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Mehr Religion als gedacht! Wie die Rede von Säkularisierung in die Irre führt
Mehr Religion als gedacht!
Wie die Rede von Säkularisierung in die Irre führt




Stefan Knobloch

Herder Verlag
EAN: 9783451291418 (ISBN: 3-451-29141-X)
206 Seiten, paperback, 14 x 22cm, 2006

EUR 16,90
alle Angaben ohne Gewähr

Umschlagtext
Wie religiös ist Deutschland? Nimmt die Religiosität hierzulande zu oder ab? Stefan Knobloch demonstriert, dass die Rede von der Säkularisierung mehr verschleiert, als sie besagt. Keineswegs ist alles Religionslosigkeit oder Gottlosigkeit, was als solches erscheint. Religion ist mehr als das, was man gewöhnlich unter ihr versteht. Auch darf die heutige Individualisierung der religiösen Ausdrucksformen nicht einfach als Rückzug der Religion ins Private gedeutet werden. Es ist außerordentlich trügerisch, in Fragen der Religion den empirischen Wissenschaften die alleinige Deutungskompetenz einzuräumen.

Das vorliegende Buch bietet Kriterien für die Wahrnehmung von Religiosität und konkrete Ansätze für die Kommunikation religiöser Erfahrungen. Es verändert das Denken über Religion.



DER AUTOR

Stefan Knobloch, Kapuziner, Professor em. für Praktische Theologie an der Universität Mainz, zahlreiche Veröffentlichungen; bei Herder zuletzt »Praktische Theologie. Ein Lehrbuch für Studium und Pastoral«.
Rezension
Nach Meinung des emeritierten katholischen Mainzer Pastoraltheologen Stefan Knobloch ist weniger die Säkularisierung als vielmehr die Individualisierung für die künftige Entwicklung von Religion und Kirche in unserer Gesellschaft bedeutsam. Die Grundfragen menschlicher Existenz sind nicht überholt und nicht überholbar; insofern kehrt das Religiöse wieder bzw. ist immer schon da. In Anlehnung an Karl Rahner geht es Knobloch um das Anknüpfen an die spirituelle Sehnsucht in der Lebensmitte des Menschen; Religion und Kirche haben dem Menschen in sein reales Leben zu folgen. Das Fragen und Sehnen des Menschen ist dann mit der christlichen Botschaft in Beziehung zu setzen.

Jens Walter, lehrerbibliothek.de
Verlagsinfo
Das Buch zeigt, dass die Rede von der Säkularisierung mehr verschleiert, als sie besagt. Es ist keineswegs alles Religions­losigkeit oder Gottlosigkeit, was als solche erscheint. Religion ist mehr als das, was man gewöhnlich unter ihr versteht. Die Menschen sind institutionsmüde geworden, religiöse Ausdrucksformen individualisieren sich - und das ist keineswegs gleichbedeutend mit einem Rückzug der Religion ins Private. In der Frage der Religion darf man daher den empirischen Wissenschaften nicht die alleinige Deutungskompetenz einräumen. Stefan Knobloch bietet wertvolle Kriterien für die Wahrnehmung von Religiosität und konkrete Ansätze für die Kommunikation religiöser Erfahrungen. Ein Buch, das unser Denken über Religion verändert.


Würzburg. kath. Sonntagsblatt
08. Oktober 2006

Buchempfehlung im Zusammenhang mit Sinus-Milieu-Studie

Mehr Religion als gedacht

Die Frage nach dem Religiösen in Ver­bindung mit der biblischen Botschaft, der Lehre und Tradition der Kirche sowie dem Glauben des Einzelnen steht immer wieder im Fokus zahlreicher Diskussionen. Dabei geht es immer wieder kontrovers um Definitionen und Definitionsversuche, wenn Gläubige und Vertreter der Kirche miteinander um sprachliche Verständigungen, schriftliche Formulierungen oder gemeinsam klar als religiös erkennbare Bilder ringen. Die seit einigen Monaten im kirchlichen Kontext diskutierten Ergebnisse der "Sinus-Milieu-Studie" beispielsweise werfen einmal mehr deutli­che Schlaglichter darauf, dass Vorstel­lungen der katholischen Kirche für un­terschiedliche Personengruppen unter­schiedlicher Formulierungen und Bilder bedürfen.
Der emeritierte Mainzer Pastoral­theologe Stefan Knobloch widmet sich in seinem Werk diesen Stichworten sehr grundlegend und. analytisch.
In einem ersten Analyseschritt fragt er nach den Gründen solcher Beschrei­bungen, die er in einer eher internen religionswissenschaftlichen Fachdiskus­sion ausmacht. Versuchen zur Definiti­on eines funktionalen und substanziel­len Religionsbegriffs setzt er theologi­sche Vergewisserungen gegenüber und verweist deutlich auf die "vielfach unentdeckte transzendentale Bezogenheit des Menschen, die in der christlichen Religion zur vollen Geltung kommt".
Im zweiten Teil seines Buches wid­met sich der Kapuziner der Frage "Wiederkehr oder epochaler Umbruch der Religion?", die er vor dem Hintergrund von Religionstypologien und Säkularisierungs­tendenzen reflektiert, um anschließend Signaturen für den Umbruch der Religion zu formulieren.
Im abschließenden Kapi­tel zeigt Knobloch den An­spruch der Religion auf, das verborgene Geheimnis des Menschen zu bewahren. Mit Blick auf das Zweite Vatikanische Konzil und auf Karl Rahners Verständnis vom Menschen als "Wesen des Geheimnisses" münden seine Überlegungen in rich­tungweisende Perspektiven, die für reli­giös Suchende, Gläubige und im kirch­lichen Kontext Handelnde Orientierung und Wegweisung sein können.
Knoblochs Werk ist nicht zuletzt wegen der komplexen Materie kein einfach zu lesendes Buch. Interessant ist es aber allemal - auch für Nicht­theologen.
Inhaltsverzeichnis
Vorwort 9

A. Vorklärungen zur Komplexität der Frage nach der Religion

1. Kapitel: Religion als Phänomen 15
1. Der Ansatz bei der Religion als Phänomen 15
2. Die Aufgabe, die Religion als Phänomen theologisch zu deuten 16

2. Kapitel: Was im Lauf der Christentumsgeschichte mit Religion bezeichnet wurde 22
1. Religio - ein europäischer Begriff 22
2. Sich wandelnde Akzentsetzungen 24

3. Kapitel: Der Einfluß der Religionswissenschaften und der Religionssoziologie auf den Begriff und das Phänomen der Religion 28
1. Der Verzicht auf eine Definition der Religion 29
2. Der Akzent auf der Funktion der Religion 31
3. Der Einfluß auf die Wahrnehmung des religiösen Feldes 33

4. Kapitel: Zur Problematik des funktionalen und substantiellen Religionsbegriffs 37
1. Der funktionale Religionsbegriff 38
2. Der substantielle Religionsbegriff 40
3. Mischformen 41
4. Strukturimmanenz 42

5. Kapitel: Der theologische Begriff der christlichen Religion 45
1. Theologische Vergewisserungen 45
1.1 Die alles entscheidende Vorgabe: das Faktum der Offenbarung 46
1.2 Die hermeneutischen Verstehensbedingungen der Offenbarung 47
1.3 Die der christlichen Religion immanente kenotische Struktur 49
1.4 Der Bezug zu Gott 50
1.5 Die Würde des Menschen 51
1.6 Der Heilsaspekt 52
2. Unbegründete Generalisierung? 54
3. Christliche Religion/nichtchristliche Religionen 56
3.1 Exklusivismus, Inldusivismus, Pluralismus 57
3.2 Dialog als Öffnung zu Gott 61
3.3 Offenbarung als Gottes Offenbarung 62
3.4 Reziproke Komplementarität 63

B. Wiederkehr oder epochaler Umbruch der Religion?

6. Kapitel: Von der empirischen Erfassung des gegenwärtigen religiösen Feldes -
Die Begrenztheit religiöser Typologien 71
1. Eine Religionstypologie aus Frankfurt/Oder 73
2. Eine Religionstypologie nach Hans-Georg Ziebertz 77
3. Ein Vergleich der Typologien 78

7. Kapitel: Säkularisierung oder Individualisierung der Religion? - Ein Paradigmenstreit 80
1. Religion aus der Perspektive der Säkularisierung 80
2. Religion aus der Perspektive der Individualisierung 83
3. Drei Dimensionen der Säkularisierung und ihre Diskussion 84
4. Das Phänomen der gesellschaftlichen Resonanz auf „Vergessenes" 89

8. Kapitel: Paradoxe Verschränkung von Privatisierung und Entprivatisierung der Religion 91
1. Bedingte Privatisierung der Religion 91
2. Die Zivilgesellschaft als Arena der Entprivatisierung der Religion 92
3. Die Zivilreligion der Zivilgesellschaft 95
4. Hinweise auf zivilreligiöse Grundbestände 96
5. Jürgen Habermas' philosophische Einlassungen der letzten Jahre 99

9. Kapitel: Die neue Sensibilität für das Geheimnishafte des Lebens als Herausforderung an die Religion 101
1. Symptome einer neuen Sensibilität für das Geheimnishafte 102
2. Der Fokus der anthropologisch dimensionierten Theologie auf der Geheimnishaftigkeit des Menschen 103
3. Religion als Kommunikation 106
4. Religion, Geheimnisstrukturen und radikal Böses 108

10. Kapitel: Signaturen des epochalen Umbruchs der Religion 112
1. Negative Umbruchssymptome und Anzeichen positiver Umbrüche 113
2. Der epochale Umbruch der religiösen Individualisierung 115
3. Die Arena der Zivilgesellschaft 116
4. Die Frage nach den tieferen Quellen des Lebens 117

C. Religion: Das verborgene Geheimnis des Menschen bergen

11. Kapitel: Konstitutionstheoretische Begründung der Religiosität des Menschen - und mehr 124
1. Ein heuristisches Modell der Religiosität 124
2. Die theologische Diskussion des Begründungsgangs Oevermanns 127

12. Kapitel: Die hohe Berufung des Menschen -
Zur Anthropologie des Zweiten Vatikanischen Konzils 133
1. Der von Gott ins Leben gerufene Mensch 134
2. Nicht nur ins Leben, auch ins Heil gerufen 136
3. Das Konzil als Vermittler der hohen Berufung des Menschen 138
4. Gott - den Menschen nahe 140
5. Des Menschen Suche nach Gott 142

13. Kapitel: Der Mensch als „Wesen des Geheimnisses" -
Zur theologischen Anthropologie Karl Rahners 146
1. Warum Karl Rahner 147
2. Gegenwartsgefährdungen des Menschen und ihr Bestehen 151
3. Der Mensch als „Wesen des Geheimnisses" - Das (übernatürliche) Existential 156

14. Kapitel: Das Geheimnis des Menschen bergen - Praktischtheologische Operationalisierungen 164
1. „Wird der Menschensohn, wenn er kommt, auf der Erde (noch) Glauben vorfinden?" (Lk 18,8 b) 165
2. Eine Brücke zur Operationalisierung: Der Ansatz bei den Erfahrungen der Selbsttranszendenz 170
3. Eine Operationalisierung über die Ernstnahme empirischer Forschungsergebnisse 172
4. Operationalisierung konkret 179

Literaturverzeichnis 183
Anmerkungen 194