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Theater der Macht Die Inszenierung der Politik in der römischen Politik Karl-Joachim Höleskamp
Theater der Macht
Die Inszenierung der Politik in der römischen Politik


Karl-Joachim Höleskamp
Verlag C. H. Beck oHG
EAN: 9783406806933 (ISBN: 3-406-80693-7)
710 Seiten, hardcover, 17 x 24cm, September, 2023

EUR 48,00
alle Angaben ohne Gewähr

Umschlagtext
500 Jahre währte die Geschichte der römischen Republik. Große Namen wie Brutus, Cato, Sulla, Caesar und Augustus ragen daraus hervor. Doch was war der Stoff, der ihre Welt im Innersten zusammenhielt? Ausgefeilt choreographierte Zeremonien und streng festgelegte Rituale der Macht, die in Rom wie auf einer Bühne inszeniert wurden! Triumphzug und Götterkult, Volksversammlung und Leichenbegängnis – alles fügte sich zu einer niemals endenden Aufführung, in deren unablässigem Vollzug jeder Bürger den römischen Kosmos wiedererkannte und verstand, wo darin sein Platz war.

Der international renommierte Althistoriker Karl-Joachim Hölleskamp legt mit diesem Buch ein Schlüsselwerk für das Verständnis der römischen Republik vor.
Rezension
War die Römische Republik eine Republik der Rituale? Wie wurde Politik in Rom inszeniert? Veränderten sich die Inszenierungsformen während der 500 Jahre der Republik? Welche Rolle spielten Prozessionen und Triumphzüge? Existierten in Rom spezielle Räume für die Rituale? War die Interaktion zwischen Volk und Senat (Senatus Populusque Romanus) ein staatstragendes Element der römischen Republik? Warum wurden bei Paraden Masken getragen? Dienten Siegessäulen, Ehrenstatuen und Triumphbögen als Medien der Verewigung? Welche Auskunft geben uns epigraphische Zeugnisse und Münzen über die sozialkulturelle Gestaltung von Politik?
Fundierte Antworten auf diese Fragen aus kulturhistorischer Perspektive liefert Karl-Joachim Hölkeskamp (*1953) in seiner umfangreichen Monographie „Theater der Macht. Die Inszenierung der Politik in der römischen Republik“, erschienen in der Historischen Bibliothek der Gerda Henkel Stiftung bei C.H. Beck. Bekanntheit erlangte der emeritierte Professor für Alte Geschichte an der Universität zu Köln, der auch mit dem Karl-Christ-Preis für Alte Geschichte geehrt wurde, durch sein Werk „Rekonstruktionen einer Republik“(2004) und die mit seiner Frau Elke Stein-Hölkeskamp herausgegebenen beiden Bänden „Erinnerungsorte der Antike“(2. Auflage 2019 und 2020). In seiner neuen monumentalen Studie gelingt es Hölkeskamp präzise nachzuweisen, dass in der römischen Republik während ihrer 500jährigen Geschichte ein Kommunikationszwang zwischen Volk und Senat herrschte, welcher durch symbolisch bedeutsame Rituale inszeniert wurde. Methodisch orientiert sich der Althistoriker an dem performative turn in der Kulturgeschichte, welche u.a. verbunden ist mit den Forschungsarbeiten des Renaissance-Historikers Peter Burke. Besondere Erwähnung verdienen an dem Buch von Hölkeskamp seine „Seitenblicke“ auf Rezeptionen der römischen Rituale im Mittelalter und in der Frühen Neuzeit. Lehrkräfte des Faches Geschichte werden durch das vorliegende Werk motiviert, sich in ihrem Geschichtsunterricht mit kulturellen Aspekten der Politik in der römischen Republik problemorientiert auseinanderzusetzen.
Fazit: Mit seinem Buch „Theater der Macht“ ist Karl-Joachim Hölkeskamp ein Standardwerk zur römischen Republik gelungen, das durch seinen kulturgeschichtlichen Ansatz bisher in der Forschung wenig beachtete politische Praktiken in den Fokus rückt.

Dr. Marcel Remme, für lehrerbibliothek.de
Verlagsinfo
Hölkeskamp, Karl-Joachim
Theater der Macht
Die Inszenierung der Politik in der römischen Republik.
500 Jahre währte die Geschichte der römischen Republik. Große Namen wie Brutus, Cato, Sulla, Caesar und Augustus ragen daraus hervor. Doch was war der Stoff, der ihre Welt im Innersten zusammenhielt? Ausgefeilt choreographierte Zeremonien und streng festgelegte Rituale der Macht, die in Rom wie auf einer Bühne inszeniert wurden! Triumphzug und Götterkult, Volksversammlung und Leichenbegängnis – alles fügte sich zu einer niemals endenden Aufführung, in deren unablässigem Vollzug jeder Bürger den römischen Kosmos wiedererkannte und verstand, wo darin sein Platz war.
Wer dieses Buch liest, versteht mit einem Mal, dass pomp and circumstance im alten Rom nicht einfach schmückendes Beiwerk imperialen Glanzes waren, sondern vielmehr Fundament und Rückgrat des römischen Staates bildeten. Die zahllosen Bauwerke und Denkmäler im Herzen Roms – die alle die Größe, die Heroen und die Ordnung der römischen Welt herauf beschwören – erweisen sich bei näherem Hinsehen als lebendige, bedeutungsvolle und wirkmächtige Kulisse, vor der einst das Theater der Macht aufgeführt wurde. Sie bildete den Raum, in dem Götter, Priester, Politiker und Volk einander begegneten, miteinander kommunizierten und agierten. Zugleich erschließt sich, wie wichtig die durchchoreographierten Triumphe und Trauerfeiern, die Volksversammlungen und Kulthandlungen, die dort inszeniert wurden, für die Zeitgenossen waren – dienten sie ihnen doch als Begründung und Beglaubigung der unvergänglichen Macht und Herrschaft Roms. Es war geradezu das Signum dieser Kultur, dass der Alltag der Politik auf dem Forum einerseits und die außeralltägliche Welt der Bühne, der Feiern und Spiele andererseits sich ebenso gegenseitig spiegelten bzw. teilweise durchdrangen wie die zeremoniellen, symbolisch-ausdrucksstarken Formen und zweckrationalen, technisch-instrumentellen Verfahren der Entscheidungsfindung. Das dabei verwendete Repertoire an Gesten, Gebärden und Formeln in öffentlicher Rede, Zeremonien, Ritualen und anderen Handlungen mit symbolischer Qualität erbrachte als wichtigste Leistung die ständige Vergewisserung und Verpflichtung aller Beteiligten und legte sie auf Akzeptanz und Verbindlichkeit der römischen Ordnung fest.
Inhaltsverzeichnis
Vorwort 11
I. Rituale, Zeremonien und der ‹performative turn› –
Potentiale und Perspektiven 15
1. Theorien I: Konzepte und Kategorien 16
2. Seitenblick I: Der ‹Sonnenkönig› und seine Feste 19
3. Lebensformen im Mittelalter: Feste und Rituale 24
4. Lebensformen in der Antike: Mehr als ‹Brot und Spiele› 26
5. Theorien II: ‹Politische Kultur(en)› als Leitkonzept –
Inhalte und Anwendungen 28
II. Civic rituals und Stadtstaatlichkeit –
(vor)modern und antik 35
1. Ein antikes Ritual als Paradigma:
‹Triumphe› in Mittelalter und Renaissance 36
2. Seitenblick II: Ludwig XIV. in Paris 1660 41
3. Prozessionen als Signum:
Kulturen der Stadtstaatlichkeit im vormodernen Europa 45
4. Rom als Bühne:
Eine paradigmatische Kultur des Spektakels 50
5. Kulturen der Stadtstaatlichkeit: Präsenz und Performanz 54
III. Rituale der Partizipation –
Magistrate, Volk und Volksversammlung 61
1. Versammlungen alla Romana im Vergleich 61
Seitenblick III: Athen 62 Römische Versammlungen: comitia –
concilia – contiones 66 Hierarchie und Macht I: Magistratur
und Volk 70
2. Contio: Zwischen Bühne und Diskurs 85
Contio als Versammlung und Verfahren 85 Contio als Diskurs und
seine Ordnungen 90
3. Senatus Populusque Romanus:
Interaktion und Kommunikation zwischen Volk und Senat 110
Hierarchie und Macht II: Eine republikanische Elite 110
Hierarchie und Macht III: Der Senat 115 Seitenblick IV:
Reichstag 129 Konsens und Konkurrenz: Stabilität durch
Komplementarität 131 Konkurrenz und Entscheidung:
Die Macht des Volkes 133
IV. Rituale der Macht –
Distanzierung, Disziplinierung, Degradierung 145
1. Übernahme: Amtsantritt der Consuln 146
2. Ausübung: Befehlen – Disziplinieren – Strafen 149
3. Symbolisierung: Lictoren – Ruten – Beile 163
V. Rituale und Zeremonien alla Romana –
Raum, Präsenz und Prozessionen 171
1. Seitenblick V: Montpellier – Venedig – Athen 176
2. Rom: Eine Republik der Rituale 179
3. Ritual-Räume 185
VI. Pompae – die Republik und ihre Prozessionen 205
1. Ritualdynamiken:
Steigerung, Provokation und Transgression 205
2. Pompa triumphalis: Moment der Macht 216
Imperiale Inszenierung: Syntax und Vokabular 218 Potentiale
des Pomps: Spiralen der Steigerung 237 Letzte Akte: Augustus
und die sensiblen Symboliken des Sieges 246
3. Pompa circensis: Parade der Menschen und Götter 258
Die Route: Weg durch Mythos und Geschichte 260
Syntax und Vokabular: Inszenierung menschlicher und göttlicher
Ordnung 264
4. Pompa funebris: Parade der mahnenden Masken 272
Imagines: Ahnen-Bilder und andere Porträts 274 Marsch der
Masken: Die Ordnung der Prozession 293 Rhetorik der
Reminiszenz: Die laudatio funebris 303 Symbolisches Kapital:
Steigerungen des Kurswerts 315 Ein letzter Triumph: Symbol-
Transfer 332
VII. Vom Moment zum Monument – Medien der Verewigung 341
1. Triumph und Profit: Tempel – Beute – Beutekunst 342
2. Triumph und Monument: Ehrenbögen und Ehrenstatuen 368
3. Triumph und Topographie: Räume und Routen 379
4. Triumph und Imperator:
Individualisierung durch Inschriften 383
5. Triumph, Statuen und Status: Spiralen der Steigerung 391
6. Triumph der privata luxuria: Das Ende der Bescheidenheit 400
7. Triumph und Theater: Aemilius Scaurus und Pompeius 404
VIII. Augustus – Triumph der Tradition 411
1. Publica munificentia 412
2. Victoria und andere Symbole 426
3. Götter: Apollo und Diana 430
4. Imperium sine fine 455
5. Bilder der Macht 459
6. Triumph aus der Tiefe der Zeiten 466
IX. Performanz, Ko-Präsenz und Konsens –
Rituale, Pomp und Prozessionen als kulturelles System 487
Anhang
Anmerkungen 503
Glossar 586
Abkürzungen 596
Quellenausgaben, Inschriften- und Fragmentsammlungen,
Kommentare und Übersetzungen, Lexika und Handbücher 599
Literatur 603
Bildnachweis 684
Register
1. Namen 687
a.) Historische Personen und Familien (Antike) 687
b.) Götter, mythische Personen und römische Könige 694
c.) Historische Personen (Nachantike) 695
2. Sachen 696