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Zugunruhe
Zugunruhe




Levin Westermann

Matthes & Seitz
EAN: 9783751809627 (ISBN: 3-7518-0962-7)
192 Seiten, hardcover, 13 x 20cm, April, 2024

EUR 22,00
alle Angaben ohne Gewähr

Umschlagtext
Levin Westermann, 1980 in Meerbusch geboren, studierte an der Hochschule der Künste Bern und lebt als freier Schriftsteller in Biel. 2020 wurde er mit dem renommierten Clemens-Brentano-Preis der Stadt Heidelberg ausgezeichnet, 2021 mit den Schweizer Literaturpreis 2022 mit dem Deutschen Preis für Nature Writing.
Rezension
Der Titel des Romans Zugunruhe ist ein Fachbegriff aus der Vogelkunde. Er beschreibt die Rastlosigkeit von Vögeln im Vorfeld ihrer Migration. Es beschreibt den Wunsch einer Sehnsucht nach Aufbruch, einen inneren Trieb, in die Ferne ziehen zu müssen. In diesem kurzweiligen Roman beschreibt der Autor die derzeitige, teils destruktive und ethisch fragwürdige Denk- und Lebensweise der Spezies Mensch auf dem Planeten Erde. Die Unterdrückung und das Ausüben von Macht gegenüber Schwächeren spielen in den wandernden Gedanken von Westermann häufig eine zentrale Rolle. Wir, also die Menschen, sind sich dessen Auswirkungen meist durchaus bewusst. Aktiv ändern daran wollen jedoch die wenigsten etwas. Bedeuten würde dies Verzicht, ja im schlimmsten Fall auch Selbstkasteiung, also das eigene Handeln dem eines höheren Zieles unterzuordnen.

Das Buch besteht aus verschiedenen Gedankenfetzen, die Leserinnen und Leser zum Mitdenken und Mitphilosophieren einladen. Spaziergänge in der Natur, Rückblicke in die Vergangenheit aber auch Visionen in eine Zukunft, die womöglich wenig rosig sein könnte. Es geht hier viel um die Frage: Wie wollen wir leben? Die eigene, derzeitige Lebensweise im Hinblick auf die Zerstörung der Natur und die Auswirkung auf zukünftige Generationen zu hinterfragen. SUVs, exorbitanter Fleischkonsum, Flüge in den Urlaub – für all das sollte eine größere Sensibilität geschaffen werden. Ein wichtiges Buch, das am Ende nicht ganz ohne Pathos auskommt. Letzterer funktioniert aber, weil er den Menschen nicht gänzlich abschreibt und verteufelt, sondern ihm die Chance auf eine kommende Verhaltensänderung offenhält.

F. Düring, lbib.de
Verlagsinfo
Zugunruhe, das ist die Rastlosigkeit von Vögeln im Vorfeld ihrer Migration, die nächtliche Sehnsucht, das Gefühl, dem Lockruf der Ferne kaum noch widerstehen zu können – was im Umkehrschluss heißt: Nichts hält mehr an diesem Ort, der zusehends unwirtlich wird. Und unwirtlich, geradezu verloren erscheint dem Protagonisten in Levin Westermanns Debütroman die Welt – und was die Menschen in ihrem Fortschrittssturm daraus gemacht haben. Flankiert von Katastrophenmeldungen, von Berichten über Pandemie und Klimakrise, von Weltraumkolonialisierungsträumen, streift er durch Landschaften der Schweiz und Deutschlands, vorbei an Raketenstationen und misstrauischen Blicken, und protokolliert die ungezügelte Zerstörungswut der Menschen, einer Spezies außer Rand und Band, die vergessen hat, dass sie nicht allein ist auf diesem Planeten, dass sie umgeben ist von Leben, und die allen Warnungen zum Trotz nicht aufhört, jenen Sturm noch weiter anzufachen. So erweist sich die Unruhe letztlich als Ausdruck der Verfallsgeschichte von Natur und Kultur, die Westermann am Kipppunkt einzufangen weiß, als ein Aufbegehren im Angesicht des drohenden Untergangs.