Bilderbücher über den Tod gibt es inzwischen in großer Zahl. Meist stehen Verlust und Trauer im Vordergrund, und der Tod ist gefürchtet. Nicht so bei diesem Bilderbuch: Die Urgroßmutter sehnt sich nach dem Tod, der hier ein Erlöser ist. Sie möchte sich von ihrem alten, knarrigen Körper befreien und wieder tanzen können! Doch der Tod kommt nicht. So schickt sie ihre Urenkelin auf die Suche...
... und die ist schwierig, denn wo soll sie suchen? Unterwegs trifft sie auf mehrere Tiere, die alle versehrt oder alt sind und sie gern auf der Reise begleiten wollen. Dabei kommt es zu faszinierenden Gesprächen: So fragt der Schmetterling, wie der Tod denn überhaupt aussehe; die Eule meint, er sehe aus, wie man es sich wünsche, also zum Beispiel wie Mama; der Tiger kommentiert, dass der Tod sich vielleicht verändern wolle, denn es sei ja nicht auszuhalten, überall unerwünscht zu sein. Mit Hilfe eines Hammerhais und einer Schildkröte überqueren sie das Meer und landen in einer bunteren Welt. Als auch noch ein kleiner Affe und ein Nashorn zu ihnen stoßen, finden sie einen geschmückten Friedhof: Hier ist es schön, und der Tod ist willkommen. Doch auch hier ist er nicht zu finden. Eine lange Leiter führt bis zum Mond, wohin sich der Tod zutiefst traurig zurückgezogen hat: Er will nicht mehr der Tod sein. Voller Mitgefühl kümmert sich das Mädchen um ihn: Es nimmt ihm die schwarze Krone vom Kopf, schmückt ihn mit seinen Blumen und malt ihn und sich selbst bunt an. "Und jetzt sei fröhlich, Knochenmann!", ruft es dem Tod zu, und holt die Urgroßmutter. Tod, die verjüngte Uroma und die Tiere feiern ein ausgelassenes Fest, und das Mädchen macht sich auf den Heimweg. Und sicherlich wird es die Worte des Nashorns berücksichtigen: "Tu das, was du willst, solange du kannst. Lebe wild und gefährlich und sei niemals brav!"
Dieses Bilderbuch zeigt eine fantastische Reise mit vielen unerwarteten Begegnungen. Vom Heim der Urgroßmutter, das reich mit Masken, Pinatas und bunten Anhängern geschmückt ist, führt der Weg durch eine farblose, vermüllte und verschmutzte Welt. Das Land hinter dem Meer wird von asiatischen Lampions erhellt, und der Friedhof ist voller Kerzen, Blumen und Todessymbole wie Totenschädel und Skelette - aber bunt und fröhlich wie beim mexikanischen Dia de los muertos: Hier ist der Tod nicht das Ende, sondern Teil des Lebens, und die Verstorbenen besuchen die Lebenden und feiern gemeinsam mit ihnen ein Fest. Ganz in diesem überbordenden Stil ist auch das Vorsatzpapier gestaltet, das schon beim Aufschlagen mitten in die Symbolik hineinführt.
Dieses Bilderbuch ist das Debüt von Ca Rose, die mit diesem Buch tatsächlich neue Wege aufweist: Ein anderer Blick auf den Tod geht einher mit einer wechselvollen Gestaltung, die von kargen, grauen Landschaften bis zu einer farbenprächtigen Szene voller verspielter Details führt. Bunte Pfeile weisen mehrmals auf wichtige Details hin; im wahren Leben muss sich wohl jeder seinen Weg zur Auseinandersetzung mit dem Tod selbst suchen. Philosophische Anregungen, aber auch Gespräche oder eine wortlose Begleitung können dabei helfen.
Für die Schule ist dieses Buch vielfach einsetzbar: Deutsch, Kunst, Religion, Erziehungswissenschaften - in vielen Fächern kann es zur Auseinandersetzung mit dem oft so belasteten Thema Tod dienen.

M. Houf für www.lehrerbibliothek.de

»Eines Tages holte die Urgroßmutter das Mädchen zu sich ans Bett und sprach: ›Mein Liebes, mein Körper ist alt und knarrig geworden. Er möchte seine Ruhe haben. Und ich möchte wieder tanzen können. Es wird Zeit für mich, zu gehen. Doch der Tod kommt nicht. Ich weiß nicht, wieso. Könntest du mal nachsehen, warum er so lange auf sich warten lässt?‹«

Doch wo sucht man den Tod, wenn man ein kleines Mädchen ist? Und eigentlich nicht einmal weiß, ob man ihn überhaupt finden möchte? Wie sieht er aus und warum ist er verschwunden? Das Mädchen macht sich auf eine ungewisse Reise. Es trifft auf mehrere Tiere, die sich der Suche nach dem Tod anschließen. Schließlich gelangen die ungewöhnlichen Gefährten an einen besonderen Ort. Und es stellt sich heraus, dass der Tod ganz anders ist, als sie sich vorgestellt haben…

Ca Rose erzählt in ihrem Bilderbuchdebüt eine philosophische Geschichte über Tod und Abschied. Die farbenprächtigen Illustrationen erinnern an Darstellungen des mexikanischen Feiertags Día de Muertos, bei dem ein fröhliches Volksfest zum Gedenken an Verstorbene gefeiert wird.

Ca Rose: »Die Illustrationen sind ausschließlich mit verschieden harten und weichen Bleistiften gezeichnet und dann im Photoshop zusammengesetzt und koloriert. Dabei sind die farbigen Flächen Bleistiftschraffuren, die verschieden eingefärbt und in verschiedener Sichtbarkeit (Deckkraft), in Lagen, übereinandergelegt werden. Dadurch wirkt die Farbe oft tiefer und malerischer.«

Ausgewählt für The Braw Amazing Bookshelf 2025
Nominiert für die Serafina 2025