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Antisemitismus im Kontext Schule Deutungen und Praktiken von Lehrkräften und Schulleitungen
Antisemitismus im Kontext Schule
Deutungen und Praktiken von Lehrkräften und Schulleitungen




Marina Chernivsky, Friederike Lorenz-Sinai

Reihe: Antisemitismus in institutionellen Kontexten


Beltz Verlag
EAN: 9783779974307 (ISBN: 3-7799-7430-4)
102 Seiten, paperback, 15 x 23cm, Mai, 2023

EUR 20,00
alle Angaben ohne Gewähr

Umschlagtext
Antisemitismus als Diskriminierung und Gewaltphänomen ist Teil des Schulalltags und manifestiert sich auf unterschiedlichen Ebenen, von subtilen Andeutungen bis hin zu Übergriffen in realen und virtuellen Räumen. Auf der Basis von einer in Berlin durchgeführten Studie mit Gruppendiskussionen und narrativen Interviews werden (lern-)biografische Erfahrungen, Antisemitismusverständnisse und Interventionspraktiken von Lehrer:innen und Schulleitungen sowie die von ihnen thematisierten Herausforderungen herausgearbeitet. Das Buch fragt danach, wie Lehrer:innen und Schulleitungen Antisemitismus in der Schule wahrnehmen, einordnen und wie sie darauf reagieren.

Marina Chernivsky ist Psychologin und Verhaltenswissenschaftlerin. Sie ist Gründerin und Leiterin von Kompetenzzentrum für Prävention und Empowerment und OFEK e.V. – Beratungsstelle bei antisemitischer Gewalt und Diskriminierung. Sie arbeitet und forscht u.a. zu Gefühlserbschaften der Shoah, transgenerationalem Trauma und Antisemitismus im Bildungswesen. Seit 2107 ist sie Mitherausgeberin der Zeitschrift Jalta – Positionen zur jüdischen Gegenwart.

Prof. Dr. Friederike Lorenz-Sinai, Erziehungswissenschaftlerin und Sozialarbeiterin, Professur für Methoden der Sozialen Arbeit und Sozialarbeitsforschung am Fachbereich Sozial- und Bildungswissenschaften der FH Potsdam University of Applied Sciences. Aktuelle Forschungsschwerpunkte: Relationale Soziale Arbeit im Kontext von Bewährungshilfe, Erfahrungen von Care Leavern, Aufarbeitung von (sexualisierter) Gewalt in Institutionen, institutionelle Schweigepraktiken, Antisemitismus an Schulen und Gedenkstätten, Wirkungen der Shoah in Erziehung und Bildung der Gegenwartsgesellschaft.
Rezension
Dieses Buch aus der Reihe "Antisemitismus in institutionellen Kontexten"befasst sich mit Antisemitismus im Kontext Schule (Titel) und fokussiert dabei auf "Deutungen und Praktiken von Lehrkräften und Schulleitungen" (Untertitel). Antisemitische Vorfälle im Bildungswesen sind keine Einzelfälle. Das Buch stellt die Frage, wie Antisemitismus an Schulen (in Berlin) der Gegenwartsgesellschaft in Erscheinung tritt und durch Lehrer/innen sowie Schulleitungen wahrgenommen, eingeordnet und bearbeitet wird. Die Relevanz von Antisemitismus im Alltag Berliner Schulen ist nach den im Jahr 2017 bekannt gewordenen antisemitischen Übergriffen gegen einen Schüler in Berlin-Friedenau sowohl medial als auch in fachlichen Netzwerken verstärkt diskutiert worden. Es geht um eine forschungsbasierte Fundierung von Gegenmaßnahmen.

Oliver Neumann, lehrerbibliothek.de
Verlagsinfo
Schlagwörter:
Diskriminierung | Shoah | Antisemitismus | Kinderliteratur | Neue Rechte | Ungleichheit | Soziale Arbeit | Schule | Erziehungswissenschaft | Pädagogik | Lehrkräfte

Reihe: Antisemitismus in institutionellen Kontexten
Inhaltsverzeichnis
1 Ausgangslage 11

2 Antisemitismus – eine Skizzierung 13

2.1 Aspekte 13
2.2 Dimensionen 14
2.3 Definitionen 16
2.4 Forschungsstand 20
2.5 Kontext Schule 21

3 Antisemitismus als gewaltförmige Struktur 25

3.1 Gewaltbegriff 25
3.2 Antisemitismus, Sprache und Gewalt 26

4 Anlage und Methodik 29

4.1 Erkenntnisinteresse und Sampling 30
4.2 Methodologischer Zugang 31
4.3 Erhebung und Auswertung 32

5 Antisemitismus an Schulen aus der Sicht von Lehrer_innen 34

5.1 (Berufs-)Biografische Berührungen mit Antisemitismus 34
5.1.1 Die Delegation der Bildung zur Shoah und verzerrte familiäre Narrative 35
5.1.2 Lehrer_innen als ehemalige Schüler_innen 36
5.1.3 Lehrer_innen erinnern mediale Vermittlung der Shoah 38
5.1.4 Vermittlung durch Kinderliteratur 39
5.1.5 Gedenkstättenbesuche in der Erinnerung der Lehrer_innen 40
5.1.6 Familiale Erinnerungen 41
5.1.7 Diffuse Vermittlung der Shoah verbindet und schafft Distinktion 44
5.1.8 „Und ich wusste nicht, dass es das gibt.“ – Erstberührungen mit gegenwärtigem
Antisemitismus 45
5.1.9 Ausbleibende, unklare und biografisch späte Bezüge zu Juden_Jüdinnen 49
5.2 Verständnisse und Konzepte von Antisemitismus 51
5.2.1 Metaphorische Verdichtungen und Verrätselung: Der „ungreifbar[e]“ Antisemitismus aus dem „Irgendwo“ 54
5.2.2 Kein „innere[r] Kompass“ für das Erkennen von Antisemitismus 55
5.2.3 Antisemitismus als „extrem schwer“ zu bearbeiten 56
5.2.4 Antisemitismus im „luftleeren Raum“ mit unklarem Grund 57
5.2.5 Theoretische Wissensbestände über Antisemitismus und dessen Verrätselung im Praxisbezug 58
5.3 Schilderungen und Einordnungen von Vorfällen 59
5.3.1 Antisemitismus im Klassenchat 60
5.3.2 Jude als Schimpfwort 65
5.3.3 „Zwischendurch-Antisemitismus“ 68
5.4 Deutungen von Antisemitismus an Schulen durch Lehrer_innen 69
5.4.1 Antisemitische Äußerungen als „Vereinigungsmoment“ unter Schüler_innen 70
5.4.2 Antisemitismus als vorübergehendes Pubertätssymptom 71
5.4.3 Antisemitismus im Kontext von Autoritätsdenken und der Neuen Rechten 72
5.4.4 „Deren Emotionalität, deren Biografie“ – dominanz- gesellschaftliche Deutungen von Antisemitismus durch Schüler_innen 73
5.4.5 „Hinter vorgehaltener Hand“ – Lehrer_innen zu den Grenzen ihrer Wahrnehmung von Antisemitismus an Schulen 77
5.4.6 Legitimierung von Antisemitismus durch Lehrer_innen 78
5.4.7 (Nicht-)Wahrnehmung jüdischer Schüler_innen 80
5.5 Umgang mit Übergriffen: Strukturmerkmale von Interventionsschilderungen 82

6 Zusammenfassung der Befunde zu Interventionspraktiken 85

6.1 Zusammenfassung der von Lehrer_innen genannten Ansatzpunkte 86
6.2 Lernen aus der Geschichte als Antisemitismusprävention? 87
6.3 Lehrer_innen über Leitbilder und ihren Bedarf an Qualitätskriterien 89
6.4 Lehrer_innen über ihre Ausbildung und Bedarfe an Fortbildungen 89
6.5 Einbindung von Schüler_innen 90
6.6 Lehrer_innen verweisen auf politische Verantwortung 91
6.7 Vorstellungen von Begegnungen als Mittel gegen Antisemitismus 91

7 Resümee 95

Literatur 98