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Tyrannen müssen nicht sein
Warum Erziehung allein nicht reicht - Auswege
Michael Winterhoff
Gütersloher Verlagshaus
EAN: 9783579068992 (ISBN: 3-579-06899-7)
192 Seiten, Festeinband mit Schutzumschlag, 14 x 22cm, Januar, 2009
EUR 17,95 alle Angaben ohne Gewähr
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Umschlagtext
Wie werder wir in Zukunft leben? Sind unsere Kinder in der Lage, den Übergang ins Erwachsenenleben problemlos zu meistern?
Michael Winterhoff neues Buch, "Tyrannen müssen nicht sein", beschreitet seinen eingeschlagenen Weg konsequent weiter. Winterhoff beschreibt, wie sich die Sichtweise auf Kinder und die Kommunikation über sie unter dem Eindruck der Beziehungsstörungen zwischen heutigen Erwachsenen und Kindern verändert hat und welche Folgen daraus für unsere Gesellschaft resultieren können.
"Die Abschaffung der Kindheit" war der Untertitel von Michael Winterhoff erstem Buch. Hier beschreibt er "Auswege", wie wir unseren Kindern die Kindheit wieder zurückgeben und eine Zukunft ermöglichen können.
Rezension
„Gebt den Kindern das Kommando…“ forderte Herbert Grönemeyer in einem berühmten Lied von 1995. In vielen Familien haben die Kinder seither die Führungsrolle übernommen. Doch diese Rolle tut ihnen nicht immer gut, sie nimmt ihnen die Fähigkeit zu reifen und sich altersgemäß zu entwickeln, um zu glücklichen und verantwortungsbewussten Erwachsenen werden zu können. Kleinkinder, die außer Rand und Band geraten, wenn der Schokoriegel nicht sofort gewährt wird, Zehnjährige, die Erwachsenen unhöflich bis respektlos begegnen, Heranwachsende, die auf der Entwicklungsstufe kleiner Kinder verblieben sind - Verhaltensauffälligkeiten haben bei Kindern und Jugendlichen in den vergangenen 15 Jahren rapide zugenommen - so lautet die Diagnose des Kinder- und Jugendpsychiaters Michael Winterhoff. Kinderärzte und Lehrer beobachteten Defizite in den Bereichen Motorik, Sprachentwicklung und Wahrnehmung, ein großer Teil der Grundschüler zeigt bereits starke Auffälligkeiten und nur noch wenige Kinder sind in der Lage, einen Schultag problemlos zu absolvieren. Diese Feststellung untermauert Winterhoff in seinem neuen Buch „Tyrannen müssen nicht sein“ anhand vieler Praxisbeispiele. Auch dieser Titel rangiert nun ganz oben auf der Bestsellerliste, wie sein Vorgänger „Warum unsere Kinder Tyrannen werden“. Der Autor hat einen gesellschaftlichen Nerv getroffen und in den Medien werden seine Thesen lebhaft und kontrovers diskutiert.
Auch wenn verständnisvolle Eltern heutzutage ernsthaft darum bemüht sind, glückliche und selbstbewusste Kinder zu erziehen, wachsen sie immer mehr in einer gestörten Beziehung zu den Erwachsenen auf. Ihre Eltern sehen in ihnen nicht mehr Kinder, die Regeln und Grenzen für ihre Entwicklung benötigen, sondern gleichberechtigte Partner, mit denen alle wichtigen Entscheidungen besprochen werden. Die Grenze zwischen Kinder- und Erwachsenenwelt verschwimmt, dies führt zu einer permanenten Überforderung des Kindes und letztlich zur Abschaffung der Kindheit. Gesellschaftliche Belastungen und persönliche Unsicherheiten hindern die Eltern daran, sich abgrenzend und strukturierend gegenüber dem Kind zu verhalten, stattdessen wird es symbiotisch vereinnahmt. Von einem „emotionalen Missbrauch“ spricht der Autor, wenn Erwachsene durch ihre Kinder unbewusst eigene Defizite ausgleichen wollen. Eine weitere Beziehungsstörung ist die Projektion: Im Alltag vermeiden Eltern Situationen, auf die das Kind negativ reagieren könnte, um keinen Liebesentzug zu riskieren. Sie definieren sich über ihre Kinder, das eigene Selbstbewusstsein konstituiert sich über deren Erfolg oder Misserfolg. Dabei bräuchten Kinder nichts dringender als orientierende Maßstäbe, Strukturen, die Sicherheit bieten und Erwachsene, welche die Richtung vorgeben. Kinder sind als Subjekte zu achten, jedoch nicht als Partner zu überfordern oder zu instrumentalisieren. Winterhoff kritisiert auch gesellschaftliche Einrichtungen wie Kindertagesstätten und Schulen, wenn Rituale und feste Strukturen zunehmend aus dem Tagesablauf verschwinden und den Kindern ständig Wahlmöglichkeiten geboten oder sie sogar sich selbst überlassen werden. Dabei plädiert er keineswegs für eine autoritäre Erziehung. Seine Forderung lautet: Kinder müssen wieder als Kinder behandelt werden, Eltern müssen zurückfinden zu ihrer angemessenen Rolle als liebevollem Gegenüber des Kindes, das sich an ihnen orientieren und ein Kind sein kann. Das Buch wehrt den Anspruch ab, ein Erziehungsratgeber zu sein und gibt keine praktischen Tipps, aber es gibt die Richtung für Veränderungen vor: Damit sich das Kind entwickeln kann, bedarf es einer geschützten Umgebung und klar strukturierter Anweisung. Eltern und Pädagogen müssen diesen Schutzraum zur Entfaltung und Entwicklung der kindlichen Psyche gewähren und sich wieder als Vorbilder begreifen. Sie tragen die Verantwortung dafür, dass Kinder altersgemäß heranwachsen und sich zu verantwortungsvollen Mitgliedern dieser Gesellschaft ausbilden können.
Andrea Hannemann, lbib.de
Verlagsinfo
Wie unsere Kinder wieder zukunftsfähig werden können
Wie aus Kindern psychisch gesunde Erwachsene werden, die unsere Gesellschaft tragen können
Nach der bestürzenden Analyse jetzt die Grundlage für die Auswege aus der Krise
In seinem ersten Buch hat Michael Winterhoff gezeigt, dass und warum immer mehr Kinder zu Tyrannen werden – trotz aller pädagogischen Bemühungen.
Jetzt weist er Wege aus der Krise. Wenn Eltern, Erzieher/innen und Lehrer/innen ihre Verantwortung für die Psyche der Kinder ernst nehmen, können sie alle dazu beitragen, dass aus den kleinen Tyrannen wieder fröhliche und gesunde Kinder werden. Der klassische Erziehungsbegriff muss dringend abgelöst werden durch ein Modell, das die psychische Reifeentwicklung des Kindes in Einklang bringt mit seinem körperlichen Alter. So kann ein erhebliches gesellschaftliches Konfliktpotential entschärft werden, und es wird wieder glückliche Kinder geben, die sich zu beziehungs- und arbeitsfähigen Erwachsenen entwickeln können.
Inhaltsverzeichnis
Kapitel 1
Ein paar Worte vorweg 7
Warum Erziehung allein nicht reicht 14
Woran kann ich mich orientieren?
Entwicklungsstufen des Kindes 29
Exkurs: Der Kindheitsbegriff im Wandel der Zeiten 36
Mitten aus dem Leben: Aufräumen 41
Kapitel 2
Das Konzept »Kind« -
Was die Beziehungsstörungen bewirken 45
Das Konzept »Kind als Kind« 45
Das Konzept »Kind als Partner« 52
Das Konzept »Ich will vom Kind geliebt werden« 65
Das Konzept »Das Kind ist Teil meiner selbst« 69
Das Beispiel Jan 75
Mitten aus dem Leben:
Hausaufgabenkontrolle durch den Lehrer 79
Kapitel 3
Kommunikationsstörungen als Hintergrund
des Dilemmas - Was meinen wir eigentlich,
wenn wir Kind sagen? 81
Lehrerkollegium: Kommunikation zwischen
Lehrern über Kinder 85
Kommunikation zwischen Lehrern und Schülern 89
Kommunikation zwischen Lehrern und Eltern 91
Kommunikation zwischen Eltern und Kindern 95
Kommunikation zwischen Eltern und Großeltern 97
Kommunikation zwischen Paaren 98
Gestörte Kommunikation in meiner Praxis -
Ein Beispiel 102
Kapitel 4
Wohin führt der Weg? Entwicklungsperspektiven
unserer Gesellschaft unter dem Vorzeichen
fehlender Psycheentwicklung 107
Der Faktor Zeit 114
Die Zeit rast - Tempo und Geschwindigkeit
als Merkmale der Moderne 114
Auswirkungen der Tempogläubigkeit auf die Psyche 115
Sich Zeit nehmen - Entlastung schaffen -
Ruhe einkehren lassen 118
Das Beispiel Michael 121
Die Sinnfrage 124
Kapitel 5
Auswege - Keine banalen Lösungen 127
Zu sich selbst zurückfinden - Selbstanalyse und
Auflösung der Beziehungsstörungen 128
Mitten aus dem Leben: Anziehen 135
Das Beispiel Tim 141
Kapitel 6
Die private Sphäre -
Was muss Familie heute leisten? 145
Kapitel 7
Die öffentliche Sphäre -
Gesellschaftliche Erwartungen und Druck 163
Fehlende Struktur in Kindergarten und Grundschule 165
Kinder brauchen keine Entertainer 173
Kapitel 8
Ausklang: Was ist zu tun? 181
Dank 192
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