lehrerbibliothek.deDatenschutzerklärung
Vormärz Deutschlands Aufbruch in die Moderne 1815 - 1848
Vormärz
Deutschlands Aufbruch in die Moderne 1815 - 1848




Wilhelm Bleek

Verlag C. H. Beck oHG
EAN: 9783406735332 (ISBN: 3-406-73533-9)
336 Seiten, Festeinband mit Schutzumschlag, 14 x 22cm, März, 2019, mit 23 Abbildungen

EUR 28,00
alle Angaben ohne Gewähr

Umschlagtext
Der Vormärz hat einen schlechten Ruf. Die Jahre zwischen 1815 und 1848 gelten als Zeitalter der Restauration und Repression, als verlorene Übergangsepoche, die auf die Umwälzungen der Französischen Revolution und der Napoleonischen Herrschaft folgte. Doch wurden damals zugleich auf vielen Feldern die Grundlagen für die rasante Modernisierung gelegt, die Deutschland in der zweiten Jahrhunderthälfte durchlief. Wilhelm Bleek holt die Epoche des Vormärz aus ihrem Schattendasein und lässt sie in ihrer faszinierenden Vielfalt und Widersprüchlichkeit wiederaufleben.

Kulturell gelten die Jahre des Vormärz als Zeit des Biedermeier, in der sich der deutsche Michel mit Schlafrock und Zipfelmütze ins Private zurückzog und einer behäbigen Spießigkeit hingab. Doch gleichzeitig legte das Bürgertum ein gehöriges Selbstbewusstsein an den Tag, förderte Innovationen und bereitete der Obrigkeit durch ein lebendiges Vereinswesen großes Kopfzerbrechen. Goethe verfasste den zweiten Teil des Faust, die ersten Eisenbahnlinien entstanden, der Telegraf wurde erfunden, die Naturwissenschaftler organisierten und vernetzten sich in neuer Form, Sängervereine provozierten mit nationalen Liedern, Universitäten entstanden, und der preußische König weckte anlässlich der Wiederaufnahme der Arbeiten am Kölner Dom nationale Hoffnungen. Die Epoche mündete in die gescheiterte Revolution von 1848/49. Doch jenseits dieses Scheiterns legte sie die Grundlagen für Deutschlands Aufbruch in die Moderne.

Wilhelm Bleek ist Professor em. für Politikwissenschaft an der Universität Bochum.
Rezension
Der Begriff Vormärz bezeichnet die Epoche der deutschen Geschichte zwischen dem Wiener Kongress von 1815, der Julirevolution von 1830 und der Märzrevolution von 1848/1849. Geographisch beschränkt sich der Begriff auf die Staaten des auf dem Kongress gegründeten Deutschen Bundes. Politisch tritt dem Aufkommen von Nationalismus, Liberalismus und Sozialismus eine restaurative Politik der Verfolgung und Unterdrückung entgegen. Stärkstes Bollwerk der Restauration, der Wiederherstellung der alten Mächte, war die sogenannte Heilige Allianz aus Preußen, Russland und Österreich: die Ära Metternich. Wirtschaftlich setzt im Vormärz allmählich die Industrialisierung ein incl. der sozialen Mißstände (Pauperismus) im Übergang von Agrarstaat zu Industriestaat. Kulturell prägt der sog. Biedermeier die Gegenbewegung gegen alle modernistischen oder gar revolutionären Bewegungen. Der Vormärz gilt als Phase der Restauration mit konservativen und reaktionären Zielen. Der Autor dieses Buchs betont aber auch die andere Seite des Vormärz: eine Zeit, die mit dem Erstarken des Bürgertums und der von ihm angeführten Einheits- und Verfassungsbewegung zur deutschen Revolution im März 1848 hinführte. Gleichzeitig ereigneten sich in dieser Periode politischer Stagnation und Repression große gesellschaftliche, technologische, wirtschaftliche und wissenschaftliche Umwälzungen, für deren Charakterisierung zu Recht auch der Revolutionsbegriff verwandt wird. Bei allem politischen Stillstand war die deutsche Geschichte zwischen dem Wiener Kongress und der Märzrevolution also eine Zeit mannigfacher Veränderungen, von Neuerungen und Fortschritten, aber auch von Krisen auf den Gebieten von Gesellschaft, Kultur, Wissenschaft, Technologie und Wirtschaft. Diese vielschichtigen Lebenslagen und Lebensgefühle der Deutschen zwischen 1815 und 1848 will das vorliegende Buch anhand einer Reihe von Miniaturen illustrieren (vgl. Inhaltsverzeichnis).

Dieter Bach, lehrerbibliothek.de
Verlagsinfo
Schlagwörter:
19. Jahrhundert, Aufbruch, Biedermeier, Bürgertum, Deutschland, Epoche, Moderne, Modernisierung, Repression, Restauration, Sängervereine, Vormärz
Inhaltsverzeichnis
Vorwort 9

Der Wiener Kongress (1814 /15)
Fürsten und Diplomaten verhandeln über eine europäische Gleichgewichtsordnung, tanzen miteinander und spionieren sich gegenseitig aus 15

Die Verfassung von Sachsen-Weimar-Eisenach (1816)
Ein kleines thüringisches Fürstentum geht beim konstitutionellen Fortschritt voran 29

Das Wartburgfest (1817)
Studenten zelebrieren zum 300. Jahrestag der Reformation einen patriotischen Gottesdienst und verbrennen anschließend Bücher 41

Die Gründung der Bonner Universität (1818)
Der protestantische König von Preußen errichtet eine akademische Bastion im katholischen Rheinland
53

Die Ermordung August von Kotzebues durch Carl Sand (1819)
Ein Theologiestudent ersticht einen Lustspieldichter aus nationalistischem Glaubenswahn 63

Die Uraufführung von Webers «Der Freischütz» (1821)
Romantische Liebesgeschichte im mythischen deutschen Wald 79

Die Gründung der Versammlung deutscher Naturforscher und Ärzte (1822)
Akademische Vereinsbildung zwischen Geselligkeitsbedürfnis und Wissenschaftsfortschritt 91

Der Tod von Friedrich Krupp (1826)
Nach dem Ableben des Gründers führen seine Witwe und ihr minderjähriger Sohn eine bankrotte Fabrik zum Weltrang 103

Der Bau von Bremerhaven (1827)
Die Hansestadt Bremen legt einen neuen Zugang zum Meer an 113

Die Wiederauff ührung der Matthäus-Passion (1829)
Der junge Felix Mendelssohn Bartholdy erweckt Johann Sebastian Bach zu neuem Leben 123

Die Erstveröffentlichung des «Baedeker» (1832)
Ein Reiseführer läutet den modernen Massentourismus ein 135

Goethes Lebensende (1832)
Der Dichterfürst vollendet den zweiten Teil seiner Faust-Tragödie und stirbt 147

Das Hambacher Fest (1832)
Dreißigtausend feiern den europäischen Völkerfrühling 161

Die Erfindung des elektromagnetischen Telegraphen (1833)
Ein Astronomie- und Mathematikprofessor und sein Physikkollege spannen einen Draht über Göttingen
175

Die Protestation der Göttinger Sieben (1837)
Professoren gewinnen ihre Auseinandersetzung mit dem hannoverschen König dank der Unterstützung durch die gesamtdeutsche Öffentlichkeit 183

Der Bau der Eisenbahn zwischen Leipzig und Dresden (1837 /39)
Ein neues Verkehrsmittel beschleunigt das allgemeine Zeitgefühl 197

Das Kölner Dombaufest (1842)
Der preußische König Friedrich Wilhelm IV. legt den Grundstein zur Vollendung des Kölner Doms als einem deutschen Nationaldenkmal 209

Karl Marx und die «Rheinische Zeitung» (1843)
Der radikale Philosoph spielt als Redakteur einer liberalbürgerlichen Zeitung Katz und Maus mit der preußischen Zensur 225

Bettine von Arnims «Dies Buch gehört dem König» (1843)
Eine exzentrische Freifrau macht den preußischen König auf die Misere der Armen vor den Toren Berlins aufmerksam 237

Das Schleswig-Holstein-Lied (1844)
Nationale Sehnsucht aus deutschen Männerkehlen 249

Die Einweihung der Münchener St. Ludwigskirche (1844)
Der bayerische König setzt sich mit dem Bau einer Prachtstraße ein Denkmal 261

Die Hungerunruhen (1847)
Die Armen besorgen sich ihr «täglich Brot» 275

Die Eröffnung der deutschen konstituierenden Nationalversammlung (18. Mai 1848)
384 Abgeordnete ziehen mit «Zuversicht und Hoffnung» in die Paulskirche ein 289

Resümee 299

Danksagung 311

ANHANG

Bildnachweis 315
Literaturverzeichnis 317
Personenregister 331