Der Maler, Grafiker, Zeichner und Fotograf Wols (1913-1951), dessen bürgerlicher Name „Alfred Otto Wolfgang Schulze“ war, gehört im deutschsprachigen Raum zu den wenig bekannten Künstlern. Wols hatte ein bewegtes Leben, er musste mehrmals wegen der Nationalsozialisten emigrieren, war nach Ausbruch des Zweiten Weltkriegs in französischen Lagern als „unerwünschter Ausländer“ interniert und lebte oft am Existenzminimum. So schrieb der mit ihm befreundete Philosoph Jean-Paul Sartre über ihn: „Klee ist ein Engel, Wols ein armer Teufel. Der eine schafft oder wiederschafft die Wunder dieser Welt, der andere erfährt an ihnen das wunderbare Entsetzen.“ Von Wols stammen ungefähr 80 Ölgemälde und 1000 Aquarelle und Zeichnungen. Die Arbeiten des deutsch-französischen Künstlers bewegen sich an der Schnittstelle von Surrealismus und Informel, er gilt als Wegbereiter des Tachismus.
Bei Schirmer/Mosel ist eine dreibändige Gesamtedition von Wols` Œuvre erschienen. 2010 wurde dort die erste vollständige Ausgabe der „Aphorismen“ veröffentlicht nebst einer Auswahl von 36 Arbeiten. Seit 2021 ist der Band „Die Gemälde. Paris 1946-1951“ in dem renommierten Münchner Kunstverlag zugänglich. Die Bearbeitung lag in den Händen von Patrycja de Bieberstein Ilgner, der Leiterin des Wols Archivs in Bremen. Von der Kunsthistorikerin wurde auch der jüngst publizierte Band „Aquarelle“ veröffentlicht. Beide Bände sind bei Schirmer/Mosel auch im Schuber zum Preis von 198€ erhältlich.
Der neue ästhetisch überaus gelungene Band zu Wols` Aquarellen zeugt von seinem vielschichtigen künstlerischen Können. 133 Arbeiten von ihm wurden von de Bieberstein Ilgner gekonnt ausgewählt. Außerdem enthält das mit 167 Abbildungen versehene Buch eine aufschlussreiche Einleitung von ihr in das vielfältige Œuvre des Künstlers. Lehrkräfte des Faches Bildende Kunst werden durch den vorliegenden Band motiviert, sich im Unterricht mit den Arbeiten von Wols auseinanderzusetzen, zum Beispiel durch einen Vergleich mit Werken von Paul Klee. Manche Werke von Wols eigenen sich auch zum Philosophieren über den Kosmos.
Fazit: Mit dem abschließenden Band der Gesamtedition von Wols zu seinen „Aquarellen“ werden der Öffentlichkeit erstmals bisher kaum bekannte wirkungsmächtige Arbeiten eines künstlerischen Solitärs zugänglich gemacht, ohne welche die Kunstgeschichte in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts unverständlich bleibt.

Dr. Marcel Remme, für lehrerbibliothek.de

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