Das Kamishibai ist ein japanisches Erzähltheater aus der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Ursprünglich wurde es von Süßigkeitenhändlern als Werbeattraktion genutzt. Heute findet das Kamishibai auch bei uns immer mehr Anhänger, denn des fördert das bewusste anschauen von Bildern und unterstützt die Konzentrationsfähigkeit. (Nicht nur die der Kinder, auch in Seniorenheimen erfreut sich diese Form des Erzähltheaters großer Beliebtheit.) Das Kamishibai bietet Entschleunigung und kann sich auf die Bedürfnisse der Zuhörer viel besser einlassen, als ein Film.

In dem vorliegenden Set sind nicht nur 12 großformatige Bilderbuchkarten mit rückseitig aufgedrucktem Text enthalten, sondern auch ein 30seitiges Booklet mit wertvollen Anleitungen zum Umgang mit dem Kamishibai. So wird zum Beispiel die Sitzordnung erklärt, es gibt Tipps für das Vorlesen und den passenden Rahmen, den Anfang und das Ende einer Geschichte und zum Philosophieren mit Kindern.
In dem Booklet wird die Bilderbuchgeschichte zusammengefasst und gedeutet. Das wirklich Besondere an diesem Band aber ist, dass tatsächlich jede einzelne Bilderbuchkarte umfangreich beschrieben wird. Zu jeder Karte gibt es viele verschiedene Tipps, wie man sie mit Kindern besprechen und vertiefen kann, wodurch man eine ganze Stunde füllen könnte. Die Ideen eignen sich sowohl für Grundschulkinder, als auch für Kids im Kindergartenalter.

Die Geschichte selbst gefällt mir besonders gut. Sie ist inzwischen ein Klassiker und wird an vielen Schulen im Religionsunterricht eingesetzt, da es ein gebundenes Bilderbuch von ihr gibt. Das Kamishibai selbst ist sicherlich noch in wenigen Klassen bekannt:

Swimmy ist ein kleiner schwarzer Fisch, der inmitten eines Schwarms roter Fische im Meer lebt. Doch der kleine Swimmy unterscheidet sich nicht nur in der Farbe, sondern auch durch seine Schnelligkeit von den übrigen Fischen des Schwarms. Als eines Tages ein Thunfisch alle roten Fische der Gruppe frisst, bleibt nur noch Swimmy übrig. Alleine zurückgeblieben macht er sich auf und lernt jede Menge seltsamer Meerestiere kennen. Dann aber begegnet er wieder einem Schwarm roter Fische. Diese halten sich versteckt zwischen den Felsen und trauen sich nichts hinaus in das offene Meer. Da hat Swimmy eine Idee. Gemeinsam bilden sie einen Schwarm in Form eines riesigen Fisches und er selbst ist das Auge. Nun traut sich keiner mehr, den kleinen Fischen etwas anzutun und Swimmy hat seine Rolle in der Gruppe gefunden, denn er ist unentbehrlich geworden.

Ich freue mich schon jetzt darauf, die Geschichte mit meiner ersten Klasse im Religionsunterricht zu lesen als Gesprächsanlass zum Thema Freundschaft, Gemeinschaft und Andersartigkeit.

Ein herzliches Dankeschön an den Beltz Verlag für das Bereitstellen dieses tollen Materials sagt

Ina Lussnig, Lehrerbibliothek.de