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All das Vergangene ... Die Wasserträger Gottes  Die vergebliche Warnung   Bis man mir die Scherben auf die Augen legt  Manés Sperber
All das Vergangene ...
Die Wasserträger Gottes Die vergebliche Warnung Bis man mir die Scherben auf die Augen legt


Manés Sperber
Sonderzahl
EAN: 9783854496281 (ISBN: 3-85449-628-1)
692 Seiten, hardcover, 15 x 22cm, November, 2023

EUR 44,00
alle Angaben ohne Gewähr

Umschlagtext
„Wo die Wahrheit in Bedrängnis gerät, wo man uns in trügerische Paradiese hineinzwingen will, wo die Gesetze der Moral außer Kraft gesetzt werden und eine anmaßende Macht den einzelnen zur Unmündigkeit verurteilt, kann man mit Manès Sperber rechnen, der beglaubigt wird durch jede Erfahrung am eigenen Leib.“

Siegfried Lenz

www.sonderzahl.at
Rezension
Manès Sperber (1905-1984) erlangte weltweit Bekanntheit durch seine Romantrilogie „Wie eine Träne im Ozean“(1961, zuerst 1949-1955) und seine Autobiographie „All das Vergangene“(1983, zuerst 1974-1977). Zudem verfasste Sperber tiefsinnige Essays, u.a. „Alfred Adler“(1926), „Zur Analyse der Tyrannis“(1938), „Das Unglück, begabt zu sein“(1938) und „Churban oder Die unfaßbare Gewissheit“(1964). Das Œuvre des Schriftstellers und Sozialpsychologen wurde 1975 mit dem Friedenspreis des Deutschen Buchhandels gewürdigt. Sperber war Schüler und Mitarbeiter des Begründers der Individualpsychologie, einer eigenen Richtung der Tiefenpsychologie. Im Unterschied zu Freuds psychoanalytischer Anthropologie begriff Adler den Menschen als Gemeinschaftswesen, das geprägt wird durch Minderwertigkeitsgefühle, die es versucht zu kompensieren.
Über sein Verhältnis zu Adler und anderen Tiefenpsychologen sowie sein Leben im 20. Jahrhundert, insbesondere über seine Erfahrungen in der Zwischenkriegszeit und sein Abwenden vom Stalinismus, berichtet Sperber ausführlich in seiner Autobiographie. Diese umfasst drei Bände, nämlich das Buch „Die Wasserträger Gottes“(1974), welches den Zeitraum bis Ende des Ersten Weltkrieges zum Gegenstand hat, den Band „Die vergebliche Warnung“(1975), welcher die Zeit von 1918 bis zur Machtübernahme Hitlers 1933 beschreibt, und das Werk „Bis man mir die Scherben auf die Augen legt“(1977), welches den Zeitraum von 1933 bis 1949 behandelt und einen knapper Abriss bis in die 1970er Jahre enthält. Sperbers Autobiografie erschien 2023 als erster Band einer drei Bücher umfassenden Edition, herausgegeben von Wolfgang Müller-Funk, im Sonderzahl Verlag. In dieser verarbeitet Sperber auch seine tiefsinnigen Essays und zitiert aus seiner Romantrilogie.
Jeder Band von Sperbers „ausgewählten Werken“ enthält einen Stellenkommentar und ein Nachwort. Die Herausgeberschaft von Band 1 übernahm Mirjana Stančić. Ebenfalls erschienen sind schon der Band 2 „Wie eine Träne im Ozean“ und der Band 3 „Analyse der Tyrannis. Texte und Essays“. Lehrkräfte der Fächer Philosophie, Ethik, Geschichte, Politik und Literatur werden durch die in Band 1 vorliegenden Werke Sperbers motiviert, sich in ihrem Fachunterricht oder in einem fächerübergreifenden Projekt mit Autobiographien des 20. Jahrhunderts problemorientiert auseinanderzusetzen.
Fazit: Die augenöffnende, Komma mit philosophischen und sozialpsychologischen Reflexionen versehene Autobiografie von Manès Sperber, versammelt in dem Band „All das Vergangene …“, gibt einen faszinierenden Einblick in die von ideologischen Kämpfen geprägte Geschichte des 20. Jahrhunderts.

Dr. Marcel Remme, für lehrerbibliothek.de
Verlagsinfo
Manès Sperber
All das Vergangene …
Ausgewählte Werke, Band 1
Herausgegeben von Mirjana Stancic
692 Seiten,14 x 22 cm
Hardcover mit Fadenheftung
November 2023
ISBN 978-3-85449-628-1
Lieferbar
€44,00
Manès Sperber blieb zeit seines Lebens »der besessene Erbe des Vergangenen«, das nicht aufhört fortzuleben – und sei es in den »Falten der Geschichte«. Aufmerksam und tätig ist er Zeuge seiner selbst, seiner Zeit. Sie bedeutet ihm Lehrzeit;Wege können zu Irrwegen werden: Er vergisst nichts, auch nicht, wie leicht man sich in den Räumen der Zeit verlieren kann.
Die Bücher Manès Sperbers, eines der wichtigsten Autoren der 70er und 80er Jahre des letzten Jahrhunderts, der unter vielen Auszeichnungen auch den Georg-Büchner-Preis im Jahr 1975 erhielt, waren in den letzten Jahrzehnten nur mehr im modernen Antiquariat greifbar. Gemeinsam mit dem Kulturtheoretiker Wolfgang Müller-Funk, dem Präsidenten der Manès-Sperber-Gesellschaft, ist es nach mehrjährigen Vorarbeiten gelungen, eine kommentierte Auswahl aus Sperbers Werk endlich wieder zugänglich zu machen. Allen Beteiligten war es ein großes Anliegen, die aktuell vergriffenen Texte in Form einer dreibändigen Leseausgabe wieder verfügbar zu machen. Ein Anliegen, das auch vom Literaturkritiker Ronald Pohl geteilt wird:
»Nur so lässt sich Sperbers heute verblasste Wirkung angemessen wiederherstellen: In seinen Essays und autobiografischen Werken übersetzte er die authentische Erfahrung totalitärer Gewalt in fundamentale Kritik. Ein grundlegendes Gefühl von Resignation, von unbestimmbarer Trauer erfüllt auch die Romantrilogie.« (Ronald Pohl,Der Standard)
Den Auftakt der Edition bildet die dreiteilige Autobiografie All das Vergangene …, die in den Jahren von 1975 bis 1977 erschien und von Mirjana Stancic ediert und kommentiert wurde. Im Frühjahr 2024 folgen Band 2 mit seiner bekannten Romantrilogie Wie eine Träne im Ozean (betreut von Rudolf Isler) sowie Band 3, der die wichtigsten Essays zur Kulturtheorie und Gesellschaftsanalyse versammelt (betreut von Wolfgang Müller-Funk). Alle Bände bieten einen Stellenkommentar, um historische Bezüge aufzuschlüsseln, sowie ein kontextualisierendes Nachwort, das in die jeweiligen Texte einführt.
Stimmen
»Es gehört zum sträflich nachlässigen Umgang mit dem europäischen Intellektuellen Manès Sperber, dass sein Œuvre in den letzten Jahren kaum noch greifbar war. Wenn jetzt der Wiener Sonderzahl-Verlag mit einer grossen und klug kommentierten Werkauswahl Abhilfe schafft, ist das eine editorische Heldentat. In drei Bänden und auf über zweitausend Seiten steigt man hinunter in die Psychologie des 20. Jahrhunderts. In die Krisen des Subjekts, das auf der Suche nach einem rettenden Gemeinwesen den brutalen Gemeinheiten der Tyrannis ins Messer läuft. Oft genug auch freiwillig und selbstverschuldet.« (Paul Jandl, NZZ, 7. Dezember 2024)
»Tatsächlich ist die Lektüre dieses Zeitzeugen, die nun dank der Neuausgabe seines Werks wieder möglich ist, erhellend und anregend. man taucht nicht nur tief in die Verirrungen, ja in die existenziellen Fragestellungen des 20. Jahrhunderts ein – und wer weiss, ob solche Situationen nicht, wenn auch in anderen historischen Konstellationen, wiederkehren werden. Beim Lesen zwingen sich auch Assoziationen und Analogien mannigfacher Art zur Gegenwart auf.« (Martin Ebel, Magazin des Tages-Anzeigers, 28. September 2024)
»›All das Vergangene …‹ gehört zu den bedeutendsten Erinnerungsbüchern des 20. Jahrhunderts. Sein Autor – Jude, Psychologe, Kommunist, Emigrant, Renegat, Intellektueller, Schriftsteller – hat die Katastrophen dieses finsteren Jahrhunderts durchlebt, durchlitten und literarisch gestaltet. Die Romantrilogie ›Wie eine Träne im Ozean‹ ist von Heinrich Böll mit Tolstois ›Krieg und Frieden‹ verglichen worden. Aus wenigen Werken erfährt man so viel über die Innenseite des Kommunismus wie aus diesem Roman und der Autobiografie, über die Gnadenlosigkeit und den Zynismus, mit dem die Kommunistische Partei mit den eigenen Leuten verfuhr, über die Pervertierung einer menschheitserlösenden Idee zur menschenfressenden Bürokratie. Beide Werke und auch einige der Essays gehören in die Bibliothek des gebildeten, politisch interessierten Europäers.« (Martin Ebel, Magazin des Tages-Anzeigers, 28. September 2024)
»Lange Zeit waren seine Schriften, Autobiografie, Roman und Essays, vom Buchmarkt verschwunden. Nun sind sie in einer dreibändigen kommentierten Werkauswahl wieder zugänglich. Eine Großtat des kleinen Wiener Sonderzahl Verlags, klug beraten von Wolfgang Müller-Funk, Literaturwissenschaftler und Präsident der Manès-Sperber-Gesellschaft in Wien. Die Zusammenstellung durch Müller-Funk, in Kooperation mit der Sperber-Biografin Mirjana Stančić und dem Schweizer Bildungsexperten Rudolf Isler, ermöglichen nun dreierlei: den Fokus auf zentrale Themen Sperbers zu richten, die eng mit den Bruchstellen seines Lebens verknüpft sind. Außerdem die faszinierende Beobachtung, wie intensiv inhaltliche Aspekte in den jeweils verschiedenen Genres, die Sperber bedient, miteinander kommunizieren. Und drittens die Erkenntnis, wie viel uns dieser Autor als Zeitzeuge politischer Irrwege und als psychologisch ausgebildeter Menschenkenner heute noch zu sagen hat.« (Angela Gutzeit, Deutschlandfunk/Büchermarkt, 23. Juni 2024)
»Das Überraschendste an den mehr als sechshundert Seiten Autobiographie und der noch etwas umfangreicheren Romantrilogie ist, um die heutige Werbesprache im Buchgeschäft zu gebrauchen (was der Verlag nicht tut), dass sie ›fesselnd‹ sind, ›einen Sog entwickeln‹ und in der Tat ein Pageturner sind. Wer dann noch zum dritten Band, ›Zur Analyse der Tyrannis‹, greift, der die essayistischen Texte sammelt, wird feststellen, dass Manès Sperber, 1984 in seiner Wahlheimat Paris gestorben, nicht nur ein sehr guter Schriftsteller, sondern einer der wichtigsten Intellektuellen des zwanzigsten Jahrhunderts war.« (Jochen Schimmang, FAZ, 17. Juli 2024)
»Der erste Band von Manès Sperbers ›All das Vergangene …‹ trägt den quasi archaisierenden Titel ›Die Wasserträger Gottes‹, beschreibt die Jahre 1905–1918 – und es ist das beste Buch dieser dreibändigen Jahrhundert-Autobiografie. Die ursprüngliche Faszination der Kindheit wird von essayistischen Reflexionen behutsam durchzogen und immer wieder zurecht gerückt. Sogleich findet Sperber wieder in seine ganz und gar unverkitscht erzählte Kindheitslandschaft zurück. Und es sind die aphoristischen Einschübe, die das Buch so groß machen, wenn Geschichte und Mythen aufeinanderprallen und der Erzähler sein Eigenes, das Judentum überhaupt, und dessen Auserwähltheit, bedenkend feixt.« (Erich Klein, Ö1, Ex libris, 4. Feber 2024)
»Es ist ein höchst verdienstvolles Unterfangen des Wiener Sonderzahl Verlags, Manès Sperbers Werk wieder zugänglich zu machen. Auch wenn der erste der auf drei Bänden angelegten Ausgabe ziemlich schwer in der Hand liegt – ein Ziegel von 700 Seiten, dessen Gewicht den Tragödien des 20. Jahrhunderts allerdings durchaus angemessen ist.« (Erich Klein, Ö1, Ex libris, 4. Feber 2024)
»Nach dem Untergang des Europa-Verlags waren Sperbers Werke viele Jahre lang nicht mehr im Handel greifbar, und es kann nicht hoch genug eingeschätzt werden, dass der Wiener Sonderzahl-Verlag dieses Frühjahr eine dreibändige Sperber-Werkausgabe herausbringt, in welcher unter anderem All das Vergangene, Wie eine Träne im Ozean und die Essays Zur Kritik der Tyrannis neu aufgelegt werden.« (Charles Linsmayer, Der Standard, 27. Jänner 2024)
Inhaltsverzeichnis
Vorbemerkung 7
Die Wasserträger Gottes 11
Die vergebliche Warnung 173
Bis man mir Scherben auf
die Augen legt 385
Stellenkommentar 637
Nachwort 673
Editorische Notiz 690
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