Rezension
"Jetzt seid doch mal still!" - diesen Satz, so beginnt Schwester Esther Kaufmann in ihren Seminaren gerne - sagen Lehrer allzu oft. Doch hört man diesen Satz aus ihrem Mund, merkt man schnell, dass er in sich nicht stimmig ist. Stille kann man nicht durch lautes Rufen herstellen. Nicht längerfristig. Die Kinder und Seminarteilnehmer werden wohl kurz still sein, für einen ersten Moment, dann aber wird das Tuscheln und Lachen und Erzählen und Rufen erneut beginnen. Stille muss sich langsam einstellen.
Wir müssen stille werden. Stille Erleben und annehmen.
Eine schöne Übung hierzu ist die Zirbenholzschale. Die Schale wird herumgegeben, man darf sie in den Händen halten, das Gewicht der Kugel spüren, die sich rhytmisch im Kreise dreht, die Schale weitergeben und zusehen und nachempfinden, wie der nächste im Kreis die Schale hält. Dann wird die Schale in die Mitte gestellt, die Kugel wird angestoßen, ihre Kreise werden verfolgt, bis die Kugel zum erliegen kommt. Dann ist es auch im Kreis der Kursteilnehmer still geworden.
Mit Schülergruppen, die die Zirbenholzschale erst kennen lernen, dauert es etwas länger, bis sich Stille einstellt. Die Kugel wird anfangs immer wieder aus der Schale kugeln, manch Schüler wird sich darüber freuen. Der Lehrer, Pädagoge oder Gruppenleiter sollte dies geduldig hinnehmen, vielleicht den loben, der es schafft, die Kugel nicht durch den Raum rollen zu lassen, so lange, bis auch die anderen versuchen, die Kugel in der Bahn zu halten. Langsam wird aber auch dann Stille einkehren.
Eine wundervolle Übung zu Beginn und Abschluss von Gruppenstunden.
Ina Lussnig, Lehrerbibliothek.de