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Verzicht und Freiheit Überlebensräume der Zukunft
Verzicht und Freiheit
Überlebensräume der Zukunft




Jean-Pierre Wils

Hirzel
EAN: 9783777634968 (ISBN: 3-7776-3496-4)
280 Seiten, Festeinband mit Schutzumschlag, 15 x 21cm, Oktober, 2024

EUR 26,00
alle Angaben ohne Gewähr

Umschlagtext
Ein radikaler Freiheits- und Verzichtsbegriff

Die Lage unserer Gesellschaft ist prekär. Die ökologischen Krisen sind allgegenwärtig. Die bloße Fortsetzung unserer auf Wachstum fixierten Lebensstile ist schon längst an eine Grenze gestoßen ist. Wie berauscht von uns selbst, verzehren wir gefräßig und haltlos unsere Welt.

Der Verzicht auf Liebgewonnenes ist überfällig, aber mit Berufung auf die Freiheit wird gegen den Verzicht, das Maßhalten argumentiert. Wir benötigen jedoch eine Sprache und ein Handeln des Maßhaltens und der Genügsamkeit, die aus den ökologischen und sozialen Sackgassen herausführt und sowohl den Einzelnen als auch die Politik in die Pflicht nimmt.

Unsere Vorstellung von Freiheit benötigt daher dringende Korrekturen. Damit dieses Vorhaben gelingt, brauchen wir Mut zur Realität und die solidarische Bereitschaft, von einem falschen Leben Abschied zu nehmen und dem Bündnis von Verzicht und Freiheit beizutreten. Dann werden wir anders und besser frei sein.

Der Philosoph Jean-Pierre Wils denkt Freiheit darum neu: als die Fähigkeit, an einem überschaubaren Ort zu leben, an dem wir bleiben dürfen, der uns auf lange Sicht die Gewähr bietet, auch in Zukunft die Freiheit nicht aufgeben zu müssen.

»Wenn es das zentrale Problem unserer Gesellschaft ist, dass wir nicht mehr anhalten können, dass wir immer weiter Rennen müssen bis in den individuellen Burnout und den kollektiven Ökokollaps, dann ändert der Begriff der Freiheit seine Bedeutung: Frei sind wir dann, wenn es uns gelingt, aufzuhören, innezuhalten, das Gleis zu verlassen. Jean-Pierre Wils' neues Buch liefert uns eine faszinierende Blaupause dafür, wie das gehen könnte.« Hartmut Rosa

Prof. Dr. em. Jean-Pierre Wils studierte Philosophie und Theologie in Leuven/Belgien und Tübingen. Bis 2024 war er Ordinarius für Philosophische Ethik und Kulturphilosophie an der Radboud Universiteit Nijmegen (Niederlande). Mitglied im deutschen PEN. Seit 2021 fungiert er als Herausgeber der "Scheidewege. Schriften für Skepsis und Kritik". Im Hirzel Verlag erschienen von ihm "Sich den Tod geben. Suizid als letzte Emanzipation?", "Der Große Riss. Wie unsere Gesellschaft auseinanderdriftet und was wir dagegen tun müssen" und "Warum wir Trost brauchen. Auf den Spuren eines menschlichen Bedürfnisses".
Rezension
Letztlich geht es um eine alte philosophische Frage: Was ist Freiheit? (Und Freiheit ist ja zu einem zentralen politischen Begriff der Gegenwart geworden, vgl. zuletzt den Titel von Angela Merkels Autobiographie.) Ist Freiheit nur Freiheit von ... oder auch Freiheit zu ... Ist Freiheit also nur die FDP-Freiheit (als Freiheit von: Tempobegrenzung, Steuer, Gesetzen etc.) oder ist Freiheit auch die Kant-Feiheit (als Freiheit zu: Selbstbegrenzung, Orientierung am Kategorischen Imperativ, freiwilligem Verzicht)? Jean-Pierre Wils positioniert sich eindeutig (gegen einen mangelhaften Lindner-FDP-Freiheitsbegriff): Frei sind wir dann, wenn es uns gelingt, aufzuhören, innezuhalten, das Gleis zu verlassen. Frei sind wir dann, wenn wir autonom und selbstbestimmt uns Selbstbegrenzungen auferlegen können, weil sie ökologisch geboten oder vom Gewissen her gefordert werden! Verzicht UND Freiheit müssen eben kein Gegensatz sein, - wenn man nicht einem verkümmerten Lindner-Rest-FDP-Freiheitsbegriff anhängt ...

Dieter Bach, lehrerbibliothek.de
Verlagsinfo
"Laut dem Philosophen führt kein Weg daran vorbei, dass wir mit unserem bisherigen Lebensstil so nicht weitermachen können. Es sei nicht die Frage, ob wir uns einschränken müssen, sondern wie sich dieser Prozess in geordneten politischen Bahnen sowie sozial verträglich und gerecht organisieren lässt."
Martina Sulner, RND

„Freiheit ist zu einem Kampfbegriff geworden. Und Freiheit ist zum persönlichen Ideal der maximalen Selbstentfaltung geworden.“
Jean-Pierre Wils im Interview mit RND

"Ein starker philosophischer Weckruf"
Gert Holle, lesehits.de

"Wenn es das zentrale Problem unserer Gesellschaft ist, dass wir nicht mehr anhalten können, dass wir immer weiter Rennen müssen bis in den individuellen Burnout und den kollektiven Ökokollaps, dann ändert der Begriff der Freiheit seine Bedeutung: Frei sind wir dann, wenn es uns gelingt, aufzuhören, innezuhalten, das Gleis zu verlassen. Jean-Pierre Wils‘ neues Buch liefert uns eine faszinierende Blaupause dafür, wie das gehen könnte."
Hartmut Rosa

"Jean-Pierre Wils hat eine Gegenwartsanalyse vorgelegt, deren Scharfsinnigkeit im Kontext des Nachhaltigkeitsdiskurses ihresgleichen sucht. Und nicht nur das: Trotz einer schonungslosen Bestandsaufnahme werden gedankliche Verästelungen und Wege erkundet, die auf verblüffende Weise einen Rest an Hoffnung begründen. Wils führt auf brillante Weise vor, wie unverzichtbar eine philosophische Perspektive ist, wenn es gilt, Lösungen inmitten einer bedrohlichen Gemengelage zu finden."
Nico Paech
Inhaltsverzeichnis
Vorwort 9

Rückzug in die Nostalgie oder ›radikale Hoffnung‹? 23

Leiden an der Trostlosigkeit 23
Vergangenheit als Notbehelf 27
Hoffnung und Widerstand 36

Mut zu Realismus. Über den Umgang mit schlechten Aussichten 43

Erschrecken können 43
Auslagerungsgesellschaft 51
Sich ehrlich machen 55
Immer nur vorwärts? 64
Kontrollverluste 70

Verteidigung des Verzichts – ein Privatissimum und ein Politikum 77

Begriffsprüfungen als Lebensprüfungen 78
Rückholungen aus dem Vergessen 84
Ohne Tabus 94
Rehabilitationen 100

Übergewichtiges Leben – Luxus im Zwielicht 109

Anhalten, aber wie? 109
Historie und Gehalt 112
Befreiung und Emanzipation 122
Flucht und Narkotikum 133
Gerechtigkeitsvergessen 138
Angesichts der Katastrophe 143
Rettung und Genuss – gegen den Verzehr der Welt 150

Magersüchtige Freiheit – eine Abschaffung 159

Temperaturanstiege 160
Überforderung und Abstraktion 168
Drei Fehldeutungen 172
Unersättlichkeit oder Kooperation 192

Die Rückkehr der öffentlichen Güter und die Allmende 207

Eine einzige Alternative? 207
Lob der Kollektivgüter 211
Grundgesetzliches 226

Die Kunst des Provisorischen und die Schaffung von Überlebensräumen 231

Wesen des Übergangs 231
Einfache Nachhaltigkeit 237
Das Leben danach 243
Fünf Aufgaben 247

Zum Schluss – eine Prise Hoffnung 252

Anmerkungen 255
Literaturverzeichnis 267