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Wissen sie, was sie tun? Zur filmischen Inszenierung jugendlicher Gewalt
Wissen sie, was sie tun?
Zur filmischen Inszenierung jugendlicher Gewalt




Jörg Herrmann, Jörg Metelmann, Hans-Gerd Schwandt (Hrsg.)

Schüren Presseverlag
EAN: 9783894727321 (ISBN: 3-89472-732-2)
208 Seiten, paperback, 14 x 21cm, 2011

EUR 19,90
alle Angaben ohne Gewähr

Umschlagtext
Die mediale Inszenierung von Gewalt fordert Produzenten wie Rezipienten heraus. Manchmal unbemerkt, oft aber sehr bewusst, geht die Darstellung von Gewalt mit sublimer Verklärung einher. Auch in ihrem Erschreckenden und Abstoßenden umgibt Gewalt dann eine Aura von Stärke, Gradlinigkeit und Faszination. Andererseits wird Gewalt, wenn sie von Kindern und Jugendlichen ausgeht, aber auch wenn ihre Wirkung auf Kinder und Jugendliche reflektiert wird, mit einem Tabu belegt: Die mediale Darstellung von Gewalt erscheint dann hauptverantwortlich für eine scheinbar um sich greifende Gewaltbereitschaft Jugendlicher.

Das Buch setzt sich mit verschiedenen Möglichkeiten der Inszenierung jugendlicher Gewalt in Kino- und Fernsehfilmen auseinander. Der Stellenwert von Gewalt in der Jugendkultur wird ebenso reflektiert wie Fragen der Ästhetik. Dabei geht es immer auch um die Aufhellung der historischen, politischen und sozialen Hintergründe von Jugendgewalt, ohne dem Phänomen aus der Vogelperspektive seine gesellschaftliche Sprengkraft zu nehmen.

Ziel der Beiträge ist es, eine breite Sicht auf Entwicklungen in der Inszenierung jugendlicher Gewalt zu entfalten. Dabei bilden ein verbindendes Glied der Thesen und Argumentationslinien Filme wie DAS WEIßE BAND, KNALLHART oder CHIKO sowie erfolgreiche Fernsehfilmproduktionen wie WUT.



Beiträge von Klaus Farin, Burkhard Fuhs, Hans-Martin Gutmann, Rasmus Greiner, Ekkehard Knörer, Eva Lindemann, Christa Pfafferott, Jörg Metelmann, Reinhard Middel, Julius Othmer, Dierk Spreen, Marcus Stiglegger und Andreas Weich.
Rezension
Jugendgewalt ist ein z.Zt. auch in einer weiteren Öffentlichkeit viel diskutiertes und nicht selten populistisch ausgeschlachtetes Thema. Um so hilfreicher und interessanter ist ein Blick auf das Phänomen aus der Perspektive der Film- und Kulturwissenschaften, wie er in diesem informativen Sammelband geboten wird: Zur filmischen Inszenierung jugendlicher Gewalt (Untertitel!). Dadurch gelingt eine sehr viel differenziertere Wahrnehmung des Phänomens als im oftmals allzu oberflächlichen öffentlich-populistischen Diskurs. Ziel der Beiträge ist es, eine vielperspektivische und damit differenzierte Sicht auf Entwicklungen in der Inszenierung jugendlicher Gewalt zu entfalten. Konkrete Filmbeispiele erläutern und begründen die Mutmaßungen und Interpretationen.

Thomas Bernhard, lehrerbibliothek.de
Verlagsinfo
Jörg Metelmann, Film- und Kulturwissenschaftler, promovierte mit der ersten Monographie über Michael Hanekes Filme "Zur Kritik der Kino-Gewalt" (München 2003). Zahlreiche Publikationen, u.a. die Sammelbände Porno Pop und Bild-Raum-Kontrolle. Zur Zeit bereitet er an der Universität St.Gallen ein Forschungsprojekt zur „Ästhetik der Irritation“ vor.
Kontakt: joerg.metelmann@unisg.ch

Jörg Herrmann, Theologe und Filmwissenschaftler, ist Leiter der Akademie Nordelbien in Hamburg. Er promovierte und habilitierte in Protestantischer Theologie mit dem Schwerpunkt 'Religion und Medien'. Zudem ist er auch publizistisch tätig, u.a. erschien 2007 seine Biographie „Andreas Baader. Das Leben eines Staatsfeindes“ (zus. mit Klaus Stern).
Kontakt: Herrmann@akademie-nek.de

Hans-Gerd Schwandt, katholischer Theologe, arbeitet als Dozent an der Katholischen Akademie Hamburg. Er promovierte zum Thema „Vollendung und Geschichte“ und ist seit 2007 Vorsitzender der Kommission des Erzbistums Hamburg für Medizin- und Gesundheitsethik. Seine Forschungsschwerpunkte sind Bioethik und Menschenbild, Kinder- und Jugendliteratur, Film und Religion sowie christlich-islamischer Dialog
Inhaltsverzeichnis
Einleitung
Wissen sie, was sie tun?
Film als Reflexionsmedium der Gewalt-und-Medien-Debatten 7

Dierk Spreen
Jugend und gewalthaltige Massenkultur
Zur Soziologie der Unterhaltung und der Sozialisationsfunktion der Medien 16

Klaus Farin
Ohne Gewalt läuft nichts!?
Zur Bedeutung und Inszenierung von Gewalt in Jugendkulturen 49

Reinhard Middel
Filmische Gewaltfaszination als Herausforderung für die Medienbildung 66

Burkhard Fuhs
Zur Wirkung filmischer Gewaltdarstellungen auf Jugendliche und Erwachsene 81

Marcus Stiglegger
Passageriten
Die Bedeutung des Horrorfilms für Jugendliche 100

Rasmus Greiner
Zwischen Aufklärung und Tabuisierung
Kindersoldaten im fiktionalen Film 117

Hans Martin Gutmann
Gewaltunterbrechung
Jugendgewalt und Religion in GRAN TORINO 132

Eva Lindemann
DAS WEISSE BAND - EINE DEUTSCHE KINDERGESCHICHTE
Zu Michael Hanekes Inszenierung jugendlicher Gewalt und ihrer Genese im Kontext des Protestantismus 143

Christa Pfafferott
Zwischen den Jahren
Zur Darstellung von Mädchengewalt im zeitgenössischen Film
am Beispiel des Films PRINZESSIN unter Bezugnahme auf FISH TANK 158

Ekkehard Knörer
Held /Subjekt /Mythos
Gewalt und Menschwerdung in UN PROPHETE von Jacques Audiard 178

Julius Othmer/Andreas Weich
Er soll spielend sterben
Die Inszenierung der Angstkonstellation «Gewalt durch digitale Medien» in den Filmen TRON und TRON: LEGACY 191

Jörg Metelmann
Männlichkeit, Migration, Melodram
Affekt vs. Emotion der (Jugend-)Gewalt in deutschen Kino- und Fernsehfilmproduktionen 212

Autorinnen und Autoren 236