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Über Gemälde von Giovanni Segantini
Über Gemälde von Giovanni Segantini




Michael Krüger

Schirmer-Mosel
EAN: 9783829609517 (ISBN: 3-8296-0951-5)
208 Seiten, hardcover, 19 x 26cm, April, 2022

EUR 38,00
alle Angaben ohne Gewähr

Rezension
„Selbstportrait“(~1882), „Die Segnung der Schafe“(~1884), „Frühmesse“(1884-86), „Ave Maria bei der Überfahrt“(1886), „Das Pflügen“(1890), „Mittag in den Alpen“(1891), „Die Strafe der Wollüstigen“(1891), „Frühlingsweise“(1896), „Die bösen Mütter“(1896/97), „Werden“(1896-99), „Sein“(1897-99), „Vergehen“(1896-99). Diese Gemälde stammen von Giovanni Segantini (1858-1899), sie zählen zu seinen weltweit bekanntesten. Der berühmteste Hochgebirgsmaler, der nach Maloja (Oberengadin) zog und dort mit seiner Familie lebte, entwickelte mit dem Divisionismus eine eigene Maltechnik, um die Magie des Hochgebirgslichts zum Ausdruck zu bringen. Von seinen vielschichtigen Werken geht eine besondere Faszination aus.
Den Gründen dafür geht Michael Krüger (*1943) in seinem mit 43 Farbtafeln versehenen Essay „Über Gemälde von Giovanni Segantini“ nach. Der Schriftsteller und langjährige Geschäftsführer des Carl Hanser-Verlags nähert sich behutsam in seinen literarischen und autobiographisch geprägten Reflexionen – unter Berücksichtigung kunsthistorischer und psychoanalytischer Sekundärliteratur - dem Leben und Werk des Ausnahmekünstlers. Krügers 16 Kapitel enthalten auch seine „Erzählung der Magd“ sowie eine kurze Schilderung einer fiktiven Begegnung zwischen Segantini und Beuys. Dessen Installation „Voglio vedere i miei montagne“(1970/71) ist an die letzten Worte des Hochgebirgsmalers auf dem Sterbebett angelehnt: „Voglio vedere le mie montagne.“, auf Deutsch: „Ich möchte meine Berge sehen.“
Krüger begreift Segantini als „Erfinder existentieller Chiffren für unsere bedrohte Existenz“(S. 191). Für Krüger gibt das Œuvre des Malers eine klare Antwort auf die Frage nach dem Lebenssinn, nämlich die „Entdeckung der Schönheit“(S. 196). Lehrkräfte der Fächer Bildende Kunst werden durch das auch ästhetisch gelungene Buch motiviert, sich in ihrem Unterricht mit dem Werk des Ausnahmekünstlers beispielsweise in einer Unterrichtseinheit zum Symbolismus oder zur Malerei des Fin de Siècle zu widmen. Im Philosophie- und Ethikunterricht können die Gemälde Segantinis, beispielsweise sein Alpentriptychon, produktiv bei der Auseinandersetzung mit grundlegenden Fragen des Lebens eingesetzt werden.
Fazit: Michael Krüger ist mit seinem neuen Buch „Über die Gemälde von Giovanni Segantini“ eine hervorragende Einführung in das faszinierende Werk des Ausnahmekünstlers gelungen.

Dr. Marcel Remme, für lehrerbibliothek.de
Verlagsinfo
Der berühmteste Hochgebirgsmaler des ausgehenden 19. Jahrhunderts hatte einen denkbar schlechten Start ins Leben: Giovanni Segantini (1858–1899), im damals österreichischen Arco am Gardasee geboren, verlor als Siebenjähriger seine Mutter – und seine Staatsangehörigkeit; eine Halbschwester hatte sie dem renitenten Kind aberkennen lassen, er blieb zeit seines Lebens staatenlos. Nach Erziehungsanstalt und Gelegenheitsarbeiten kam er 1875 nach Mailand, schrieb sich in der Kunstakademie Brera ein und erregte schon mit seinem ersten größeren Gemälde, einem Kirchen-Interieur, wegen des ungewohnten Lichteinfalls Aufsehen. Das Licht wird Segantini beschäftigen, je höher er in den Bergen – und im Ruhm – aufsteigt. Er erfindet eine eigene Maltechnik, den Divisionismus, um die ungebrochene Helligkeit des Hochgebirges wiedergeben zu können, als er von der Lombardei nach Graubünden (1200 m) und schließlich ins Oberengadin, nach Maloja (1800 m), zieht. Auf 2730 m Höhe, in einer Hütte oberhalb von Pontresina, wo er das mittlere Bild seines Alpen-Triptychons vollenden will, stirbt Segantini, erst 41 Jahre alt – bewundert und geehrt zu seinen Lebzeiten, dann zu Unrecht der in Verruf geratenden Heimatkunst zugerechnet und spät wiederentdeckt. Seine letzten Worte, „Voglio vedere le mie montagne“ – „Ich will meine Berge sehen“, werden über 70 Jahre nach seinem Tod Joseph Beuys zu der gleichnamigen Rauminstallation inspirieren.
Michael Krüger, Schriftsteller und ehemaliger Leiter des Hanser-Verlags, liebt die Schönheit und das gänzlich unsentimentale Naturverständnis von Segantinis Bildern seit langem. Kenntnisreich, eher literarisch als kunsthistorisch nähert er sich ihnen an.
Schirmer/Mosel. 208 Seiten, 47 Farbtafeln. Format: 18,5 x 26 cm, gebunden. Deutsche Ausgabe.
Inhaltsverzeichnis
Einleitung 7
Biographische Notizen 21
Ave Maria 49
Das Pflügen 55
Frühmesse 67
Die Erzählung der Magd Teil 1 81
Die Erzählung der Magd Teil 2 89
Die Erzählung der Magd Teil 3 93
Die Erzählung der Magd Teil 4 ioi
Die Erzählung der Magd Teil 5 109
Frühlingsweide 117
Die Erzählung der Magd Teil 6 125
Segantinis Todesbilder 131
Der Mann, der niemals lachte 141
Segantini, Nietzsche, Nordau 151
Werden (Das Leben), Sein (Die 163
Natur), Vergehen (Der Tod)
Segantini | Beuys 183
Nachwort 193
Literatur 199
Dank 203