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Wenn Schüler dem Unterricht fernbleiben Schulabsentismus als pädagogische Herausforderung
Wenn Schüler dem Unterricht fernbleiben
Schulabsentismus als pädagogische Herausforderung




Heinrich Ricking

Verlag Julius Klinkhardt
EAN: 9783781514089 (ISBN: 3-7815-1408-0)
182 Seiten, paperback, 17 x 24cm, 2006

EUR 26,00
alle Angaben ohne Gewähr

Umschlagtext
Nachdem es viele Jahre ignoriert wurde, zieht das Thema Schulabsentismus derzeit viel Aufmerksamkeit in der Fachwelt wie in der Öffentlichkeit auf sich. Auch die wissenschaftliche Durchdringung macht Fortschritte, Erklärungs- und Handlungsansätze werden erarbeitet. Der Oberbegriff Schulabsentismus fasst in diesem Kontext die unterscheidbaren Formen unerlaubter Fehlzeiten in der Schule (Schulschwänzen, Schulverweigerung, Zurückhalten von Schülern) zusammen. Dabei gestalten sich die konkreten Verhaltensweisen – vom „Abhängen“ einzelner Randstunden über intervallartige Versäumniszeiten bis hin zu einer völligen Entkopplung von der Schule – und die Verhaltensmotive sehr variabel und vielschichtig. Das vorliegende Buch stellt sich dieser Komplexität und bietet aus pädagogischer Sicht einen differenzierten Überblick über den aktuellen Forschungsstand zur Thematik von Schülern, die nicht zur Schule gehen (wollen).

Inhaltlich werden zunächst die Schüler und die Bedingungen ihres Verhaltens, Erscheinungsformen und Erklärungsansätze in den Fokus gerückt.

Im 2. Teil liegt der Schwerpunkt auf der zentralen Frage der Prävention und Intervention in der Schule. Es geht also um die Entwicklung von Alternativen zu den üblichen Zwangsmaßnahmen, um die pädagogischen Optionen eine hohe Anwesenheit in der Klasse zu erreichen und so wirksame Lernprozesse zu realisieren.

Das Buch wendet sich an Studierende und Lehrkräfte sowie an Praktiker in pädagogisch-therapeutischen Berufsfeldern.



Dr. Heinrich Ricking, Studium und Promotion in Sonderpädagogik, Praxis als Förderschullehrer, seit 1997 Lehr- und Forschungstätigkeit an der Universität Oldenburg. Seit 2004 Vertretungsprofessor für das Fach Sozial-emotionale Entwicklungsförderung und Erziehungshilfe sowie Soziale Arbeit an der Universität zu Köln.
Rezension
Schulmeidendes Verhalten hat es immer gegeben, es ist aber lange Zeit ignoriert worden. Mittlerweile gerät es stärker in das Blickfeld (sozial-)pädagogischer Aufmerksamkeit. Es ist allen Lehrer/inne/n ein vertrautes und alltägliches Phänomen. Es bedarf der Erklärung (1. Teil des Buchs), der Prävention und der Intervention (2. Teil des Buchs): schulische wie außerschulische Handlungsmöglichkeiten sind zu entwickeln. Schulmeidung, Schulverweigerung und Schulaversion bilden einen beachtlichen Bestandteil von jugendlichen Desintegrationsprozessen. Schule und Jugendhilfe müssen sich hier enger vernetzen. Der Autor dieses Bandes, der auch dem interdisziplinären Arbeitskreis "Schulverweigerung - Schulabsentismus" angehört, beschäftigt sich, - mehrheitlich aus sonderpädagogischem Kontext, mit dem Sachverhalt, der gemeinhin als "Schule schwänzen" bezeichnet wird. Er gibt einen differenzierten Überblick über den aktuellen Forschungsstand, erklärt die vielschichtigen Gründe für schulmeidendes Verhalten und zeigt Möglichkeiten von Prävention und Intervention auf.

Jens Walter, lehrerbibliothek.de
Inhaltsverzeichnis
1 Einleitung 8

2 Die Schulpflicht als zentraler Bezugspunkt 14

2.1 Historische Linien der Schulpflicht und des Schulabsentismus 14
2.2 Schulpflicht und Schulzwang 17
2.3 Die Schulpflicht als soziale Grenze 21

3 Zielgruppen und Gegenstandsverständnis 23

3.1 Entwicklung von Erklärungs- und Handlungsansätzen 23
3.2 Begriffsnutzung 25
3.3 Abgrenzungen und Klassifikationen 26
3.4 Operationalisierungen 35
3.5 Schulschwänzen 37
3.5.1 Definitionen 37
3.5.2 Verhaltensbild 38
3.5.3 Theoretische Ansätze und Implikationen 39
3.5.4 Begleitfaktoren 45
3.5.5 Folgen 48
3.6 Schulverweigerung / Schulphobie 50
3.6.1 Definitionen 50
3.6.2 Verhaltensbild 52
3.6.3 Theoretische Ansätze und Implikationen 55
3.6.4 Begleitfaktoren 59
3.6.5 Folgen 62
3.7 Zurückhalten 62
3.8 Fazit und Diskussion 65

4. Bedingungsfaktoren 70

4.1 Individuelle Variablen 70
4.1.1 Alter 70
4.1.2 Geschlecht 71
4.1.3 Schul- und Leistungsangst 72
4.1.4 Schulversagen 73
4.1.5 Selbstkonzept 74
4.1.6 Kausalattribuierungen 75
4.1.7 Intelligenz 76
4.2 Schulische Variablen 76
4.2.1 Organisationsmerkmale von Schulen 77
4.2.2 Schulform 78
4.2.3 Schul- und Klassenklima 79
4.2.4 Lehrerverhalten 80
4.2.5 Bewertung von Schulversäumnissen 81
4.2.6 Eltern-Lehrer-Interaktion 83
4.3 Faktoren im Primärmilieu 83
4.3.1 Lebensverhältnisse 83
4.3.2 Einstellung der Eltern 85
4.4 Die Peer-Group 86
4.5 Zeitstrukturelle Befunde 88
4.6 Fazit und Diskussion 90

5 Schulrechtliche und gemeindeorientierte Interventionsstrategien 94

5.1 Der Schulzwang 94
5.2 Der Schulausschluss 97
5.3 Gemeindeorientierte Strategien in den USA 98

6 Schulpädagogische Prävention und Interventionen 101

6.1 Entwicklungen 101
6.2 Grundlagen der Prävention und Intervention 102
6.3 Schulische Leitvorstellungen 107
6.3.1 Die Haltung der Schulleitung* 108
6.3.2 Kooperation zwischen Schule und Jugendhilfe 109
6.3.3 Ein lernförderliches, gewaltarmes Schulklima111
6.3.4 Mobbing verhindern 112
6.3.5 Professionelles Lehrerverhalten 113
6.3.6 Beziehung zum Schüler 115
6.3.7 Didaktische Qualität 116
6.3.8 Exkurs: Handlungsorientierung und Projektarbeit l 18
6.4 Handlungsempfehlungen für Schulen 124
6.4.1 Registratur der Versäumnisse 124
6.4.2 Warnsignale wahrnehmen 125
6.4.3 Anreize für Anwesenheit schaffen127
6.4.4 Absentismus sanktionieren 127
6.4.5 Unmittelbare Reaktion 128
6.4.6 Rückkehrsituation 128
6.4.7 Unterstützung anbieten 129
6.4.8 Zugänglichkeit verbessern 129
6.4.9 Kooperation mit Eltern 129
6.5 Beispiele von Schulkonzepten 130

7 Handeln im Einzelfall 133

7.1 Der Handlungsrahmen 133
7.2 Vorklärungen 136
7.3 Bedingungsstruktur ermitteln 137
7.6 Möglichkeiten der Verhaltensmodifikation 143
7.7 Beispiele für Einzelfall- und Kleingruppeninterventionen 147

8 Therapie bei angstbedingter Verweigerung 151

9 Rehabilitative Ansitze für entkoppelte Jugendliche 157

9.1 Allgemeine Kennzeichnung 157
9.2 Zwei Beispiele 158
9.3 Zwischenbilanz alternativer Beschulungseinrichtungen 161

10 Fazit und Ausblick 164

11 Literaturverzeichnis 169