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Teamentwicklung im Sportunterricht Eine experimentelle Studie zur Wirksamkeit eines erlebnispädagogischen Lernarrangements
Teamentwicklung im Sportunterricht
Eine experimentelle Studie zur Wirksamkeit eines erlebnispädagogischen Lernarrangements




Stefan König (Hrsg.), Alexandra Volk, Manfred Wegner, Volker Scheid

Logos Verlag Berlin
EAN: 9783832537005 (ISBN: 3-8325-3700-7)
211 Seiten, paperback, 15 x 21cm, Mai, 2014

EUR 34,00
alle Angaben ohne Gewähr

Umschlagtext
Die Wirkung von Unterrichtskonzepten zur Teamentwicklung im Sportunterricht ist ein bislang wenig erforschtes Thema. Um gelingende Teamentwicklungsprozesse auslösen zu können, sind auf inhaltlicher Ebene Unterrichtselemente zu nutzen, welche eine positive Interdependenz der Lernenden ermöglichen. Daneben sind prozessual-strukturierte Gestaltungsaspekte zu berücksichtigen. Alexandra Volk, Manfred Wegner und Volker Scheid entwerfen ein erlebnispädagogisch orientiertes Lernarrangement, welches die Gruppenphasen und Bedürfnisse der Gruppenmitglieder in den Mittelpunkt stellt, um auf diesem Wege einen performing-orientierten Gruppenprozess zu initiieren. Das Lernkonzept verfolgte zum einen die Zielsetzung, positive Gruppenbeziehungen zu initiieren und zum anderen die kooperative Gruppenleistung zu verbessern. Die Ergebnisse zeigen, wie das Lernarrangement zur Teamentwicklung soziale Lernprozesse in systematischer Weise unterstützt. Eine abschließende theoriegeleitete Bewertung gibt Perspektiven für die Gestaltung eines Sportunterrichts, mit welchem soziale Lernprozesse in Gruppen veranlasst werden sollen.

Der dritte Band der Schulsportforschung beschreibt eine experimentelle Schulsportstudie zur "Teamentwicklung im Sportunterricht" von Alexandra Volk, Manfred Wegner und Volker Scheid. In dieser werden in einem theoretischen Rahmen gruppenpsychologische Erkenntnisse auf das Konzept eines Erziehenden Sportunterrichts übertragen und in ein Lernarrangement zur Teamentwicklung überführt. Die Wirksamkeit des Unterrichtskonzepts wird anhand einer experimentellen Studie untersucht und beschrieben.
Rezension
Gelingt Teamentwicklung im Sportunterricht?
Gibt es bei der Initiierung von Entwicklungsprozessen zum gelingenden und leistungsfähigen Team Unterschiede zwischen dem traditionellen Sportunterricht (Mannschaftssport) und einem spezifischen Lernarrangement zur Teamentwicklung (teamorientierter Ansatz der aus der Erlebnispädagogik)?

Diesen beiden zentralen Fragen widmet sich Band 3 der Reihe "Schulsportforschung".

Allem vorangestellt wird eine ausführliche und fundierte theoretische Erörterung zur Team- und Gruppenforschung. Die Schulklasse kann dabei als ein Konstrukt im Rahmen dieser Theorien eingeordnet werden. Die Mehrzahl der Forschungsarbeiten beziehen sich allerdings auf Teams und Gruppen aus dem betrieblichen Umfeld; Arbeiten im Rahmen von "Schule" sind vergleichsweise selten zu finden.
Die Schule von heute wird als zentraler Ort sozialen Lernens betrachtet. Dem Sportunterricht werden dabei besondere Möglichkeiten im Rahmen der Teambildung und -entwicklung eingeräumt, denn im Gegensatz zu anderen Fächern geht es nicht nur um eine Auseinandersetzung mit dem Lerninhalt auf theoretischer Ebene, sondern es findet ein (motorischer) Vollzug statt.
Grundlage für das Experiment, das im schulischen Umfeld durchgeführt wurde, bildet das Teammodell nach TUCKMAN (1965). Dies Modell wird unter Berücksichtigung weiterer Forschungsergebnisse (abweichend zu den ursprünglichen Phasen Tuckmans) in drei Phasen unterteilt.
Der Darstellung des "Lernarrangements zur Teamentwicklung" folgt, wie in wissenschaftlichen Arbeiten üblich, eine dezidierte Beschreibung der Methode(n) für die vorliegende empirische Untersuchung und die entsprechende Hypothesenbildung.
Bei der Darstellung der Ergebnisse und dem zugehörigen Vergleich zwischen Experimental- und Kontrollgruppe wird deutlich, dass sich die Kontrollgruppe (traditioneller Sportunterricht) besser einschätzt in Bezug auf die gemessenen Faktoren zum Gegenstandsbereich I (Gruppenprozess), bei gleichzeitig stabileren Werten über die Zeit hinweg betrachtet.
Bei der Experimentalgruppe (Lernarrangement zur Teamentwicklung) lassen sich deutliche Rückschlüsse auf das in Gang setzen von Gruppenprozessen ziehen, was wiederum bei der Kontrollgruppe nicht der Fall ist.
Unterstrichen werden diese Erkenntnisse durch die Ergebnisse des Gegenstandsbereichs II - Kooperative Gruppenleistung.
Insbesondere in letztgenanntem Bereich finden sich statistisch hoch signifikante Ergebnisse.

Die Autoren ziehen ein positives Fazit aus dem vorliegenden Experiment und ermuntern die Sportlehrkräfte, ihre Praxis des Sportunterrichts kritisch zu reflektieren und dem Mut zu haben, sich der pädagogisch anspruchsvollen Aufgabe der Teamentwicklung zu stellen und das Auslösen teambildender Prozesse zu inszenieren.

In der Tat: dies Buch beschäftigt sich mit einem hochinteressanten Bereich: der Klasse als Team. Es besitzt einen hohen wissenschaftlichen Anspruch und ist deshalb auch beileibe kein "page turner".
Der Praktiker findet einige gute Denkanstösse für die Umsetzung im Schulalltag, die allerdings nicht im "1:1" Format verwendbar sind!
Der Tatsache, dass es sich um ein Experiment und nicht um den "normalen" Unterricht handelt ist geschuldet, dass der Aufwand für die Durchführung der Untersuchung immens hoch angesetzt wurde.
Genau hier würde meine Hoffnung anknüpfen: Eine weitere Untersuchung müsste das "normale" schulische Umfeld stärker in den Ablauf einbinden und berücksichtigen. Damit wäre der Spagat zwischen Theorie (wissenschaftlicher Forschung) und Praxis (Unterrichtsalltag) noch besser zu überwinden.

Dietmar Langusch, lbib.de
Inhaltsverzeichnis
Inhalt

1 Einleitung 11

2 Grundlagen der Gruppentheorie und Gruppenentwicklung 19
2.1 Charakterisierung, Bedeutung und Dynamik des Begriffs Gruppe 19
2.1.1 Charakterisierung und Erläuterung des Begriffs Gruppe 19
2.1.2 Bedeutung von Gruppen und Lernen in Schülergruppen 23
2.1.3 Teamarbeit und Teamentwicklung 27
2.1.4 Zusammenfassung 29
2.2 Entwicklungsprozesse in Gruppen 30
2.2.1 Prozess- und Entwicklungsmodelle 31
2.2.2 Elementare Phasen der Gruppenentwicklung 37
2.2.3 Bestimmung untersuchungsleitender Faktoren 45
2.2.4 Zusammenfassung 48
2.3 Schulische Einflussfaktoren auf Gruppenprozess und Gruppenleistung 50
2.3.1 Institutionelle Rahmenbedingungen 50
2.3.2 Rahmenbedingungen des Gruppenkontexts 55
2.3.3 Positive Interdependenz und Kooperation induzierende Aufgabenformen 60
2.3.4 Heterogene und geschlechtsspezifische Gruppenzusammensetzung 64
2.3.5 Auswahl der bewegungsbezogenen Aufgabenform für das Lernarrangement 68
2.3.6 Zusammenfassung 70
2.4 Forschungsstand und spezifische Forschungsfrage 73

3 Das Lernarrangement zur Teamentwicklung 77
3.1 Relevanz erlebnispädagogisch orientierter Bewegungsaktivitäten im Sport-
unterricht 77
3.2 Erlebnispädagogische Gestaltungsmerkmale für das Lernarrangement zur
Teamentwicklung 80
3.2.1 Brücke zum Alltag 81
3.2.2 Die unfertige Situation 83
3.2.3 Tiefe der Erfahrung 85
3.2.4 Kennzeichnende Gestaltungsrichtlinien und Interventionstyp 89
3.3 Eingrenzung der Lernziele und des Handlungsrahmens 91
3.4 Zusammenfassung 99

4 Methode der empirischen Untersuchung 101
4.1 Ausgangspunkt für die empirische Untersuchung 101
4.1.1 Sondierungsphase und Gegenstandsbereich 101
4.1.2 Vorgehensweise der experimentellen Untersuchung 102
4.2 Untersuchungsdesign 106
4.2.1 Forschungsmethode 106
4.2.2 Stichprobe 107
4.2.3 Durchführung der Untersuchung 111
4.3. Fragebogen zur Erhebung des Gruppenprozesses 112
4.4 Beobachtungsverfahren zur Erhebung der kooperativen Gruppenleistung 121
4.5 Hypothesen für die statistische Datenverarbeitung 129

5 Ergebnisse 135
5.1 Ergebnisse Gegenstandsbereich I - Gruppenprozess 135
5.1.1 Deskriptive Ergebnisse Gruppenprozess und Extrahierung kennzeichnender
Gruppenphasen 135
5.1.2 Hypothesenprüfung Gruppenprozess 150
5.1.3 Zusammenfassung 157
5.2 Ergebnisse Gegenstandsbereich II - Kooperative Gruppenleistung 158
5.2.1 Deskriptive Ergebnisse Kooperative Gruppenleistung 158
5.2.2 Hypothesenprüfung Kooperative Gruppenleistung 167
5.2.3 Zusammenfassung 170

6 Diskussion und Resümee 173

Literatur 184

Anhang 209