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Mittelweg 36. Zeitschrift des Hamburger Instituts für Sozialforschung Metamorphosen der Kritischen Theorie 30. Jahrgang Heft 3 Juni/Juli 2021
Mittelweg 36. Zeitschrift des Hamburger Instituts für Sozialforschung
Metamorphosen der Kritischen Theorie


30. Jahrgang Heft 3 Juni/Juli 2021
Hamburger Edition
EAN: 9783868547610 (ISBN: 3-86854-761-4)
112 Seiten, kartoniert, 16 x 24cm, Juni, 2021

EUR 12,00
alle Angaben ohne Gewähr

Umschlagtext
Für ihre Anhänger war die Kritische Theorie Ausdruck einer Lebenshaltung der Nonkonformität und Ausweis intellektueller Widerständigkeit. Doch was passierte mit dem vielfältigen Erbe der Frankfurter Schule, nachdem es in die zerstreute wissenschaftliche und gesellschaftliche Praxis entlassen worden war? Jörg Später
Rezension
Die Frankfurter Schule gehört zu den wirkungsmächtigsten philosophischen und soziologischen Richtungen des 20. Jahrhunderts. Hervorgegangen ist sie aus dem 1924 in Frankfurt am Main eröffneten Institut für Sozialforschung, das von den Nationalsozialisten 1933 geschlossen wurde, worauf fast alle seine Mitglieder in die USA ins Exil gingen, wo sie an dem an die New Yorker Columbia University verlagerten Institute for Social Research wirkten. 1950 wurde das Institut für Sozialforschung in Frankfurt wiedereröffnet. Angesichts der Panökonomisierung der Lebensbereiche im digitalen Kapitalismus erfährt die Kritische Theorie zurzeit im sozial- und kulturwissenschaftlichen Diskurs eine Renaissance, die durch die Edition nachgelassener Schriften und Vorträge ihrer Protagonisten flankiert wird.
Daher kann das dritte Heft 2021 des „Mittelweg 36“, der zweimonatlich erscheinenden „Zeitschrift des Hamburger Instituts für Sozialforschung“, besondere Aktualität für sich reklamieren. Diese Ausgabe widmet sich den „Metamorphosen der Kritischen Theorie“. Sie enthält vier aufschlussreiche Beiträge zur Geschichte, zu „Spuren“ der Frankfurter Schule nach Adorno: zu Rolf Tiedemanns Ausgabe von Walter Benjamins Gesammelten Schriften, zur Tätigkeit von Oskar Negt, Detlev Claussen und Dan Diner im Sozialistischen Büro in Offenbach, zu den ‚kritischen‘ Spielfilmen Alexander Kluges, sowie zur Rezeption der Kritischen Theorie in der Literatur.
Besondere Erwähnung verdienen die 12 zweiseitigen Beträge von Wissenschaftler:innen, in denen sie der Frage nach der Aktualität der Kritischen Theorie nachgehen. Während der ehemalige Luhmann-Assistent und Herausgeber der FAZ, Jürgen Kaube, der Kritischen Theorie abspricht, eine umfassende Gesellschaftstheorie der gegenwärtigen Zeit zu liefern, betonen andere die Aktualität der Kritischen Theorie. So verweist Rainer Forst, Professor für Politische Theorie und Philosophie an der Goethe-Universität Frankfurt, auf die produktive Verbindung dieser Richtung von Gesellschaftsanalyse und Philosophie. Stephan Lessenich, seit Juli 2021 Direktor des Frankfurter Instituts für Sozialforschung, betont den normativen Anspruch der Kritischen Theorie, die ihre „Identität in der Nichtidentität zum Bestehenden“ sieht. Lehrkräfte der Fächer Philosophie, Ethik und Politik werden durch das Zeitschriftenheft aufgefordert, sich im Unterricht mit der älteren Kritischen Theorie problemorientiert auseinanderzusetzen.
Fazit: Die Ausgabe des „Mittelweg 36“ zu den „Metamorphosen der Kritischen Theorie“ lädt angesichts aktueller gesellschaftlicher Entwicklungen dazu ein, die „Flaschenpost“ der älteren Frankfurter Schule zu öffnen.

Dr. Marcel Remme, für lehrerbibliothek.de
Verlagsinfo
Heft 3 Juni/Juli 2021
Metamorphosen der Kritischen Theorie
112 Seiten, Broschur
ISBN 978-3-86854-761-0
Zum Heft
Wohl keine andere intellektuelle Gruppierung prägte das akademische und gesellschaftliche Leben der Bundesrepublik derart nachhaltig wie die von Theodor W. Adorno und Max Horkheimer geführte Frankfurter Schule. Doch während die Geschichte der Institution und ihrer wichtigsten Protagonisten vergleichsweise gut erforscht ist, harren viele der Spuren, die sie im Denken ihrer zahlreichen Schüler und im kulturellen Leben der Bundesrepublik hinterlassen haben, nach wie vor der Entdeckung. Höchste Zeit also, sich auf die Suche zu machen nach den Metamorphosen der Kritischen Theorie
»Für ihre Anhänger war die Kritische Theorie Ausdruck einer Lebenshaltung der Nonkonformität und Ausweis intellektueller Widerständigkeit. Doch was passierte mit dem vielfältigen Erbe der Frankfurter Schule, nachdem es in die zerstreute wissenschaftliche und gesellschaftliche Praxis entlassen worden war?« Jörg Später
Inhaltsverzeichnis
Jörg Später
Nach Adorno 3
Robert Pursche
Philologie als Barrikadenkampf. Rolf Tiedemann und die Arbeit für Walter Benjamins Nachleben 12
Zarin Aschrafi/Jörg Später
Knotenpunkt Offenbach. Oskar Negt, Detlev Claussen, Dan Diner und das Denken nach Auschwitz 41
Steffen Andrae/Jörg Später
Der Hofregisseur der Frankfurter Schule? Alexander Kluge, Adorno und der Film 65
Robert Zwarg
Fabelwesen. Die Kritische Theorie in der Literatur 90
Wie aktuell ist die Kritische Theorie?
Beiträge von Dirk Braunstein, Philipp Felsch, Rainer Forst, Christoph Henning, Jürgen Kaube, Christine Kirchhoff, Magnus Klaue, Philipp Lenhard, Stephan Lessenich, Angar Martins, Thomas Meyer, Juliane Rebentisch