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Tschador
Im geteilten Herzen des Iran
Lilli Gruber
Blessing
EAN: 9783896672995 (ISBN: 3-89667-299-1)
320 Seiten, Festeinband mit Schutzumschlag, 14 x 22cm, 2006
EUR 19,95 alle Angaben ohne Gewähr
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Umschlagtext
Lilli Gruber nimmt als Journalistin, Bestsellerautorin und Europaabgeordnete eine Ausnahmestellung unter den Reportern ein. Im Sommer 2005 hat sie den Iran erkundet und ein Land entdeckt, das widersprüchlicher ist, als es auf den ersten Blick zu sein scheint: hohe Arbeitslosigkeit, Politikverdruss einerseits, erwachende Lebenslust und Aufweichung der verordneten Moral andererseits. Die Männer regieren, aber die Frauen zeigen trotz Schleierzwang neues Selbstbewusstsein. Un die Jugendlichen entwickeln im Zeichen von Internet, Satellitenfernsehen und Rockmusik ihren eigenen Lebensstil. Auch auf den Kurs des neuen iranischen Präsidenten Ahmadinedschad, seine Atompolitik und seine Anti-Israel-Kampagne, wirft diese große Reportage ein neues Licht.
Rezension
Lilli Gruber berichtet in "Tschador" über ihre Erfahrungen und Erlebnisse, die sie während einer Reise in den Iran machen konnte. Sie zeigt Schwierigkeiten auf, die ihre Arbeit als Reporterin behinderten und die sie als Frau im alltäglichen Leben einschränkten. Ihr gelingt es, nicht nur einen oberflächlichen Bericht über ein Land und die Leute, die in ihm wohnen, abzuliefern, sondern gibt tiefe Einblicke in die Lebenssituation und den Alltag in einem Land, das uns ansonsten geheimnisvoll und verschlossen vorkommt. Diese tiefer gehenden Berichte gelingen der Autorin nicht zuletzt durch ihre Freundin Taraneh, die ihr als Iranerin vielfältige "Insiderinformationen" geben kann und durch jahrelange Kontakte und Erfahrungen, die sie bereits im Iran sammeln konnte. Sie schildert ihre Erlebnisse in einer Art und Weise, die den Leser miterleben und mitfühlen lassen. Lilli Gruber schreibt mitreißend und zugleich einfühlend und zeigt, dass es neben dem allgemeinen Bild über den Iran noch viele weitere Facetten gibt, die das Land so interessant und berichtenswert machen.
Neben der aktuellen Situation erfährt der Leser an vielen Stellen des Buches interessante und wissenswerte geschichtliche Hintergründe insbesondere aus der Zeit der Schah-Regierung und aus der Zeit der Revolution, so dass auch viele aktuelle Gegebenheiten besser eingeordnet werden können.
Ein hochinteressantes Buch, das nicht nur geschrieben sondern durch und durch erlebt wurde und beim Lesen miterlebt wird.
Carmen Kellmann für lbib.de
Verlagsinfo
Wohin steuert der Iran? Die große Reportage von Lilli Gruber, Italiens Star-Journalistin.
Lilli Gruber nimmt als Journalistin, Bestsellerautorin und Europaabgeordnete in Italien eine Ausnahmestellung ein, an der selbst Berlusconi nicht rütteln kann. Im Sommer 2005 hat sie den Iran erkundet und ein Land entdeckt, das widersprüchlicher ist, als George W. Bush uns glauben machen will: hohe Arbeitslosigkeit, Politikverdruss einerseits, erwachende Lebenslust und Aufweichung der verordneten Moral andererseits. Die Männer regieren, aber die Frauen entwickeln trotz Schleierzwang neues Selbstbewusstsein. Auch auf die Atompolitik und die Anti-Israel-Kampagne des Iran wirft diese Reportage ein neues Licht.
Als Lilli Gruber im Frühjahr 2005 in Teheran landet, beginnt dort gerade der Wahlkampf. Ein Reformer und ein erzkonservativer Hardliner stehen zur Wahl für das Präsidentschaftsamt. Aber die Bevölkerung nimmt nur mäßigen Anteil an diesem Wettstreit: Zu hoch ist die Arbeitslosigkeit, zu gravierend der Niedergang der Ölindustrie nach dem achtjährigen Krieg mit dem Irak, zu gewaltig sind die Drogenprobleme der Jugend, als dass man sich Besserung von den islamischen Herrschern erhoffen würde. Zwar unterstützen die meisten Iraner die Atompolitik ihres Landes und glauben an die Notwendigkeit der Abschreckung, dennoch wünschen sie, dass man die Beziehungen zu den USA wiederaufnimmt. Nicht wenige sehnen sich gar nach den Zeiten des Schahs zurück.
Der Tschador, der lange schwarze Schleier, ist zu einem Symbol der Frauenfeindlichkeit der herrschenden Klasse geworden. Doch die Frauen suchen Schönheitschirurgen auf, riskieren für ihre heimlichen Liebschaften oft die Existenz, brechen das Abtreibungsverbot und studieren – auch wenn sie später in den seltensten Fällen arbeiten dürfen. Sie führen die Regierungspolitik der rigorosen Trennung von Mann und Frau im öffentlichen Leben ad absurdum.
Lilli Gruber hat den ganzen Iran erkundet: die Kaderschule der Ayatollahs in Qom, die jüdische Gemeinde in Shiraz, die Pilger-Stadt Maschad und Isfahan mit seiner Teppichindustrie und alten Baupracht. Sie hat Shirin Ebadi, die Menschenrechtlerin und Nobelpreisträgerin getroffen, Zohreh Sefati, die einzige Frau, die Ayatollah wurde, und Laleh Seddigh, Irans erfolgreiche Ralley-Rennfahrerin, genannt »die kleine Schumacher«. Entstanden ist eine lebendige Reportage voller ungewöhnlicher Einblicke über Politik und Alltag in diesem Land.
Der Bildervorrat über Iran beschränkt sich auf wenige Klischees. ... Zum differenzierteren Bild trägt auch Lilli Grubers Buch bei. ... Sie betrat das Land mit den üblichen Erwartungen und Ängsten und beschreibt, wie ihr stereotypes Schwarz-Weiß-Bild allmählich von vielen Farben ergänzt wurde. Trotz des kitschigen Titels ist es ein gutes Buch für eine erste Begegnung mit Iran geworden. Es beantwortet Fragen nach dem Alltag, der Situation der Frauen, dem Wie und Warum der islamischen Revolution, dem Ergehen der jüdischen Gemeinde, den Menschenrechten mit lebendigen Reportagen und treffenden Einsichten."
Süddeutsche Zeitung
"Dank ihrer Offenheit und Unvoreingenommenheit gelingt es ihr, sich in die fremde Welt einzufühlen und die iranische Gesellschaft in ihrer ganzen Vielschichtigkeit und Ambivalenz kenntlich zu machen. ... Abschliessende Antworten gibt Lilli Gruber keine. Und doch versteht man nun besser, worum es den Menschen im Iran geht."
NZZ am Sonntag
Lilli Gruber wurde 1957 in Bozen geboren und ist Italiens bekannteste Journalistin. Sie schrieb für Zeitungen wie "La Stampa" und "Corriere della Sera" und war über Jahre hinweg Moderatorin von "tg1" im Sender RAI-Uno. Sie erhielt zahlreiche Auszeichnungen wie "Migliore giornalista donna" (1995), den "Premio Spoleto" (2001), den "Premio Guidarello" (2003) und in Deutschland den "Carlo Schmid Preis" (1995). Ihre Bücher "L’altro Islam" und "I miei giorni a Bagdad" (beide Rizzoli) wurden in Italien Nr.1-Bestseller und erregten internationales Aufsehen. 2004 kandidierte "Lilli la rossa" in Rom bei den Wahlen zum Europäischen Parlament gegen Berlusconi, gegen dessen Medienübermacht sie seit Jahren arbeitet, und gewann klar das Duell.
Inhaltsverzeichnis
Vorwort zur aktuellen Lage
Einleitung - Eine Kerze für den Iran
1. Die Nachtigallen von Darband
2. Der lächelnde Märtyrer
3. An den Ufern des Potomac
4. Der atomare Treffer
5. Die Zyanidkapsel
6. Von der Frauen-Demo zu Schirin Ebadi
7. Der weinende Tschador
8. So fallen Königreiche
9. Der Hort der Spione
10. "Welcome to Khorramschahr"
11. Der Fluch des schwarzen Goldes
12. Isfahan, Persepolis, Schiras - das verlorene Persien
13. Pilger in Maschad
14. Unterm Tschador oder Die Kunst des Doppellebens
15. Der Basar der Worte
16. Pasolini in Teheran
Epilog - Der Iran im Labyrinth
Register
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