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Das Geld als Zauberstab und die Macht der internationalen Finanzmärkte
Das Geld als Zauberstab und die Macht der internationalen Finanzmärkte




Erich Kitzmüller, Herwig Büchele

LIT
EAN: 9783825882815 (ISBN: 3-8258-8281-0)
479 Seiten, 14 x 21cm, 2005

EUR 22,90
alle Angaben ohne Gewähr

Rezension
Während in den letzten Jahrzehnten ökonomische Themen in allgemeinbildenden Schulen nur am Rande behandelt wurden, meist im Politik-, Geschichts- oder Erdkundeunterricht, haben mehrere Bundesländer >Wirtschaft< mittlerweile als reguläres Unterrichtsfach an Gymnasien eingeführt, andere haben Fächerverbünde mit Wirtschaft gebildet. Angesichts der Globalisierung und den damit verbundenen Entwicklungen gibt es gute Gründe auch im allgemeinbildenden Schulsystem Fragen (!) der Volks- und Betriebswirtschaftslehre mehr Aufmerksamkeit zu schenken als bisher. Für den Lehrer, der nicht über Grundkenntnisse in Ökonomie verfügt, stellt sich aber die Frage nach der Aneignung dieses Wissens. Lehr- und Schulbücher der Ökonomie ? Nur bedingt, denn oftmals ermöglichen sie dem Laien keinen Zugang zu den Themen. Wirtschaftsseiten der überregionalen Tageszeitungen ? Selten, denn die Verfasser gehen schon von ganz bestimmten ökonomischen Prämissen aus, ohne diese dem Leser zu explizieren.
In dieser Situation kann das 2005 in zweiter Auflage erschienene Buch >Das Geld als Zauberstab und die Macht der internationalen Finanzmärkte< helfen. Die beiden Autoren Erich Kitzmüller, Honorarprofessor für Wirtschaftsphilosophie an der Universität Klagenfurt, und Herwig Büchele, emeritierter Professor für Christliche Gesellschaftslehre an der Universität Innsbruck, haben sich schon in bisherigen Publikationen mit Problemen der Ökonomie auseinandergesetzt. Ihr Programm könnte man bezeichnen als das einer >Alternativen Ökonomie<, die auf Grundsätzen der Katholischen Soziallehre basiert.
Dieser Ansatz findet sich auch in ihrem Buch über den verzaubernden Charakter des Geldes und den Einfluss der internationalen Finanzmärkte wieder. Nach einer Exposition des Themas explizieren die Verfasser ihre These vom Geld als dem >großen Zauberstab<, da es eine >gewaltförmige Regulierung verschleiert< (S. 59-82): >Die Beziehung zu den (sozialen und ökologischen) Opfern ist [...] keine von Schuld und Verantwortung, sie wird interpretiert als ein Verhältnis von Kosten und Einsatz zum Gewinn. Die Moral der Bereicherung [...] ersetzt die Frage nach dem Sinn.< (S. 72). Im Anschluss an die kritische Phänomenologie des Geldes arbeiten die Verfasser die Merkmale und Funktionsweise internationaler Finanzmärkte heraus. Hier erfährt der Leser zahlreiche Fakten über die Finanz- und Gütermärkte, ihre Akteure und die Logik des Systems. Dabei erläutern die Autoren auch zahlreiche Fachtermini der Börsianer wie zum Beispiel >Benchmark<, >Hedge Fonds<, >Shareholder Value>. Eine kurze Erläuterung dieser und weiterer Begriffe findet sich im Glossar der Abhandlung.
Im vierten Teil ihres Werkes entwickeln die Autoren >Leitlinien eines anderen Wirtschaftens< (S. 298-314). Zunächst räumen sie mit dem verbreiteten Vorurteil auf, ökonomisches Handeln entziehe sich einer moralischen Beurteilung: >Wirtschaften ist [...] unvermeidlich „moralisch“ – und sei es in der Form der A-Moralität.< (S. 332) Ausgehend von ihren wirtschaftsethischen Überlegungen legen die Verfasser im letzten Kapitel des Buches ihre Vorschläge >für eine verantwortbare Finanzarchitektur< dar. Sie demonstrieren m.E. die Fruchtbarkeit eines nicht neoliberal verengten Wirtschaftskonzepts. Ein >Schema der Regulierungsvorschläge< verdeutlicht das Programm der Autoren (S. 357).
Das fast 500 seitige Werk von Kitzmüller und Büchele aus dem >LIT<-Verlag zeichnet sich zudem durch eine auch für den ‚ökonomischen‘ Laien verständliche Sprache aus. Daher kann es jedem Lehrer, der sich fundiert über Grundlagen der Finanzmärkte informieren möchte, nur empfohlen werden.

Dr. Marcel Remme, lehrerbibliothek.de
Verlagsinfo
Ob Millionenshow, Lotto-Fieber oder der gebannte Blick auf den täglichen Börsenreport, die starke Verführungskraft, ja fast magische Faszination, die von Geld ausgeht, scheint heute mehr denn je ungebrochen. Gleichzeitig sind uns die jüngsten Börsenkrisen und ihre Folgen in bleibender Erinnerung. Und die nächste Krise kommt gewiss. Wie damit umgehen? Dazu ist ein neuer Blick auf die Rolle des Geldes und der Finanzindustrie nötig. Geld ist nichts Neutrales, es ist ein Zauberstab, mit dem Zukunft festgelegt wird. Eine umfassende, kluge Regulierung tut Not. Aber bisher finden die gegensätzlichen Interessen keinen gemeinsamen Ort für Konfliktbewältigung und Zusammenarbeit. Ein neuer Anlauf ist fällig: Ein Rat Transnationaler Akteure soll den Prozess dieses globalen Konflikts voranbringen. Die Autoren klären die wirtschaftlichen, politischen und ethischen Grundlagen dieser Auseinandersetzung.

"Ein außerordentlich wichtiger und interessanter Beitrag zur Diskussion über die internationalen Finanzmärkte".

Dr. Helmut Pech, Chefökonom der Österreichischen Nationalbank a.D.
Inhaltsverzeichnis
Inhaltsverzeichnis


Vorwort 11
Danksagung 19

I. Globalisierte Verzauberung: zweideutige Finanzmärkte 21
1. Eigenleben und Eigendynamik der Finanzmärkte 24
2. Finanzmärkte – die weltweit vernetzte Geldwirtschaft 25
3. Neues Spielfeld, neue Spielregeln 27

II. Geld – der große Zauberstab 32
1. Die Faszination und Verführungskraft des Geldes 32
2. Ein Genug gibt es nicht – die schlechte Unendlichkeit des Begehrens 37
3. Die zinsgetriebene Expansion 44
4. Geld – Medium gesellschaftlicher Integration und Spaltung 54
5. Geld – die verschleiert gewaltförmige Regulierung von Gewalt 59
6. Die Ambivalenz der über Geldsignale gesteuerten Gesellschaft 82
7. Die Finanzmärkte – die Vollendung des Geldes 93

III. Finanzmärkte und Finanzindustrie: Dienst an der Realwirtschaft oder ihre Pervertierung 98
1. Was sind Finanzmärkte ? 98
2. Positive Funktionen der Finanzmärkte 101
3. Zur Logik der Finanzmärkte 108
4. Die Hauptakteure der Finanzmärkte 115
5. Güterwirtschaft und Finanzwirtschaft – wer dominiert wen? 161
6. Die Finanzmärkte – ein labiles Beziehungsgeflecht 206
7. Die relative Eigengesetzlichkeit der Weltfinanzmärkte 219
8. Funktionsdefizite und Systemrisiko 222
9. Endogene Vorgänge 223
10. Exogene Vorgänge 263
11. Korruption gefährdet auch die Stabilität der Finanzmärkte 267
12. Risiko und Verantwortung 269
13. Die nächste Krise kommt bestimmt 270

IV. Grundfragen der Reform: Wirtschaften – Politik – Ethik 275
1. Die Herausforderung: Wie das Zusammenleben gestalten? 275
2. Eine Dynamik der Weltunterwerfung 283
3. Leitlinien eines anderen Wirtschaftens 298
4. Eine ermöglichende Politik 315
5. Sachzwang oder Ethik? 323
6. Ethische Kriterien zur Beurteilung wirtschaftlicher Vorgänge 328
7. Über die Gültigkeit des ethischen Anspruchs im gesellschaftlichen Raum 333
8. Auswirklungsbereiche menschlichen Handelns 341

V. Für eine verantwortbare Finanzarchitektur 354
1. Regulierung der Finanzsysteme – warum und wozu ? 354
2. Die meistdiskutierten Reformfelder und –vorschläge 358
3. Immanente Reform oder politische Regulierung? 369
4. Ist die weltweit vernetzte Geldwirtschaft überhaupt global regulierbar? 380
5. Finanzmärkte und Weltordnungspolitik 391
6. Plädoyer für einen Rat Transnationaler Akteure 403
7. Institutionen und Akteure 418
8. Auf dem Weg zu einer globalen Weltautorität 426
9. Weltweites Gemeinwohl oder Tendenz zur Selbstzerstörung unserer Zivilisation 442

Glossar 449
Literaturverzeichnis 455
Sachregister 463
Namensregister 477