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Zumutung Demokratie Ein Essay
Zumutung Demokratie
Ein Essay




Sophie Schoenberger

Verlag C. H. Beck oHG
EAN: 9783406800085 (ISBN: 3-406-80008-4)
189 Seiten, kartoniert, 12 x 20cm, Februar, 2023

EUR 16,00
alle Angaben ohne Gewähr

Umschlagtext
Demokratie braucht Gemeinschaft. Denn sie setzt voraus, dass jeder Einzelne bereit ist, sich mit anderen Menschen zu einem Gemeinwesen zusammenfassen zu lassen. In letzter Zeit aber scheint diese Grundanforderung der Demokratie gefährdeter zu sein denn je. Die Verfassungsrechtlerin Sophie Schönberger untersucht, welche Zumutungen und Versprechen grundsätzlich in dem «Wir» liegen, das für jede Demokratie konstituierend ist, und wie die Demokratie als Regierungs- wie als Lebensform dem Zusammenfinden und dem Auseinanderdriften der Individuen begegnet.
Rezension
Demokratie als Staats- und Regierungsform gerät in jüngster Zeit zunehmend unter Druck. Im Zusammenhang mit dem russländischen Angriffskrieg auf sein Nachbarland Ukraine, wurde deutlich: die bestehende Weltordnung gerät ins Wanken. Mächtige, autoritär geführte Staaten wie Russland und China, nutzen die politische Situation und zeigen die Schwachstellen der Demokratie auf, gleich einem Brennglas. Dabei handelt es sich jedoch keineswegs um ein plötzliches Erscheinungsbild, vielmehr gleichen die Krisen der Demokratie einem schleichenden Prozess. Druck entsteht nicht alleine von Außen, sondern auch innerhalb des politischen Systems moderner demokratischer Staaten.
Sophie Schönberger nimmt die Gesamtsituation ins Visier, legt den Finger in die Wunde und beschäftigt sich mit der Frage: Wie funktioniert Zusammenleben in der Demokratie?

So greift sie inhaltlich eben diesen genannten Faden auf und beleuchtet ihn dezidiert.
Nach einleitenden Anmerkungen zur Demokratie im Allgemeinen und den "Wellen der Demokratie", kommt sie zu den Kernthemen ihres Essay. Ich und "der Andere" - wie halten wir es miteinander aus und können in Einklang und demokratischer Gemeinsamkeit leben? Oder, wie sie Kapitel II benennt: Zumutungen und Versprechen der Demokratie.
Ich und Ihr - Ihr und Wir - Sie sind Parameter demokratischer Gemeinschaft. Und Schönberger zeigt auf: Demokratie gelingt nur miteinander, jedoch mit größtmöglichen Entfaltungsmöglichkeiten für den Einzelnen.

Ein Buch genau zur richtigen Zeit. So würde ich das vorliegende Essay der angesehenen Rechtswissenschaftlerin einordnen. Inhaltlich geht sie ein komplexes Thema an: in welchem Zusammenhang steht der Einzelne in einer Demokratie in seinem Verhältnis zur Gemeinschaft? Denn nur innerhalb eines Kollektivs, das der Einzelne wiederum bereit ist zu akzeptieren und zudem bereit ist, sich selbst in die Gemeinschaft einzubringen, kann Demokratie funktionieren und gelingen.
Die Autorin betreibt im vorliegenden Essay keineswegs Schönfärberei, sondern blickt auch auf die Schwächen. Es wird sichtbar, dass die Kooperation der (demokratischen) Bürger eine entscheidende Rolle spielt und dass es (zunehmend) gilt, Angriffen "von Innen" Widerstand zu leisten.
Die Ausführungen der Autorin sind flüssig und gut lesbar geschrieben und verlassen die inhaltliche Linie, den vielzitierten roten Faden, nicht. Sicher ist es kein Buch, das man ganz nebenbei und in einem "Aufwasch" liest. Die Ausführungen von Sophie Schönberger empfinde ich inspirierend, u.a.weil sie ihrer Sichtweise auch konträre oder unterschiedliche Auffassungen gegenüber stellt. Somit wäre es jammerschade, würde man in den Lesepausen nicht den eigenen Gedanken freien Lauf lassen. Der Sinn eines Essay ist in vorbildlicher Weise gegeben.
Bücher wie das vorliegende Werk von Sophie Schönberger sind wichtig - daher: klare Leseempfehlung!

Dietmar Langusch, Lehrerbibliothek.de
Verlagsinfo
Demokratie braucht Gemeinschaft. Denn sie setzt voraus, dass jeder Einzelne bereit ist, sich mit anderen Menschen zu einem Gemeinwesen zusammenfassen zu lassen. In letzter Zeit aber scheint diese Grundanforderung der Demokratie gefährdeter zu sein denn je. Die Verfassungsrechtlerin Sophie Schönberger untersucht, welche Zumutungen und Versprechen grundsätzlich in dem «Wir» liegen, das für jede Demokratie konstituierend ist, und wie die Demokratie als Regierungs- wie als Lebensform dem Zusammenfinden und dem Auseinanderdriften der Individuen begegnet.

«Die Hölle», so wusste Jean-Paul Sartre, «das sind die Anderen». In eine besondere Spielart dieser Hölle versetzt uns die Demokratie, die uns als Staatsform nicht nur ein großes Versprechen politischer Freiheit macht, sondern auch die Zumutung auferlegt, die «Anderen» mit all ihren abweichenden Meinungen, Bedürfnissen und Interessen tatsächlich zu ertragen. Die zunehmenden inneren Widerstände, denen demokratische Systeme aktuell verstärkt ausgesetzt sind, zeigen, dass diese Zumutung mittlerweile in wachsendem Maße als unerträglich erlebt wird und die Krise der Demokratie in besonderer Weise eine Krise der Gemeinschaft, des Einanderaushaltens und des Zusammenfindens ist.

Sophie Schönberger ist Professorin für Öffentliches Recht, Kunst- und Kulturrecht an der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf und Ko-Direktorin des Instituts für Deutsches und Internationales Parteienrecht und Parteienforschung.
Inhaltsverzeichnis
I. Einleitung: Wellen der Demokratie 7

II. Wir. Zumutungen und Versprechen der Demokratie 11
Der «Andere» – eine demokratische Zumutung 11
Wen halten wir aus? 22
Zusammen allein? Demokratische Versprechen der Gemeinsamkeit 38

III. Ich und Ihr. Parameter demokratischer Gemeinschaft 55
Die Entfaltung des Ich und seine Darstellung im Ihr 56
Meine Freiheit, Deine Freiheit, unsere Freiheit 69
Ich mit mir: sich selbst ertragen 78
Kein Du, kein Ihr, nur Ich und Wir. Vom Kerngeschäft des Populismus 87

IV.Zusammenfinden und Auseinanderdriften 97
Miteinander regieren 98
Miteinander reden 119
Miteinander leben 146

V. Schluss: Begegnungen 151


Literatur 157
Anmerkungen 167
Personenregister 189