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Vom Vorrang der Liebe Zeitenwende für die katholische Sexualmoral
Vom Vorrang der Liebe
Zeitenwende für die katholische Sexualmoral




Christof Breitsameter, Stephan Goertz

Herder Verlag
EAN: 9783451389542 (ISBN: 3-451-38954-1)
176 Seiten, hardcover, 13 x 21cm, 2020

EUR 20,00
alle Angaben ohne Gewähr

Umschlagtext
Wie das Prinzip Liebe die kirchliche Sexualmoral revolutioniert

Die MHG-Studie zu sexuellem Missbrauch in der katholischen Kirche hat die problematischen Aspekte kirchlicher Sexualmoral mit unabweisbarer Dringlichkeit aufs Tapet gebracht. Als Reaktion hat der Synodale Weg die Sexualmoral zu einem Schwerpunkt seiner Reformdiskussionen gemacht. Vor diesem Hintergrund sezieren die Autoren die normative Logik der geltenden kirchlichen Sexualmoral mit ihren klassischen Verbotsnormen. Ihre Analyse zeigt: Es bedarf einer grundlegenden Revision der kirchlichen Sexualmoral, um Anschluss an die Lebenswirklichkeiten der Menschen von heute zu finden. Die Liebe muss dabei Vorrang haben. In diesem Sinn entfalten die Autoren eine Ethik, der es dezidiert darum geht, den Liebenden gerecht zu werden und ihre Liebe zu schützen.

Christof Breitsameter, Dr. theol., geb. 1967, Professor für Moraltheologie an der Katholisch-Theologischen Fakultät der Ludwig-Maximilians-Universität München, Vorsitzender der Arbeitsgemeinschaft Deutscher Moraltheologen.

Stephan Goertz, geboren 1964, Dr. theol., Professor für Moraltheologie an der Katholisch-Theologischen Fakultät der Johannes Gutenberg-Universität Mainz.
Rezension
Die Grundaussage dieses allgemein verständlichen Buchs ist ebenso klar wie notwendig: Es bedarf einer grundlegenden Revision der kirchlich-katholischen Sexualmoral, um Anschluss an die Lebenswirklichkeiten der Menschen von heute zu finden. Die (katholische) Kirche hält an einem klassischen, überkommenen, konservativen Ehe-, Partnerschafts- und Sexualitätsverständnis fest (vgl. Teil 1). Als wissenschaftliches Thema scheint die Liebe heute vornehmlich Thema von Psychologie und Neurowissenschaften, manchmal auch der Soziologie zu sein. Es findet in der Gesellschaft ein erheblicher Wandel im Verständnis von Liebe, Sexualität und Partnerschaft statt hinsichtlich der wachsenden Ausdifferenzierung unterschiedlicher Rollen, größerer Freiheitsspielräume und höherer Riskiertheit der eigenen Lebensführung für das Gelingen von Liebe, Sexualität und Partnerschaft: "Ich habe meine Frau nicht geheiratet, um mit ihr Kinder zu bekommen, ich habe sie geheiratet, weil ich sie liebe." Das spiegelt die zenrtale Auffassung heutigen Eheverständnisses. Deshalb bedarf es in der katholischen Kirche neuer Normen (Teil 2) und Fundierungen der Sexualmoral (Teil 3).

Oliver Neumann, lehrerbibliothek.de
Inhaltsverzeichnis
Einleitung 9

Teil I: Konturen der traditionellen Sexualmoral

1. Ehe und legitime Nachkommen 15

1.1 Starke und schwache Normen 19
1.2 Ehe und Liebe 22
1.3 Kulturelle Differenzen 23

2. Reine Hände, reine Herzen 33

2.1 Von kultischer und ethischer Reinheit in der Bibel 34
2.2 Befleckung und Sünde – Folgen einer Verknüpfung 36
2.3 Eine neue Sakralisierung 40

3. Wechselnde Bewertungen der sexuellen Lust 43

3.1 Augustinus und der Sündenfall 43
3.2 Schwankende Urteile – das augustinische Erbe 49
3.3 Bejahte Sinnlichkeit 52

4. Gemäß der menschlichen Natur 57

4.1 Ein antikes Erbe 58
4.2 Schichten und Forderungen des Natürlichen 59
4.3 Gemäß welcher Natur? 63
4.4 Lehramtliches Verharren 66

Teil II: Die resultierenden Normen

5. Sexuelle Akte vor und außerhalb der Ehe 71

5.1 Innerlichkeit und Empfindsamkeit 71
5.2 Freiheit und Gleichheit 76
5.3 Symbiose von Liebe, Sexualität und Ehe 78

6. Empfängnisverhütung 82

6.1 Eine geschichtliche Norm 82
6.2 Gegen die Ablehnung von Ehe und Kindern 85
6.3 Der Natur und dem Lehramt untergeordnet 88
6.4 Lehre im Abseits 92

7. Homosexualität 96

7.1 Liebe jenseits der Geschlechterdifferenz 97
7.2 Was die Bibel nicht billigt 99
7.3 Notwendige Unterscheidungen 101
7.4 Nicht von dieser Welt? 104

Teil III: Neue Fundierungen

8. Menschenwürdige Sexualität 111

8.1 Grundlegung und Aspekte von Menschenwürde 111
8.2 Augustinus und die verstörende Sexualität 113
8.3 Im Gefolge Kants –Würde und Selbstbestimmung 117
8.4 Zwei Konzeptionen von Menschenwürde 121

9. Wozu verpflichtet Liebe? 124

9.1 Begehren und Verbindlichkeit 126
9.2 Gibt es Zwecke der Liebe? 128
9.3 Ungeteilte Aufmerksamkeit 137
9.4 Verbindliche Partnerschaft: Minimale Ehe 141
9.5 Bilanz 145

Anmerkungen 148
Literaturverzeichnis 164