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Apokalyptische Schrifttexte: Gewalt schürend oder transformierend?  Ein Beitrag zu einer dramatisch-kritischen Lesart der Offenbarung des Johannes
Apokalyptische Schrifttexte: Gewalt schürend oder transformierend?
Ein Beitrag zu einer dramatisch-kritischen Lesart der Offenbarung des Johannes




Karin Peter

LIT
EAN: 9783643502698 (ISBN: 3-643-50269-9)
528 Seiten, paperback, 13 x 21cm, 2011

EUR 49,90
alle Angaben ohne Gewähr

Umschlagtext
Sind es nicht die von - gerade den monotheistischen - Religionen als verbindlich betrachteten Hl. Schriften, die Gewalt legitimieren und schüren? Und apokalyptische Schriften dabei im Besonderen? Dieser gesellschaftlich durchaus propagierte Vorwurf wird in dieser Studie aufgegriffen. Es erfolgt eine nähere Auseinandersetzung mit der Offenbarung des Johannes, dem einzigen Buch des Neuen Testaments, das im Umkreis der Apokalyptik angesiedelt wird.



In der Perspektive Dramatischer Hermeneutik beschreiben apokalyptische Schrifttexte und deren vermeintliche Gewaltpassagen - auch die Offenbarung des Johannes - nicht Gottes Gewalttätigkeit, sondern legen die Konsequenzen der Gewalttaten von Menschen offen. Innerhalb der Offenbarung des Johannes entpuppt sich die Figur des Lammes als entscheidende Christusfigur und Leseschlüssel für das letzte Buch der Bibel.
Rezension
Diese Innsbrucker kath.-theol. Dissertation von 2009 stellt den Versuch dar, die Dramatische Hermeneutik auf die neutestamentliche Schrift der Offenbarung des Johannes anzuwenden. Sie geht dabei von dem Vorwurf (u.a. Jan Assmanns) aus, monotheitische Religionen würden Gewalt legitimieren und schüren, insbesondere apokalyptische Texte wie die Offenbarung des Johannes. In der Perspektive Dramatischer Hermeneutik beschreiben apokalyptische Schrifttexte und deren vermeintliche Gewaltpassagen aber nicht Gottes Gewalttätigkeit, sondern legen die Konsequenzen der Gewalttaten von Menschen offen. Um diesen Beweis zu erbringen, legt die Verfasserin die Offenbarunfg des Johannes exegetisch und dramatisch-hermeneutisch aus.

Oliver Neumann, lehrerbibliothek.de
Verlagsinfo
zur Reihe:
Beiträge zur mimetischen Theorie. Religion - Gewalt - Kommunikation - Weltordnung
herausgegeben von Herwig Büchele, Stanislaw Budzik, Bernhard Dieckmann, Wilhelm Guggenberger, Michael Kirwan, Erich Kitzmüller, Gerhard Larcher, Ralf Miggelbrink, Józef Niewiadomski, Eckhard Nordhofen, Wolfgang Palaver, Raymund Schwager, Roman Siebenrock, João J. Vila-Chã

Beiträge zur mimetischen Theorie analysieren die grundlegende Bedeutung der Nachahmung (Mimesis) für die Frage nach dem Ursprung der Kulturen und der Gestaltung des menschlichen Lebens. Polarisierung auf Feinde, Macht und Opfermechanismen und die Ambivalenz der Faszination prägen unseren öffentlichen und privaten Alltag sowie unsere politischen und theologischen Theorien. Zwischen den rechtsgerichteten Positionen, die die "Freund-Feind-Unterscheidung" zementieren, und den linksorientierten Visionen, die diese verharmlosen, vermittelt die mimetische Theorie.

Einerseits sieht sie die große politische Bedeutung der "Freund-Feind-Unterscheidung", versteht aber andererseits den Grundimpuls der jüdisch-christlichen Tradition als Überwindung dieser Polarisierung mit ihren Projektionen. Sie baut auf den Glauben an ein "dramatisch" verstandenes Erlösungsgeschehen und sucht ihre Bewährung im interdisziplinären Gespräch mit Human-, Gesellschafts- und Naturwissenschaften.
Inhaltsverzeichnis
Vorwort 13

1 Annäherung an den Themenbereich 16

1.1 Verortung im gesellschaftlichen Kontext: Brennpunkt Apokalyptik 16
1.1.1 Apokalyptik: Schillernder Niederschlag im Bereich des Literarischen 18
1.1.1.1 Der Apokalyptik-Begriff heute 18
1.1.1.2 Der ursprüngliche Apokalyptik-Begriff und seine Differenzierungen 21
1.1.1.3 Apokalyptische Literatur 23
1.1.2 Apokalyptik: Eine faszinierende Struktur 27
1.1.2.1 Annäherung an das apokalyptische Schema 27
1.1.2.2 Verortung, Faszination und Gefahr des apokalyptischen Schemas 32
1.1.2.3 Das apokalyptische Schema im christlichen Denken 35
1.1.3 Aktuelle Apokalyptik: Ein Versuch der Weltdeutung in der Gegenwart 42
1.1.3.1 Strukturelle Besonderheiten der gegenwärtigen Welt 42
1.1.3.2 Spezifisches gegenwärtiger apokalyptischer Deutungen 46
1.1.3.3 Gegenwärtige Manifestationen apokalyptischer Tendenzen 48
1.1.4 Aktuelle Apokalyptik: Ein Potential mit Sprengkraft 52
1.1.4.1 Die Vorstellung einer apokalyptischen Matrix 53
1.1.4.2 eine Anfrage an die Auslegung Heiliger Schriften 57
1.2 Verortung im theologischen Kontext: Brennpunkt Offenbarung des Johannes 61
1.2. Exegetische Verortung: Abriss der Auslegungs- und Wirkungsgeschichte 62
1.2.2 Systematische Verortung: Themen und Fragestellungen 69
1.3 Eigene Vorgehensweise: Arbeiten an Brennpunkten 71
1.3.1 Arbeiten mit Optionen 71
1.3.1.1 Christliche Option: Wahrheit und Toleranz 71
1.3.1.2 Systematische Option: Ein Grundduktus der Schrift 72
1.3.1.3 Formale Option: Arbeiten zwischen Fachbereichen 74
1.3.l.4 Kontextuelle Option: Gesellschaftliche Relevanz bzw. Arbeiten im Rahmen eines Forschungsschwerpunktes 75
l.3.2 Offenlegen des Anliegens 76
1.3.2.1 Bewährung einer gewaltfreien Bibelhermeneutik 77
l.3.2.2 ... anhand einer konkreten Auslegung der Offenbarung des Johannes 78
1.3.2.3 ..., die die Positionierung zu gesellschaftlich brisanten Herausforderungen ermöglicht 79
1.3.3 Struktur der Arbeit 79

2 Dramatische Annäherung an die Offenbarung des Johannes 81

2.1 Dramatische Theologie 81
2.1.1 Am Beginn eine Ahnung: R. Schwager und die Etablierung dramatischer Grundintuition(en) 82
2.1.2 Eine entscheidende Auseinandersetzung: Die Rolle der mimetischen Theorie R. Girards für die Dramatische Theologie 87
2.1.2.1 Die mimetische Theorie R. Girards 88
2.1.2.2 R. Schwagers Auseinandersetzung mit und Weiterführung der Theorie R. Girards 99
2.1.3 Ausweitung der Überlegungen: Wissenschaftstheoretische Eckpfeiler Dramatischer Theologie 104
2.2 Dramatische Hermeneutik 111
2.2.1 Entscheidende, sich durchziehende dramatische Grundlinien 112
2.2.2 Erste implizite dramatische Aspekte einer Bibelhermeneutik 115
2.2.3 Erste explizite bibelhermeneutische Überlegungen 117
2.2.3.1 Explizite bibelhermeneutische Überlegungen zum Alten Testament 117
2.2.3.2 Explizite bibelhermeneutische Überlegungen zum Neuen Testament 123
2.2.4 Das 5-Akte-Schema als bibelhermeneutisches Grundraster 129
2.2.4.1 Konkrete Gestaltung des 5-Akte-Schemas 130
2.2.4.2 Begriffliche Präzisierung und Weiterentwicklungen 161
2.3 Dramatische Hermeneutik und apokalyptische Texte 166
2.3.1 Das Themenfeld des Apokalyptischen im Werk R. Schwagers 166
2.3.2 Dramatische Hermeneutik apokalyptischer Texte 179
2.3.2.1 Grundlegende Deutungsweise apokalyptischer Texte 180
2.3.2.2 Bedeutung apokalyptischer Texte in der gegenwärtigen Welt 191
2.3.2.3 Eine neue Hermeneutik apokalyptischer Texte 200
2.3.3 Dramatische Deutung neutestamentlicher apokalyptischer Textpassagen 204
2.3.3.1 Aussagekraft apokalyptischer Texte der synoptischen Evangelien 205
2.3.3.2 Deutungsschlüssel für apokalyptische Schrifttexte 212
2.3.3.3 Konkrete Deutung apokalyptischer Texte in den synoptischen Evangelien 216
2.3.4 Transformation der Apokalypse in Kreuz und Auferstehung 219
2.4 Dramatische Hermeneutik und die Offenbarung des Johannes 222
2.4.1 Die Offenbarung des Johannes im Werk R. Schwagers 223
2.4.1.1 Kontextuelle Anklänge 223
2.4.1.2 Auseinandersetzung mit verschiedenen Deutungsversuchen 229
2.4.2 Hermeneutische Einordnung des Buches und Grundprinzipien der Deutung 231
2.4.3 Vorschlag zur Gliederung des Gesamttextes 240
2.4.4 Konkrete Textdeutungen der Offenbarung des Johannes 241
2.5 Dramatischer Ertrag 255

3 Exegetische Annäherung an die Offenbarung des Johannes 262

3.1 Exegetische Einordnungen der Offenbarung des Johannes 263
3.1.1 Zur literarischen Gattung: Eine Apokalypse? Und christlich? 263
3.1.2 Zum Verfasser: Welcher Johannes? 268
3.1.3 Zur Entstehungszeit: Zwischen Früh- und Spätdatierung. Und: Wie bedrohlich ist die Krise? 272
3.1.4 Zu den Adressatinnen: Konkrete Gemeinden und/oder die ganze Welt? 278
3.1.5 Zum Text: Ein Gesamtkunstwerk oder doch viele Schichten? 279
3.1.6 Zur sprachlichen Gestaltung: Schwächen oder Kunst? 284
3.1.7 Zu Struktur und Komposition: Chronologisch oder konzentrisch, rekapitulierend oder fortschreitend? 286
3.1.8 Zur Darstellungsweise: Wie symbolisch ist die Offenbarung des Johannes? 289
3.1.9 Zur Kanonizität und Anerkennung: Mittendrin oder am Rand, belanglos oder wirkmächtig? 291
3.2 Exegetisch-hermeneutische Deutungsweisen der Offenbarung des Johannes 294
3.2.1 Welt- und kirchengeschichtliche Deutung 295
3.2.2 Endgeschichtliche Deutung 296
3.2.3 Zeit- und traditionsgeschichtliche Deutung 297
3.2.4 Geschichtstheologische Deutung 300
3.2.5 Alternative Zugangsweisen 302
3.2.5.1 Autorinnenorientierte Zugangsweisen 303
3.2.5.2 Textorientierte Zugangsweisen 307
3.2.5.3 Leserinnenorientierte Zugangsweisen 311
3.2.5.4 Sachorientierte Zugangsweisen 316
3.2.6 Deutungsversuche des schwer Deutbaren 318
3.2.6.1 Gewaltbilder 318
3.2.6.2 Racheforderungen 329
3.2.6.3 Dualistische Prägungen 331
3.3 Exegetische Deutung ausgewählter Motive der Offenbarung des Johannes 337
3.3.1 Lamm versus Tier 337
3.3.1.1 Das geschlachtete Lamm als Bild für Christus 337
3.3.1.2 Die Tiere als Bild gottfeindlicher Macht 358
3.3.1.3 Gegenüberstellung: Fundamentale Unterschiede bei großer Ähnlichkeit 389
3.3.2 Im Umfeld von Lamm und Tier: Die Frauengestalten Hure Babylon und Braut Jerusalem 391
3.3.3 Rolle Gottes 416
3.4 Exegetischer Ertrag 421

4 Dramatische Hermeneutik - Eine Bilanz 424

4.1 Chancen und Grenzen dramatischer Textdeutung der Offenbarung des Johannes 424
4.1.1 Entscheidende Protagonistinnen 425
4.1.2 Entscheidende Themenfelder 434
4.2 Konturenschärfung Dramatischer Hermeneutik am Beispiel der Offenbarung des Johannes 436
4.2.1 Grundlegender Charakter der Schrift: Offenbarerisch im Hier und Jetzt 436
4.2.2 Dramatische Deutungsperspektive: Aus der Sicht des Lammes 437
4.2.3 Berücksichtigung des dramatischen Textinhalts: Liturgische Anklänge 439
4.2.4 Aufgreifen der Dynamik des Textes: Wider den Kontrast 439
4.3 Versuch einer bibelhermeneutischen Einordnung des dramatischen Modells 441
4.3.1 Henneneutische Zugänge im Überblick 441
4.3.2 Einordnung Dramatischer Hermeneutik 446
4.4 Vergewisserung über das dramatische Instrumentarium 451
4.4.1 Bedeutung des Passivum Divinum 452
4.4.1.1 Dramatische Deutung des Passivum Divinum 452
4.4.1.2 Passivum Divinum und der Wille Gottes 454
4.4.2 Binnenperspektivische Deutung; Bedeutung und Problematik von Rollenträgerinnen 456
4.4.3 Anwendung der Mischtext-Theorie 458
4.4.3.1 Ausweitung der Mischtext-Theorie 458
4.4.3.2 Bedeutung und Problematik einer Ausweitung 459
4.4.3.3 Konsequenzen für die Deutung der Offenbarung des Johannes 461
4.4.4 Bedeutung des Epilogs im Heilsdrama 462
4.4.4.1 Der Epilog im literarischen Drama 463
4.4.4.2 Die Offenbarung des Johannes als Epilog 463
4.4.4.3 Der Epilog im Heilsdrama 467
4.5 Hermeneutik und Politik aus dramatischer Perspektive 467
4.5.1 R. Schwager als aufgeklärter Apokalyptiker 469
4.5.2 Der Kirchen- und Ordensmann als christlicher Apokalyptiker 470
4.5.3 Dramatische Deutung aktueller — apokalyptischer — Gegebenheiten 478

5 Literaturverzeichnis 480

6 Formale Hinweise 527