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Tausend Aufbrüche
Die Deutschen und ihre Demokratie seit den 1980er-Jahren
Christina Morina
Random House
, Pantheon
EAN: 9783570555170 (ISBN: 3-570-55517-8)
400 Seiten, paperback, 13 x 20cm, September, 2025
EUR 18,00 alle Angaben ohne Gewähr
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Umschlagtext
Das "Sachbuch des Jahres 2024" - jetzt in der Neuausgabe als Paperback
Jenseits der Klischees vom abgehängten Osten und übermächtigen Westen untersucht Christina Morina - anhand bisher unerforschter Selbstzeugnisse wie Bürgerbriefe und Flugblätter - die Demokratievorstellungen ganz normaler Bürgerinnen und Bürger seit den 1980er Jahren. Sie zeigt, dass viele DDR-Bewohner sich zwar mit ihrem Land und dessen "volksdemokratischen" Idealen identifizierten, viel weniger aber mit dessen Staat und Institutionen. Diese Staatsferne gepaart mit einem ausgeprägten Bürgersinn, dessen Potentiale nach 1990 weitgehend ungenutzt blieben, wirkt bis heute nach. Im Zusammenspiel mit einem erstarkenden Nationalismus entstand so auch der Nährboden für den Aufstieg des Rechtspopulismus. So werden die Grenzen der westdeutschen Liberalisierung ebenso sichtbar wie die Vielfalt der ostdeutschen Demokratieideen. Ein wichtiger Beitrag zum Verständnis der Geschichte und Gegenwart unserer Demokratie, der die eingefahrenen Ost-West- Debatten in ein völlig neues Licht rückt.
Christina Morina ist seit 2019 Professorin für Allgemeine Geschichte unter besonderer Berücksichtigung der Zeitgeschichte an der Universität Bielefeld. Ihre Forschungsschwerpunkte liegen in der Gesellschafts- und Erinnerungsgeschichte des Nationalsozialismus, in der politischen Kulturgeschichte des geteilten und vereinigten Deutschlands sowie in dem Verhältnis von Geschichte und Gedächtnis. Christina Morina studierte Geschichte, Politikwissenschaft und Journalistik an den Universitäten Leipzig, Ohio und Maryland (USA) und wurde 2007 mit einer Arbeit über den Krieg gegen die Sowjetunion in der deutsch-deutschen Erinnerungskultur promoviert. Sie war von 2008 bis 2015 wissenschaftliche Mitarbeiterin am Lehrstuhl für Neuere und Neueste Geschichte an der Friedrich-Schiller-Universität Jena. 2017 erschien bei Siedler 'Die Erfindung des Marxismus. Wie eine Idee die Welt eroberte'. Für 'Tausend Aufbrüche. Die Deutschen und ihre Demokratie seit den 1980er Jahren' erhielt sie 2024 den Deutschen Sachbuchpreis.
Rezension
Dieses mit dem DEUTSCHEN SACHBUCHPREIS 2024 ausgezeichnete Buch ist zuerst im Siedler-Verlag (9783827501325) als Hardcover mit Schutzumschlag im September 2023 zum Preis von 28 € erschienen und liegt hiermit als günstige Taschenbuch-Ausgabe zum Preis von 18 € vor. Wie hat sich die deutsche Demokratie seit den 1980er Jahren, insbesondere seit der deutschen Wiedervereinigung 1989/1990 entwickelt? Wie sind das Verhältnis und der Unterscheid zwischen Ost und West auch 35 Jahre nach dem Mauerfall zu erklären? Und wie erklärt sich die Stärke eines wiedererstarkenden Nationalismus und Populismus insbesondere im Osten der Bundesrepublik? Diesen Fragen geht die Autorin anhand vieler bisher unerforschter Selbstzeugnisse wie Bürgerbriefe, Petitionen und Flugblätter nach mitsamt der damit verbundenen Demokratievorstellungen ganz normaler Bürgerinnen und Bürger in Ost und West. Dadurch treten maßgebliche Unterschiede und wechselseitige Bezüge im Staats- und Politikverständnis hervor. Die Staatsferne vieler DDR-Bürger setzte sich in der Bundesrepublik fort und nährt bis heute Distanz und Mißtrauen gegenüber dem Staat und unterstützt die prekäre Lage unserer Demokratie.
Oliver Neumann, lehrerbibliothek.de
Verlagsinfo
Ausgezeichnet mit dem DEUTSCHEN SACHBUCHPREIS als bestes Sachbuch des Jahres
»Christina Morina nutzt bisher wenig beachtete Quellen, um zu zeigen, wie unterschiedlich sich das Demokratieverständnis in Ost- und Westdeutschland seit den 1980er Jahren...«
Aus der Begründung der Jury des Deutschen Sachbuchpreises 2024 (11.06.2024)
PRESSESTIMMEN:
»Christina Morina hat die politische Kulturgeschichte um ein wichtiges Kapitel erweitert. Ihre detaillierte Untersuchung von Bürgerbitten und Beschwerden in DDR und BRD wirft...«
Begründung der Jury zur Nominierung für den Preis der Lepziger Buchmesse (29.02.2024)
Morina ist das seltene, vielleicht sogar einmalige Kunststück gelungen, ein sachliches Werk mit vielen Quellen zu verfassen, das zugleich eine Wärme ausstrahlt, die das Leserherz erfasst.
Der Freitag , 11.10.2023
Zum Glück hat sich im Herbst [...] Christina Morina mit ›Tausend Aufbrüche‹ zu Wort gemeldet. Ihre Studie ist vielschichtig und differenziert, eine politische Kulturgeschichte ›von unten‹.
SPIEGEL Online , 12.12.2023
Ein Meisterwerk der Gegenwartsgeschichte!
Zeitschrift für Geschichtswissenschaft , 02.06.2025
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 15.10.2023
Wachsende Unruhe
Christina Morina erzählt vom Kampf um die deutsche Demokratie in Ost und West seit den Achtzigerjahren.
Von Paul Ingendaay
Es ist nicht sehr wahrscheinlich, dass wir aus den Vergröberungen des Alltagsgesprächs über den Zustand der Gesellschaft wieder herauskommen, nicht zuletzt aufgrund der digitalen Beschleunigung, der man sich ja schlecht verweigern kann. Wo es Shitstorms und "Aufreger" gibt, finden sie Widerhall, sei es bei der Instant-Versorgung in Talkshows oder in einschlägigen Bestsellern. Wenn ein Gegenstand durch ist, folgt der nächste. Untergründig hängen manche von ihnen allerdings miteinander zusammen. Etwa die Fragen, wie gut oder schlecht Deutschland-West und Deutschland-Ost
Inhaltsverzeichnis
Einleitung:
Demokratiegeschichte in integrierter Perspektive 9
»1989« in der deutschen Demokratiegeschichte 14
Eine politische Kulturgeschichte »von unten« 17
Historisierung und Gegenwart der Demokratie 20
1 Staat, Bürger, Sein:
Was heißt es, Staatsbürger/-in zu sein? 29
Vom Untertan zum Staatsbürger.
Eine kurze deutsche Ideengeschichte 32
»Der Staat bin auch ich.«
Staatsbürgervorstellungen in der Bundesrepublik 45
Eine Frage der Mündigkeit.
Staatsbürgervorstellungen in der DDR 61
2 Zweierlei Demokratie:
Land der zwei Republiken 79
Aus Ruinen. Demokratie als Anspruch und Fiktion 83
Lernerfahrung. Demokratie als westdeutscher Möglichkeitsraum 92
Imagination des Politischen.
Demokratiediskurse in der DDR 108
3 Tausend Aufbrüche:
Frühling im Herbst 129
»Wir alle«. Öffentlichkeit und Gesellschaft
in Ostdeutschland vor dem Mauerfall 134
Deutsch-deutscher Frühling.
Die Demokratieideen der »friedlichen Revolution« 146
Aufbruch der Alternativen.
Von der Konsensdiktatur zur Konsensdemokratie? 171
4 Geteilte Demokratie:
Ankunft in der Berliner Republik 179
Suche nach Überschaubarkeit.
Das letzte Jahr eines geteilten Landes 187
Maß und Mitte jenseits von Bonn.
Selbstfindung einer Republik 192
Verfassungsfragen. Das Ringen um Grundgesetz
und »ostdeutsche Lage« in den 1990er Jahren 217
5 Umbruch, Aufbruch, AfD:
Ambivalenzen der Demokratie in der Ära Merkel 237
Demokratie ohne Wunder.
Eine andere Geschichte der Einheit 243
Demokratie als Drohung.
Der Aufstieg des Rechtspopulismus
in deutsch-deutscher Perspektive 249
Die ostdeutsche Kanzlerin
und das Repräsentationsparadox 266
Fazit:
Jenseits der »inneren Einheit« 289
Dank 311
Abkürzungsverzeichnis 314
Anmerkungen 315
Abbildungsverzeichnis 370
Literaturverzeichnis 371
Register der Personen sowie der politischen Gruppen und Initiativen 397
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