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Grundriss der Geschichte der Philosophie Deutschsprachiger Raum 1800-1830
Grundriss der Geschichte der Philosophie
Deutschsprachiger Raum 1800-1830




Gerald Hartung (Hrsg.)

Schwabe Basel
EAN: 9783796540905 (ISBN: 3-7965-4090-2)
552 Seiten, hardcover, 17 x 25cm, Oktober, 2020, Leinen mit Schutzumschlag

EUR 220,00
alle Angaben ohne Gewähr

Rezension
Eine Philosophiegeschichte gehört zum grundlegenden Handwerkszeug eines Philosophen. Mit dem Grundriss der Geschichte der Philosophie liegt eine Philosophiegeschichte vor, die im deutschsprachigen Raum einzigartig ist und auch international durchaus zurecht als "Handbuch von Weltruf" (Gadamer) gelten darf.

Der Grundriss, der ursprünglich vom Philosophiehistoriker Friedrich Ueberweg verfasst wurde und in vier Bänden vorlag, wird seit Mitte der 1980er Jahre grundlegend überarbeitet. Die verschiedenen philosophiegeschichtlichen Epochen (Antike, Mittelalter usw.) sind in verschiedene Reihen gegliedert. Grundanliegen der Neuausrichtung ist zudem, auch andere Kulturräume in den Blick zu nehmen. So wird beispielsweise auch an einer Reihe zur Philosophie in der islamischen Welt gearbeitet.
Herausgeber der Reihe "Die Philosophie des 19. Jahrhunderts" sind Laurent Cesalli (Genf) und Gerald Hartung (Wuppertal), wobei Hartung auch Herausgeber des Bandes "Deutschsprachiger Raum 1800-1830" ist. Ein kurzer Abschnitt aus dem Vorwort zur Reihe hilft, sich eine Vorstellung vom Gesamtanliegen der Reihe zu machen: "Im Gegensatz zur alten Ausgabe von Friedrich Ueberwegs "Grundriss der Geschichte der Philosophie" (1862-1928) werden nicht mehr Konfessions- und Nationalitätsgrenzen als strukturbildend vorausgesetzt, noch wird eine immanente Teleologie in die Philosophiegeschichte mit der Option eines letzten Systems der Philosophie implementiert, sondern vielmehr das Neben- und Miteinander philosophischer Strömungen und Denkrichtungen, Schulbildungen und Debatten in den Blick genommen" (XI).
Auf dieser Grundlage ergibt sich folgender Aufbau der Reihe: Band 1: Deutschsprachiger Raum (Teil 1: 1800-1830, Teil 2: 1830-1870, Teil 3: 1870-1914/18), Band 2: Großbritannien und Nordamerika, Band 3: Frankreich und Belgien, Band 4: Italien und Südosteuropa (in zwei Teilen), Band 5: Spanien und Portugal (in Beziehungen zu Lateinamerika), Band 6: Niederlande und Nordeuropa, Band 7: Osteuropa.
Zum Aufbau des vorliegenden Bandes: Es werden vor allem Philosophen in den Blick genommen, die zwischen 1800 und 1830 im deutschsprachigen Raum "gewirkt" haben. Die Beiträge zu den Philosophen sind fast immer gleich aufgebaut. Betrachtet werden: Leben, Werk im Überblick, Lehre, Wirkung, Bibliographie. Behandelt werden die Philosophen: Johann Gottlieb Fichte (§ 2), Friedrich Wilhelm Joseph Schelling (§ 4), Jakob Friedrich Fries (§ 8), Karl Christian Friedrich Krause (§ 10), Friedrich Daniel Ernst Schleiermacher (§ 12), Wilhelm von Humboldt (§ 13), Georg Wilhelm Friedrich Hegel (§ 14), Arthur Schopenhauer (§ 15), Bernhard Bolzano (§ 17). Daneben werden "Schulen" einzelner Philosophen betrachtet (Fichte-Schule, Schelling-Schule, Fries-Schule) sowie ausgewählte "Debatten" (u.a. "Debatte über Naturphilosophie und Naturwissenschaft" (§ 6), "Debatte über Kunst und Philosophie (§ 11)). Eine sehr lesenswerte Einführung in "Das lange 19. Jahrhundert" nimmt der Herausgeber Gerald Hartung selbst vor. Autoren sind namenhafte Philosophen und Philosophiehistoriker sowie Wissenschaftstheoretiker (tatsächlich auch ohne -innen): Thomas Leinkauf, Christian Thein, Helmut Pulte, Tilman Borsche, Christian Tapp (Auswahl). Abgerundet wird der Band durch ein Sach- und Personenregister.
Stellvertretend für die Kapitel zu den Philosophen folgt ein kurzer Einblick in das Kapitel zu Schleiermacher (Martin Ohst): 1. Kurze Vorstellung des Lebens, 2. Kurze Vorstellung des Werkes im Überblick, 3. Lehre: Frühes Werk, Wendung zur Transzendentalphilosophie, Die Entwicklung des eigenen Systems, Dialektik, Ethik I, Ethik II, 4. Wirkung, 5. Bibliographie: 1. Siglen, 2. Primärliteratur, Sekundärliteratur (fast 40 Titel). Inhaltlich ist das Werk Schleiermachers durchaus treffend (im Überblick) wiedergegeben.

Fazit: Wenn man Informationen zu Philosophen und ihren Werken sucht, ist der "Grundriss der Geschichte der Philosophie" immer der erste Zugriff. Dies wird sich in den nächsten Jahrzehnten sicherlich nicht ändern, denn mit den Bänden der Reihe wird der aktuelle Forschungsstand treffend wiedergegeben. Man möchte den "Grundriss" gern auch in Schülerhände geben, als gesicherte Informationsquelle für Referate und Facharbeiten und als Zeugnis einer herausragenden Leistung.

Stefan Düfel, Lehrerbibliothek.de
Verlagsinfo
Dieser Band zur Philosophie im deutschsprachigen Raum von 1800 bis 1830 behandelt neben den kanonischen Denkern wie Fichte, Schelling und Hegel auch Schul- und Netzwerkbildungen. Die internationale Autorenschaft betrachtet ausserdem detailliert die Verflechtungen der Philosophiegeschichte mit der Kultur- und Wissenschaftsgeschichte, behandelt gesondert akademische und öffentliche Debatten und erörtert die Bedeutung von Medien (Zeitungen, Journalen usw.) für den philosophischen Diskurs.

Der Band ist der erste von drei Teilbänden zur Philosophie im deutschsprachigen Raum, die zusammen den Ankerpunkt der Grundriss-Reihe Die Philosophie des 19. Jahrhunderts bilden. Die beiden weiteren Teilbände werden den Zeiträumen 1830 bis 1871 und 1871 bis 1914/18 gewidmet sein. Die Reihe zum 19. Jahrhundert schliesst nahtlos an die Darstellung der Philosophiegeschichte in der Reihe Die Philosophie des 18. Jahrhunderts an.

Gerald Hartung studierte Philosophie, Religionswissenschaft und Literaturwissenschaft an der Freien Universität Berlin, wo er 1994 zur Naturrechtsdebatte promovierte. 2002 habilitierte er sich mit der Arbeit «Das Maß des Menschen» an der Universität Leipzig. Seit 2010 ist er Professor für Philosophie: Kulturphilosophie/Ästhetik an der Bergischen Universität Wuppertal. Seine Arbeitsschwerpunkte sind Philosophische Anthropologie und Kulturphilosophie, Philosophie- und Wissenschaftsgeschichte des 19. und 20. Jahrhunderts, deutsch-jüdische Geistesgeschichte.
Inhaltsverzeichnis
Vorwort zur Reihe ... XI

Vorwort zu Band 1 ... XV

Das lange 19. Jahrhundert: Die institutionellen Bedingungen der Philosophie und die Formen ihrer Vermittlung ... 1

Johann Gottlieb Fichte ... 109

Fichte-Schule ... 138

Friedrich Wilhelm Joseph Schelling ... 151

Schelling-Schule und Kritik ... 196

Debatte über Naturphilosophie und Naturwissenschaft ... 213

Debatte über philosophischen Realismus und Fundamentalphilosophie ... 245

Jakob Friedrich Fries ... 261

Die frühe Fries-Schule ... 283

Karl Christian Friedrich Krause ... 298

Die Debatte über Kunst und Philosophie ... 319

Friedrich Daniel Ernst Schleiermacher ... 349

Wilhelm von Humboldt ... 376

Georg Wilhelm Friedrich Hegel ... 400

Arthur Schopenhauer ... 437

Debatte über Psychologie auf empirischer Grundlage: Friedrich Eduard Herbart und Johann Friedrich Beneke ... 459

Bernard Bolzano ... 502

Sachregister ... 533
Personenregister ... 545