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Total digital? Geist im Netz?
Total digital?
Geist im Netz?




Gabriele Münnix, Vanessa Albus, Bernd Rolf (Hrsg.)

Reihe: Forum Philosophie International


LIT
EAN: 9783643912824 (ISBN: 3-643-91282-X)
208 Seiten, paperback, 15 x 21cm, 2020, Jahrbuch der AIPPh

EUR 29,90
alle Angaben ohne Gewähr

Umschlagtext
Forum Philosophie International bildet einmal jährlich den internationalen Austausch von Lehrenden der Philosophie an Schulen und Hochschulen ab. Ziel ist die Förderung der Qualität philosophischer Bildung zu aktuellen philosophischen Themen. In dieser Ausgabe geht es ganz aktuell um Chancen und Gefahren von Digitalisierung und künstlicher Intelligenz.
Rezension
Genau zum richtigen Zeitpunkt erscheint das Jahrbuch der "Association International des Professors de Philosophie" (AIPPh) in der Reihe "Forum Philosophie International" als Band 69 mit dem Titel: "Total digital? Geist im Netz?". Denn gerade die Digitalisierung des Unterrichts in der Pandemie-Zeit stellt Lehrende wie Lernende vor größte Herausforderungen. Dabei geht es in dem Band nicht nur darum aufzuzeigen, wie Philosophieunterricht mit einfachen Mitteln digital gestaltet werden kann (in dem Beitrag von Klaus Blesenkemper, "Wie kann man philosophischen Unterricht digital unterstützen?"), sondern eben auch den Prozess der Digitalisierung insgesamt zu reflektieren. So wird mit Manfred Spitzer auch einem Kritiker der Digitalisierung Raum geboten, Risiken und Nebenwirkungen der digitalen Informationstechnologie aufzuzeigen ("Digitalisierung und Lernen - Antworten auf sechs Fragen"). Zwar erleichtere das Internet den Zugang zu Informationen, zugleich könne der unsachgemäße Gebrauch aber vor allem in den Händen von Kindern und Jugendlichen auch einen erheblichen Schaden anrichten, etwa in einer unzureichenden Ausbildung von Verschaltungen im Gehirn. Voraussetzung für einen sachgemäßen Gebrauch digitaler Medien sei stets ein reflektierter Umgang. Gerade jüngeren Nutzern wird aber dringend der Gebrauch analoger Medien empfohlen. Dazu ein kurzes Zitat: "Einen "erweiterten Geist" habe ich mit einem Buch in der Hand auch - gegenüber dem Smartphone besteht sein Vorteil darin, dass es mich nicht ständig stört. (...) Das Argument "man muss sie (Handys, S.D.) eben nur richtig nutzen" lehne ich aus einem ganz einfachen Grund ab: Dieser Behauptung entbehrt jeglicher empirischer Bestätigung" (S. 14).
Ebenfalls kritisch äußert sich Vanessa Albus in ihrem Beitrag "Digitalisierung und Sprachförderung als Triebfeder der Drittmittel und Preismaschinerie", in dem sie zu bedenken gibt, dass nicht alle Projekte, die sich mit Sprachförderung und Digitalisierung befassen, tatsächlich auch förderwürdig seien, da sie zum Teil auch veraltete Vorstellungen von Unterricht durch digitale Neuheiten revolutionieren wollten, die im Unterricht so aber gar nicht vorkommen. Auf der anderen Seite werden in dem Band aber auch Möglichkeiten des Digitalen ausgeleuchtet, etwa in dem Beitrag von Leif Marvin Jost ("Homo ludens digital - Erster Entwurf einer Methodik des Philosophierens mit Videospielen"), der sehr vielversprechend die Thematik der Videospiele für den Unterricht erkundet. Abschließend wird nicht nur die schulische Didaktik betrachtet, sondern auch die Hochschuldidaktik, nämlich in dem Beitrag von Markus Dormann ("E-Learning und Blended Learning am Fallbeispiel der Fernhochschule Schweiz"). Am Beispiel der Fernhochschule kann man sich orientieren, wie Fernunterricht mit Hilfe digitaler Medien organisiert werden kann. Im abschließenden Rezensionsteil wird auf aktuelle Neuerscheinungen zum Thema aufmerksam gemacht.

Nicht nur Philosophie- und Ethiklehrern sei dieser Band zur Lektüre ans Herz gelegt, sondern allen Pädagogen, die zu einem reflektierten Umgang mit Medien erziehen möchten, denn klassische Werte wie Mündigkeit und Freiheit geraten im Prozess der "digitalen Transformation" doch arg in Bedrängnis.

S. Düfel, www.lehrerbibliothek.de
Verlagsinfo
Dr. Gabriele Osthoff-Münnix lehrte zuletzt Philosophie an den Universitäten Münster und Innsbruck. Sie ist Präsidentin der Association Internationale des Professeurs de Philosophie.

Dr. Bernd Rolf lehrte Philosophie und Deutsch am Gymnasium und war Vorsitzender des deutschen Fachverbandes Philosophie.

Prof. Vanessa Albus ist Professorin für Didaktik der Philosophie an der Universität Paderborn.
Inhaltsverzeichnis
Editorial

1. Aktuell

Manfred Spitzer: Digitalisierung und Lernen - Antworten auf sechs Fragen ... 11

Vanessa Albus: Digitalisierung und Sprachförderung als Triebfeder der Drittmittel- und Preismaschinerie - ein kritischer Kommentar ... 17

Andrzej Maciej Kaniowski: Im Schatten der Kirche - Zu den Rahmenbedingungen des Ethikunterrichts in Polen ... 25

Werner Busch: Philosophieren lernen - ein realistisches Weltprogramm? ... 35

Michael Zurwerra / Anja Bouron: Natur und Ethik: Die Rolle der Philosophie in der ökologischen Krise. Einladung zur Tagung 2021 ... 45

2. Zum Thema

Gesa Lindemann: Leib und Nexistenz: Zur Verschränkung von Leib und künstlicher Ordnung ... 47

Christian Schicha: Digitale Souveränität - Diskurse und normative Implikationen aus einer medienethischen Perspektive ... 77

Alexander N. Chumakov: Digitalization and Globalization ... 77

Riccardo Sirello: Le prisonnier de la chambre chinoise ... 87

Aneta Karageorgieva: Possibilities, limitations and consequences of AI ... 99

3. Umsetzung im Unterricht

Klaus Blesenkemper: Wie kann man philosophischen Unterricht digital unterstützen? - Einfache Beispiele (Workshop) ... 109

Sven Ender, Isabell Guyens: Logik mag in der Theorie richtig sein, taugt aber nicht für die Praxis ... Mit JACK Logik digital an Schulen und Universitäten unterrichten ... 125

Gabriele Münnix: Minds in Boxes - On P4C with Fables ... 137

Leif Marvin Jost: Homo ludens digital - Erster Entwurf einer Methodik des Philosophierens mit Videospielen ... 147

Mohamad Turki: Le role des reseaux sociaux dans la Revolution tunisienne ... 165

Rolf Roew: DeepL: Some first experiences with the new generation of translation programs ... 177

4. Hochschuldidaktik

Markus Dormann: E-Learning und Blended Learning am Fallbeispiel der Fernhochschule Schweiz ... 179

5. Rezensionen

Zu den Autoren ... 203