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Sterben und Tod — Teil des Lebens
Sterben und Tod — Teil des Lebens




Christian Grethlein

Evangelische Verlagsanstalt
EAN: 9783374072583 (ISBN: 3-374-07258-5)
256 Seiten, paperback, 12 x 19cm, Juli, 2022

EUR 38,00
alle Angaben ohne Gewähr

Umschlagtext
Sterben und Tod - und damit ein wichtiger Teil der Geschöpflichkeit - sind aus dem Alltag der meisten Menschen verschwunden. Über viele Jahrhunderte gehörten die Vorbereitung auf das Sterben, die Begleitung der Sterbenden sowie der Umgang mit den Toten selbstverständlich zum Alltag. Dies hat sich in den letzten zweihundert Jahren tiefgreifend verändert. Hiermit ist aber - so die These des Buchs - die nicht zuletzt ökologisch bedrohliche Unfähigkeit verbunden, sich zu begrenzen bzw. aufzuhören. Zu einem achtsamen Umgang mit Schöpfung gehört das Einbeziehen von Sterben und Tod. Von daher kommt dem Umgang mit Sterben und Tod über die pastorale Aufgabe hinaus grundsätzliche Bedeutung für eine Gesellschaft zu.

Christian Grethlein, Dr. theol., Jahrgang 1954, studierte Evangelische Theologie und Philosophie in München, Göttingen und Erlangen. Er ist Professor em. für Praktische Theologie mit einem Schwerpunkt in Religionspädagogik in Münster. 1991 begründete er die »Arbeiten zur Praktischen Theologie«, von 1992 bis 2018 gehörte er zum Herausgeberkollegium der Theologischen Literaturzeitung (ThLZ), von 2006 bis 2009 war er Vorsitzender des Evangelisch-Theologischen Fakultätentags und von 2010 bis 2012 Opus-magnum-Stipendiat der VolkswagenStiftung.
Rezension
Die Vorbereitung auf das Sterben, die Begleitung der Sterbenden sowie der Umgang mit den Toten sind heute weitgehend aus dem Leben der Menschen verschwunden. Damit ist, so die Haupt-These des Buchs, die Unfähigkeit verbunden, sich zu begrenzen bzw. aufzuhören. Zu einem achtsamen Umgang mit Schöpfung gehört das Einbeziehen von Sterben und Tod. Der Autor wendet sich gegen diese von ihm konstatierte Verdrängung von Sterben und Tod, eine seiner Einschätzung nach einseitige Ausrichtung auf Lebensverlängerung und die im staatlichen und kurativ-medizinischen Handeln zum Ausdruck kommende Fixierung auf lineare Lebensdauer und die damit verbundene Vernachlässigung der psychischen, sozialen und spirituellen Dimension menschlichen Leben. Ob diese klassische Tabuisierungs-These von Sterben und Tod wirklich haltbar ist und ob man sie - derart polemisch - sogar auch einem EKD-Ratsvorsitzenden (Heinrich Bedford-Strohm) (im ganz anderen Corona-Kontext) unterstellen kann (vgl. Vorwort), sei dahingestellt. Der Autor sieht jedenfalls einen "Transhumanismus" am Werk, der nach Unsterblichkeit bzw. – milder formuliert – Nichtsterblichkeit strebt. Bei aller möglichen Berechtigung an einer womöglichen Tabuisierung von Sterben und Tod in unserer Gesellschaft, findet sich hier eine, in religiösen Kreisen nicht un-übliche, rückwärtsgewandte, womöglich anti-aufklärerische, anti-technisch-medizinische konservative Kritik unserer Gegenwartsgesellschaft, die ihrerseits wiederum einer Kritik zu unterziehen wäre.

Thomas Bernhard, lehrerbibliothek.de
Inhaltsverzeichnis
Einleitung: Gegenwärtige Herausforderungen

Kapitel 1 – Verdrängung von Sterben und Tod 9

Geschichtliche Perspektive: Die Alltäglichkeit von Sterben und Tod 30

Kapitel 2 – Sterben und Tod im Alten Testament 32
Kapitel 3 – Sterben und Tod im Neuen Testament 42
Kapitel 4 – Sterben und Tod in der Alten Kirche 56
Kapitel 5 – Sterben und Tod im Mittelalter 68
Kapitel 6 – Sterben und Tod in der Neuzeit 90
Kapitel 7 – Einsichten 105

Gegenwartsbezogene Perspektive: Verschwinden von Sterben und Tod aus dem Alltag 109

Kapitel 8 – Allgemeine Veränderungen 111
Kapitel 9 – Veränderungen in der Daseins- und Wertorientierung 126
Kapitel 10 – Veränderungen im Umgang mit Sterben und Tod 140
Kapitel 11 – Einsichten 159

Gesellschaftstheoretische Perspektive: Ausblendung von Sterben und Tod 164

Kapitel 12 – Risikogesellschaft 166
Kapitel 13 – Erlebnisgesellschaft 177
Kapitel 14 – Gesellschaft in der Perspektive der Resonanztheorie 187
Kapitel 15 – Psychologie des erfüllten Lebens 195
Kapitel 16 – Einsichten 202

Innovative Perspektive: Sterben und Tod als Teil des Lebens 205

Kapitel 17 – Hospice und Palliative Care 207
Kapitel 18 – Neue Entwicklungen im Bestattungswesen 221
Kapitel 19 – Suizid 236
Kapitel 20 – Einsichten 246

Ausblick: Vom »Immer-Mehr« zum »Aufhören« 249

Kapitel 21 – Sterben und Tod als Teil des Lebens 249