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Zur Analyse der Tyrannis Texte und Essays Manès Sperber
Zur Analyse der Tyrannis
Texte und Essays


Manès Sperber

Reihe: Ausgewählte Werke


Sonderzahl
EAN: 9783854496304 (ISBN: 3-85449-630-3)
560 Seiten, hardcover, 14 x 22cm, Juni, 2024

EUR 44,00
alle Angaben ohne Gewähr

Umschlagtext
„Er hat sein Leben lang die Unabhängigkeit seines eigenen Urteils bewahrt und, unfähig zur Gleichgültigkeit, den Mut aufgebracht, jene nicht existente Brücke zu betreten, die sich nur vor dem ausbreitet, der seinen Fuß über den Abgrund setzt.“

Aus der Begründung der Jury des Friedenspreises des Deutschen Buchhandels 1975

www.sonderzahl.at
Rezension
Manès Sperber (1905-1984) erlangte weltweit Bekanntheit durch seine Romantrilogie „Wie eine Träne im Ozean“(1961, zuerst 1949-1955) und seine Autobiographie „All das Vergangene“(1983, zuerst 1974-1977). Der Schriftsteller und Sozialpsychologe, dessen Werk 1975 mit dem Friedenspreis des Deutschen Buchhandels gewürdigt wurde, verfasste zudem tiefsinnige Essays, u.a. „Alfred Adler“(1926), „Zur Analyse der Tyrannis“(1938), „Das Unglück, begabt zu sein“(1938) und „Churban oder Die unfaßbare Gewissheit“(1964). Diese sind jüngst zusammen mit anderen im Buchhandel vergriffenen oder schwer zugänglichen Texten zur Politik, Sozialpsychologie, zum Judentum, zur Literatur und zu Österreich als dritter Band einer Edition ausgewählter Werke Sperbers im Wiener Sonderzahl Verlag erschienen. Publiziert wurden dort schon die ersten beiden Bände der mit Stellenkommentar versehenen Ausgabe: Sperbers Autobiographie „All das Vergangene“ und seine Romantrilogie „Wie eine Träne im Ozean“. Der vorliegende dritte Band wird herausgegeben von Wolfgang Müller-Funk, Professor für Kulturwissenschaften an der Universität Wien und Verfasser von Büchern wie „Kulturtheorie“(2. Aufl. 2010), „Die Kultur und ihre Narrative“(2. Aufl. 2013) und „Crudelitas“(2022).
Die Thematik „Macht und Gewalt“ steht in Zentrum von Sperbers „Tyrannis“-Essay, der - wie der Titel anzeigt - zur Analyse der problematischen Herrschaftsform dient. Seine Erkenntnisse aus dem Jahre 1938 lesen sich wie eine Blaupause für autoritäre Regime und Diktaturen. So erkennt Sperber beispielsweise: „Der Machtstrebige möchte, daß die anderen ihn durch Unterwerfung zuerkennen, daß er sei, was er möchte. Er möchte die Wirklichkeit des Scheins erzeugen.“(S. 27) Der Tyrann verspreche eine Überwindung der „Krise der Welt“ und ewigen Wohlstand. Dazu präsentiere er den „Mythos vom Feinde“(S. 33). Diese Zitate erinnern auch die Machtstrategien des Trumpismus. Sperber macht in seinem sozialpsychologischen Essay „Zur Analysis der Tyrannis“ Begriffe und Positionen von Alfred Adler fruchtbar. Er war Schüler und Mitarbeiter des Begründers der Individualpsychologie, einer eigenen Richtung der Tiefenpsychologie. Im Unterschied zu Freuds psychoanalytischer Anthropologie begriff Adler den Menschen als Gemeinschaftswesen, das geprägt wird durch Minderwertigkeitsgefühle, die es versucht zu kompensieren.
Lehrkräfte der Fächer Philosophie, Ethik, Politik und Literatur werden durch die kulturanalytischen und sprachlich brillant verfassten Schriften Sperbers motiviert, sich in ihrem Fachunterricht oder in einem fächerübergreifenden Projekt mit dem Thema „Macht und Gewalt“ problemorientiert auseinanderzusetzen. Dazu bietet sich beispielsweise ein Vergleich von Sperbers Arbeiten mit folgenden sozialphilosophischen Schriften an: Sigmund Freuds „Das Unbehagen der Kultur“(1930), Norbert Elias „Über den Prozeß der Zivilisation“(1939), Elias Canettis „Masse und Macht“(1960), Hannah Arendts „Macht und Gewalt“(1970), Michel Foucaults „Überwachen und Strafen“(1976) und Pierre Bourdieus „Die feinen Unterschiede“(1982).
Fazit: Die augenöffnenden philosophischen, sozialpsychologischen und literarischen Texte von Manès Sperber, versammelt in dem Band „Zur Analyse der Tyrannis“, zeugen von der Aktualität seines individualpsychologisch geschulten Blicks auf gesellschaftliche Machtstrukturen und menschliche Gewalt.

Dr. Marcel Remme, für lehrerbibliothek.de
Verlagsinfo
Manès Sperber
Zur Analyse der Tyrannis
Ausgewählte Werke, Band 3
Herausgegeben von Wolfgang Müller-Funk
560 Seiten,14 x 22 cm
Juni 2024
ISBN 978-3-85449-630-4
Lieferbar
€44,00
Band 3 der Ausgewählten Werke von Manès Sperber, Zur Analyse der Tyrannis, betreut von Wolfgang Müller-Funk, enthält die wichtigsten Essays zur Kulturtheorie und Gesellschaftsanalyse: Zur Analyse der Tyrannis. Das Unglück begabt zu sein. Zwei sozialpsychologische Essays / Djilas oder die bestrafte Reue / André Malraux und die Politik / Charles de Gaulle oder der besiegte Sieger / Psychisches Glück ist eine Überwindungsprämie / Der vielfältige Tod des Wladimir Iljitsch / Positionen. Ein Essay über die Linke / Über den Haß / Das Wüten der Gewalt / Churban oder die unfassbare Gewissheit / Dieses mein Judentum. Versuch eines Selbstporträts / Die Liebe und Casanova / Fjodor M. Dostojewski: Ein biographischer Essay / Weinen um Hekuba – oder die Erwägungen über Wirkung und Nachwirkung der Literatur / Friedrich Nietzsche / Die Hafnergasse oder die unerreichbare Nähe / Das Österreichische an Alfred Adler / Wien – Hauptstadt versschiedener Völker / Leben im Jahrhundert der Weltkriege
Den Auftakt der Ausgewählten Werke von Manès Sperber bildete die dreiteilige Autobiografie All das Vergangene …. Band 2 beinhaltet seine bekannte Romantrilogie Wie eine Träne im Ozean, Band 3 versammelt die wichtigsten Essays zur Kulturtheorie und Gesellschaftsanalyse. Alle Bände bieten einen Stellenkommentar, um historische Bezüge aufzuschlüsseln, sowie ein kontextualisierendes Nachwort, das in die jeweiligen Texte einführt.
Inhaltsverzeichnis
I. Politische und sozialpsychologische Analysen
Zur Analyse der Tyrannis 9
Das Unglück, begabt zu sein 67
Djilas oder die bestrafte Reue 123
André Malraux 139
Charles de Gaulle oder Der besiegte Sieger 151
Im Gespräch: Manès Sperber
»Psychisches Glück ist eine Überwindungsprämie« 183
Der vielfältige Tod des Wladimir Iljitsch 195
Positionen. Ein Essay über die Linke 215
Über den Haß 265
Das Wüten der Gewalt 285
II. Jüdische Themen
Churban oder die unfaßbare Gewißheit 327
Dieses mein Judentum. Versuch eines Selbstporträts 349
III. Literatur
Die Liebe und Casanova 357
Fjodor M. Dostojewskij. Ein biographischer Essay 369
Weinen um Hekuba
oder Erwägungen über Wirkung und Nachwirkung der Literatur 413
Friedrich Nietzsche 425
IV. Österreich
Die Hafnergasse oder die unerreichbare Nähe 465
Das Österreichische an Alfred Adler 469
Wien – Hauptstadt verschiedener Völker 483
Leben im Jahrhundert der Weltkriege 487
Stellenkommentar 499
Nachwort 531
Quellennachweis 555
Editorische Notiz 557