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Weimar
Eine Kulturgeschichte
Annette Seemann
Verlag C. H. Beck oHG
EAN: 9783406630309 (ISBN: 3-406-63030-8)
464 Seiten, Festeinband mit Schutzumschlag, 15 x 22cm, März, 2012
EUR 24,95 alle Angaben ohne Gewähr
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Rezension
"Wenn es überhaupt so etwas wie die deutsche Stadt par excellence gibt, so ist dies Weimar." Mit diesen Worten eröffnet Annette Seemann ihre Ausführungen, in denen sie einen besonderen geschichtlichen Überblick der Geschichte Weimars liefert. Die Autorin zieht Parallelen zwischen weltpolitisch-historischen Zusammenhängen und dem Mikrokosmos einer kleinen Stadt, die im geschichtlichen Kontext für Deutschland als das Land der Dichter und Denker eine besondere Rolle einzunehmen scheint. Die kulturelle Verwurzelung des deutschen Volkes mit Weimar bleibt in allen Epochen präsent. Hierbei werden gezielt wesentliche Stationen der kulturellen Geschichte vorgestellt. Schattenseiten bleiben dabei nicht ausgespart, sodass das verklärte Bild der inzwischen touristisch überprägten Kulturhauptstadt in ein realistischeres Licht gerückt wird. Der Geist der Stadt wird dennoch lebendig. Die Bedeutung für den Unterricht ist offensichtlich. Die Lektüre der wohl bekanntesten Autoren Schiller und Goethe ist nicht ohne ihr soziales und intellektuelles Umfeld zu verstehen. Insofern leistet das Buch einen wertvollen Beitrag, Hintergründe und gesellschaftliche Rahmenbedingungen zu verstehen und für den Unterricht aufzubereiten. Auch für das Fach Geschichte können exemplarisch Lehrplanbezüge hergestellt werden. Der Überblick ist verständlich und mitunter spannend verfasst. Zahlreiche Abbildungen vermitteln einen zusätzlichen Eindruck von der Stadt und ihrer für Deutschland so wichtigen Bewohner.
Georg Pfahler, lehrerbibliothek.de
Verlagsinfo
In dieser ersten großen Kulturgeschichte Weimars seit Jahrzehnten zeigt Annette Seemann anschaulich, wie schon früh ein „Mythos Weimar“ entstand, und geht den verborgenen Verbindungslinien nach, die von Luther über Bach zu Goethe und weiter bis zum Bauhaus und zur Weimarer Verfassung führen.
Weimar erscheint wie ein Kondensat deutscher Kultur und Geschichte: Luther wurde von hier aus politisch protegiert, und Johann Sebastian Bach wirkte am Weimarer Hof. Als Wahlheimat von Goethe und Schiller wurde die Stadt zum Zentrum der deutschen Klassik. Franz Liszt fühlte sich von der Aura Weimars magisch angezogen. Der geistig umnachtete Friedrich Nietzsche wurde nach Weimar geholt, damit er sich in die Reihe der Klassiker einfüge. Das Bauhaus entstand in Weimar, und nicht zufällig wurde hier die Weimarer Verfassung aus der Taufe gehoben. Aber auch das Konzentrationslager Buchenwald mit seinem Terror und seiner Untergrund-Kultur gehört zur Geschichte der Stadt. Adolf Hitler, Stalin und die DDR-Oberen machten sich den „Geist von Weimar“ zunutze, aber letztlich, so zeigt Annette Seemann in ihrem eindrucksvollen Buch, hat „Weimar“ als Inbegriff von Humanität, Freiheit und Bildung allen Vereinnahmungsversuchen widerstanden.
Inhaltsverzeichnis
Vorwort
I. Die frühe Zeit
Die ältesten zeugnisse - Aufstieg und Untergang des Königreiches Thüringen - Von Vvigmara zu Weimar
II. Zeit des Glaubens, 1250-1756
Im Wechselspiel der Mächte - Die Residenz Herzog Johanns als Keimzelle des neuen Glaubens - Die Reformation - Sieg des neuen Glaubens und Niederlage auf dem Schlachtfeld - Wolfgang Ratke und die Fruchtbringende Gesellschaft - Kulturelle Blüte und politische Bedeutungslosigkeit
Die Goldene Zeit, 1756-1807
Anna Amlia kommt, der Krieg beginnt - Bertuchs Gewerbefleiß - Eine freie Zeichenschule für Kunst und Handwerk - Wieland und die Prinzenerziehung - Alles Theater: Das Schloss brennt, Goethe kommt - Geselligkeit, Öffentlichkeit und Freimaurer - Herder und die Kunst, Briefe zu schreiben - Zwischen Kant und Französischer Revolution - Die veröffentlichte Meinung - Universität und Bibliothek - Weimar als Weltentwurf - Selbstbewusste Frauen - Kulturpolitik und Klassizismus - Zäsuren
Probezeit, 1807-1846
Das Sachsen-Weimar-Eisenacher Grundgesetz - Bürgerschule und Patriotisches Frauen-Institut - Goethe als Oberaufseher über Wissenschaft und Kunst - Die Pressefreiheit, eine Episode - "Die Werke der Kunst gehören nicht Einzelnen" - Theaterkrisen - Das "Athen von Deutschland - Die Stadt und ihr Dichterfürst - Weltliteratur in der Residenzstadt - Tote Dichter und neue Musik
Die Silberne Zeit, 1846-1901
Das Großherzogtum Sachsen-Weimar-Eisenach - Ein Mekka der Bildung - Im Geiste Goethes - "Daß wir Deutsche doch noch Sterne haben" - Die Wiederauferstehung der Wartburg - Im Namen Schillers - Im Geiste Anna Amalias - Franz Liszt: Neu-Weimar gegen Alt-Weimar - Die Musealisierung der Klassik - Fin de siècle
Moderne Zeiten, 1901-1925
Aufschwung und soziale Spannungen - Die Ignoranz des Großherzogs - Adolf Bartels und das Theater - Harry Graf Kessler und das neue Weimar - Elisabeth Förster-Nietzsche und der Nietzsche-Kult - Henry van de Velde und die Kunstgewerbeschule - Das Ende des Großherzogtums - Die Nationalversammlung im Weimarer Theater - Walter Gropius und das Bauhaus
Die braune Zeit, 1925-1945
Ein nationalsozialistischer Sehnsuchtsort - Rechtsruck in Thüringen und Weimar - Gustloff-Werke und Weimarhalle - Konzentrationslager Buchenwald - Das Schicksal der Weimarer Juden - Gleischaltungen - Vereinnahmungen - "Haltet zum deutschen Buch!" - Kriegsende
Die rote Zeit, 1945-1990
Buchenwaldschwur und Speziallager Nr. 2 - Die Sowjetische Administration und ihr "Schmuckstück" - Kulturschaffende unter staatlicher Lenkung - Einheitsschule und Volksuniversität - Das Erbe der Klassiker - "VEB Goethe" - Kirchen, Christen und Opposition
Bunte Zeiten, seit 1990
Kulturhauptstadt - "Aufstieg und Fall der Moderne" - Weltkulturerbe - Unter dem Dach der Klassik Stiftung - Statt eienes Epilogs: Bildung für die Zukunft Weimars
Anhang
Plan von Weimar - Zeittafel - Anmerkungen - Literaturhinweise - Bildnachweis - Personenregister
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