatue sieben Strahlen. Besteht zwischen all den Siebener-Fakten & -Mythen womöglich ein Zusammenhang?

Reinhard Schlüter, geboren 1948, Schule und Studium in München, Publizist (u.a. Süddeutsche Zeitung, Psychologie Heute) und langjähriger Wissens- und Zeitreisen-Autor des Bayerischen Rundfunks. Lebt in Spanien und in Österreich.
Inhaltsverzeichnis
Vorwort
Sieben – Eine magische Zahl 7

Und Drei mach gleich, so bist du reich!
Vom besonderen Umgang mit Zahlen 13

Sieben Mal, sieben Mal – das ist unsere Zahl
Über die Allgegenwart der Sieben 30

Es war einmal ein Vater, der hatte sieben …
Die Sieben in den Märchen 59

»Siebzig Mal sieben« – spricht Jesus
Die Sieben als heilige Zahl 79

Über alle Zeiten
Die Sieben in Kosmos, Wissenschaft und Philosophie 103

Sumer und die Folgen
Vom Ur-Beginn aller Siebenmythen 121

Koloss statt Knossos?
Zweifelhaftes und Bezweifelnswertes 135

In derselben Nacht warf die Sau sieben Junge
Die Sieben ist in den Mythen nicht allgegenwärtig 150

Hinaus zu den Sternen
Schamanen und Nagelstern 168

Zu guter Letzt
Das kleine und das große »Aber« 181

Literaturverzeichnis 189
Dank 196
Bildnachweis 197
Stichwortverzeichnis 198



Vorwort
Sieben – Eine magische Zahl
Wer wäre wohl ganz frei von abergläubischen Bezügen zum
Siebenschläfertag oder jenen sieben Jahren Pech, die ein zerbrochener
Spiegel angeblich nach sich zieht? Abgesehen von
den Siebensachen, die jemand packt, dessen Beziehung im
verflixten siebenten Jahr gescheitert ist, und das, während die
Zeit in Siebenmeilenstiefeln durch die sieben Tage der Woche
eilt. Dass sich die eine oder der andere beim Ausfüllen
der sieben Mal sieben Zahlenreihen eines Lottoscheins –
samt Spiel 77 – mindestens sieben fette Jahre erhofft, steht
indes auf einem anderen Blatt, ebenso die Frage, warum der
Sender ProSieben nicht ProSechs heißt, James Bond nicht
008 und der siebte Sinn dem gleichfalls nicht nachweisbaren
sechsten Sinn immer mehr den Rang abläuft. Auch mit der
Frage, ob dies möglicherweise an den sieben Gesichtsöffnungen
liegt, durch die wir die Welt wahrnehmen, haben
wir das Buch mit den sieben Siegeln allenfalls leicht geöffnet.
Um dieses Buch ganz aufzuschlagen, müssen wir zunächst
eine wahre Horde mythologischer »Schwellenhüter«
passieren, von den sieben Samurai bis zur siebenköpfigen
Hydra, angesichts derer den sieben Zwergen vermutlich die
sieben Löffelchen aus der Hand plumpsen. Doch was ist das
alles gegen die sieben Todsünden, die sieben ersten Schritte
des neugeborenen Buddha und die sieben letzten Worte Jesu
am Kreuz, die sieben Himmel des Islam, die siebenarmige
Menora des Judentums, die sieben Chakras im Hinduismus
und den siebenjährigen Hochwasserzyklus des Nil? Welcher
Zusammenhang besteht zwischen den zahllosen Siebenerfakten
und -mythen? Haben die sieben Zacken in der Krone
der New Yorker Freiheitsstatue womöglich einen Bezug zu
den sieben Weltwundern der Antike?
Wem sich bei alledem die Nackenhaare sträuben, der mag
dies dem Umstand zurechnen, dass sie von genau sieben
Nackenwirbel gestützt werden. Verharren wir also kurz unter
den sieben Farben des Regenbogens, lauschen wir der Musik
aus sieben Ganztonschritten bestehender Tonleitern, tupfen
etwas Speichel (= pH-Wert 7) auf die heiße Stirn und fragen,
warum die meisten Schulkinder – so sie nicht siebengescheit
sind und den Effekt bereits kennen – auf die Bitte,
spontan eine Zahl zwischen drei und elf zu bestimmen,
unfehlbar die Sieben nennen …?
Die Sieben! Keine andere Zahl, kein Symbol kommt ihr
an Mystik gleich, keine Weltreligion und keine Hochkultur,
in deren Mythologie die Sieben nicht einen bedeutenden
Platz hat. Glaube, Aberglaube und Lebensbezüge, die seit
mehr als 6000 Jahren wirken und die sich im neuen Jahrtausend
immer noch zu verstärken scheinen, nehmen Bezug auf
diese Zahl – von Windows 7 bis zur neuerdings siebenjährigen
Garantie beim Automobilkauf, von siebenköpfigen
Höchstgerichten bis zu siebenjährigen Präsidialamtszeiten,
von siebenbezogenen Manga- und Anime-Welterfolgen bis zu
ebensolchen Videospiel-Top-Sellern, von Hollywood-
Schockern bis zum siebenbändigen Harry-Potter-Zyklus
samt zahlreichen Romanen und Sachbüchern, die sämtlich
die »Sieben«, die »Seven«, die »Sept«, die »Siete« oder die
»Shichi« im Titel tragen, ohne dass sich darunter nur ein einziges
Werk findet, das uns dem Ursprung dieser rätselhaften
Mystik näherbringt.
Dabei mangelt es seit jeher weder an staunenden Statements
noch an klugen Aufsätzen zur immerfrischen Omni-
8 Vorwort
präsenz dieser nur scheinbar sperrigen Primzahl. So korrespondiert
etwa der Befund des römischen Parlamentariers
Cicero, die Sieben sei der Knoten so ziemlich aller Dinge, mit zahlenmagischen
Mirakeln wie jenem, dass die Sieben als Quotient
ganzer Zahlen stets die sich unendlich wiederholende
Zahlenfolge 142857 hinter dem Komma erzeugt. Beispiele:
1 : 7 = 0,142857142857…
13 : 7 = 1,857142857142857…
2356 : 7 = 336,57142857142857…
Daneben ließen sich Baumeister und Architekten unterschiedlicher
Epochen durch die Unmöglichkeit, mittels
Lineal und Zirkel ein regelmäßiges Siebeneck zu konstruieren,
mitnichten am Bau zahlloser siebeneckiger Mausoleen
oder Grabkapellen hindern. Besonders setzte sich die Sieben
in der Medizin in Szene, verfasste doch etwa der Urvater der
abendländischen Medizin, Hippokrates, akkurat sieben medizintheoretische
Werke zur Bekämpfung von Epidemien,
während er Unfruchtbarkeit mittels sieben in altem Wein
aufgelösten Efeukörnern zu behandeln pflegte. Dass das hippokratische
Credo: Die Zahl Sieben neigt dazu, alle Dinge ins Sein
zu bringen, Jahrhunderte später auch bei römischen
Geistesgrößen wie dem Stoiker Seneca Widerhall fand (jedes
siebte Jahr drückt seinem Zeitalter seinen Stempel auf), lag allerdings
weniger an der Nachhaltigkeit der hippokratischen Heilmethoden
als daran, dass sich die magisch-mystische Sieben
inzwischen gleichsam flächenbrandartig über die zivilisierte
Welt ausgebreitet hatte. Egal ob man sich als Jude dem einzigen
Gott Jahwe verbunden fühlte oder als Hindu der
Trinität Brahma, Vishnu und Shiva, ob man sich zu Jesus
Christus bekannte oder – wie der Großteil des römischen
Establishments – nach wie vor in den Mithras-Mysterien
Erlösung suchte, ob man sich als Chinese an die konfuziani-
Sieben – Eine magische Zahl 9
sche Staatsräson hielt oder als Agnostiker der hellenischen
Geisteskultur zuneigte: Hätte man auf dieser Erde nicht
schon immer eher das Trennende als das Einigende im Blick
gehabt, hätte man sich in der Antike wie in allen späteren
Epochen mühelos über Kultur- und Sprachgrenzen hinweg
auf jenen gemeinsamen Nenner verständigen können: Die
Sieben drückte sich in Indiens sieben göttlichen Rishis ebenso
aus wie in den siebenstufigen Zikkurats Babylons oder
den sieben Broten, mit denen Jesus die viertausend speiste;
wir finden sie im siebenmaligen Umrunden des Bodhi-
Baumes durch den leibhaftigen Buddha ähnlich wie in den
sieben Himmeln Mesopotamiens, in den sieben Kurfürstentümern
des Heiligen Römischen Kaiserreichs, der siebenbändigen
›Anglo Saxon Chronicle‹, den zahllosen »Septemviraten
« oder – warum nicht? – bei den »sieben Geißlein«.
Wieso gerade die Sieben? Warum läuft diese Zahl in
Sachen Magie allen übrigen Zahlen so deutlich den Rang ab,
obwohl doch aller guten Dinge bekanntlich drei sind, man
vier Himmelsrichtungen unterscheidet und jedes Kind an
den fünf Fingern zu zählen lernt. Trotz Würfel-Sechs, chinesischer
Glücksacht, globaler Dezimalsysteme, zwölfmonatiger
Jahreszyklen und ubiquitärer Dreizehn-Furcht dominiert
die Sieben.
Womöglich wäre diese Frage leichter zu beantworten, hätten
wir es dabei von Anbeginn an mit einem weltweiten Phänomen
zu tun, doch davon kann mitnichten die Rede sein. So
war die Sieben etwa in Australien und Ozeanien, in weiten
Teilen Südamerikas und Afrikas sowie in einigen europäischen
Regionen ursprünglich eine Zahl wie jede andere, sie
existierte bei den Mayas – um nur ein Beispiel zu nennen –
nicht einmal als eigenständige Glyphe, sondern führte als
»2 + 5« eine vergleichsweise traurige Randexistenz.
Warum, wann und wo nahm die Siebenmagie also ihren
Ausgang, wie kam es zu ihrer globalen Ausbreitung und was
10 Vorwort
verleiht dieser Zahl jene Kraft, um sich von Epoche zu
Epoche mit immer neuer Frische zu präsentieren? Vielleicht
bestätigt sich die Annahme C. G. Jungs, dass die magischmystische
Sieben dem kollektiven Unbewussten zuzuordnen sei,
oder vielleicht bewahrheitet sich die Behauptung mancher
Psychologen, dass unser Kurzzeitgedächtnis mittels sieben
Speicherkanäle funktioniere. Womöglich aber strahlt am
Ende gar der von den meisten Kulturforschern angenommene
mesopotamische »Sieben-Urknall« des vierten vorchristlichen
Jahrtausends bis ins dritte nachchristliche Jahrtausend
aus.
Diesen und weiteren Fragen rund um die magische Sieben
wollen wir im Rahmen dieses Buches nachgehen und Bezüge
sammeln, die uns bewusst oder unbewusst immer wieder zur
Sieben führen – und das zu einem Zeitpunkt, an dem die
Erdbevölkerung die Sieben-Milliarden-Schwelle überschreitet
(laut UNO-Schätzung wird dies Anfang 2012 der Fall
sein).
Was zunächst nur Interesse und Neugierde war, entwickelte
sich zu einer Art kulturgeschichtlichem »Parforce-
Ritt«, bei dem die gehirnphysiologischen Wurzeln des
Aberglaubens ebenso zum Thema werden wie die erstaunliche
Haltbarkeit überkommener Mythen, die eiszeitlichen
Wanderbewegungen ebenso wie die gemeinsamen Urgründe
scheinbar unterschiedlicher religiöser Motive sowie – last
but not least – die Frage, welchem Umstand die Welt ein
Getränk mit dem Namen »SevenUp« verdankt.
Mit unvergleichbarer Symbolik führt uns die Sieben vor
Augen, wie sehr in dieser Welt – mittelbar oder unmittelbar –
eines mit dem anderen zusammenhängt und in welch hohem
Maß Menschen unterschiedlichster Kulturen aus den gleichen
archaischen Quellen schöpfen. Grund genug, dem
müden Seufzer von Goethes ach so vielstudiertem Doktor
Faust, die Zeiten der Vergangenheit sind uns ein Buch mit sieben Siegeln,
Sieben – Eine magische Zahl 11
eine Absage zu erteilen und uns stattdessen an die Erkenntnis
des mit Symbolen jedweder Art bestens vertrauten Philosophen
Paul Ricoeur zu halten: Kein Mensch kann wissen, in welcher
Zeit er lebt, der nicht in die Erinnerung hinabsteigt, um eine
Verbindung zwischen Tradition & Fortschritt herzustellen.

Im Herbst 2010
Reinhard Schlüter
12 Vorwort