lehrerbibliothek.deDatenschutzerklärung
Tanz auf dem Vulkan  Harry Graf Kessler - Der Revolutionswinter 1918 / 1919 in Tagebuchauszügen
Tanz auf dem Vulkan
Harry Graf Kessler - Der Revolutionswinter 1918 / 1919 in Tagebuchauszügen




Harry Kessler

Audiobuch Verlag
EAN: 9783899643343 (ISBN: 3-89964-334-8)
Hörbuch, 14 x 13cm, Februar, 2009, Bonustrack mit O-Ton: Philipp Scheidemann

EUR 19,95
alle Angaben ohne Gewähr

Rezension
„Johannes Steck (...) liest die Texte mit viel Einfühlungsvermögen und macht mit seiner facettenreichen Stimme die historischen Ereignisse fast wie in einem Hörspiel erlebbar. “ buchinformationen.de

„Das Hörbuch [...] wird gelesen von dem Schauspieler Johannes Steck. Ihm ist es zu verdanken, dass auch die Ironie und die Zwischentöne des Textes adäquat zur Geltung kommen.“ dradio.de

Auf der hr2-Hörbuch Bestenliste!!

Diese historische CD behandelt die Tagebuchnotizen Harry Graf Kesslers, der hier als ein Zeitzeuge der Weimarer Republik fungiert. Im Jahre 1933 musste er vor den Nationalsozialisten fliehen.
Johannes Steck liest gewohnt souverän den Tagebuchauszug. Es kam mir eher als spannender Roman vor, der über die deutsche Revolution 1918/19 berichtet. So werden die Novemberrevolution, die Weihnachtsunruhen, der Spartakusaufstand, die Ermordung Karl Liebknechts und Rosa Luxemburgs und die Wahl der Verfassungsgebenden Versammlung im Januar 1919 spannend geschildert. So konnte ich der Zeit durchaus noch einige neue, mir unbekannte Informationen abgewinnen. Ein super Hörgenuss, der eine Willkommene Abwechlsung im Hörbuchalltag bietet. Für Geschichtsfans findet sich noch als letzter Track das Originaltondokument von Philipp Scheidemann zur "Ausrufung der Republik".
tmeindl, lehrerbibliothek.de

Verlagsinfo
Harry Graf Kessler erlebt im Winter 1918/1919 hautnah die Novemberrevolution, die Ausrufung der Republik, den Spartakusaufstand, die Beerdigung Karl Liebknechts und die Weimarer Nationalversammlung. Der "rote" Graf kennt sie alle, die Akteure, die Intellektuellen: Bernhard Fürst von Bülow, Walther Rathenau, Helmut Herzfelde (John Heartfield), Paul Cassirer, George Grosz u.v.m. Er diskutiert leidenschaftlich die politischen Ereignisse und verfaßt einen Gegenentwurf zum Plan des amerikanischen Präsidenten Wilson für einen Völkerbund.

Inhaltsverzeichnis
Ein blutroter Winter
Harry Graf Kessler, Weltmann, Kunstmäzen und Diplomat erlebt hautnah die Ereignisse des
Revolutionswinters 1918/19 im brodelnden Hexenkessel Berlin: Novemberrevolution, Ausrufung
der Republik (9.11.), Weihnachtsunruhen (24.12.), Spartakusaufstand (5.-12.1.) und
Beisetzung Karl Liebknechts (25.1.). Der „rote“ Graf kennt die Akteure, die Intellektuellen:
Walther Rathenau, George Grosz, René Schickele u.v.m. Kessler selbst nimmt aktiv am
Geschehen teil. Wenige Wochen vor Weihnachten verhandelt er als deutscher Gesandter in
Warschau mit der polnischen Regierung über die Rückführung der deutschen Truppen und
den Grenzverlauf des neu entstehenden Staates Polen. Zurück in Berlin diskutiert er mit
Künstlerfreunden und Politikern die neueste Entwicklung und verfaßt einen Gegenentwurf
zum Plan des amerikanischen Präsidenten Wilson für einen Völkerbund.
Der Zeitzeuge Kessler zeichnet in seinem Tagebuch ein anschauliches Bild des Geschehens
auf der Straße und im Reichstag, in der Welt des Cafe-des-Westens und im Theater - ja, im
Theater: denn selbst im schlimmsten Chaos findet er noch statt, der Tanz auf dem Vulkan. So
sieht Kessler Frank Wedekinds Stück „Musik“ am Tage des Bekanntwerdens von Rosa Luxemburgs
Ermordung. Sein Kommentar zur Aufführung lautet: Das Haus trotz der Unruhen
gut besetzt. Das Stück im Grotesk-Tragischen, als Anlauf zu Umwertungen, interessant, aber
skizzenhaft. Wenige Tage zuvor hat er den Spartakusaufstand erlebt und so beschrieben:
Berlin. 7. Januar 1919 Dienstag
Als ich um elf durch die Siegesallee komme, ist dort große Spartakusparade. Die einzelnen
Betriebe marschieren mit ihren Fahnen und Plakaten auf. Darunter viele Soldaten und
einzelne Bewaffnete, auch Soldaten mit Maschinengewehren und Munitionskästen. In der
Königgrätzer Straße fallen gerade Schüsse. Auf dem Brandenburger Tor stehen
Regierungstruppen und ein Maschinengewehr, man sieht die Bedienungsmannschaft
herumgehen neben der riesigen Viktoria und den edlen Schinkelschen Rossen.
Harry Graf Kessler führte 57 Jahre lang (1880-1937) Tagebuch und legte großen Wert auf
Vollständigkeit. Die Notizen dieses faszinierenden Mannes sind eine spannende Quelle für
historisch interessierte Menschen.
Das Hörbuch bietet ein zusätzliches Tondokument: die Ausrufung der Republik durch Philipp
Scheidemann am 9. November 1918 als Originalaufnahme. Ein umfangreiches Booklet
enthält eine Karte des kaiserzeitlichen Berlins, eine Chronologie der Ereignisse und eine
Einführung in Kesslers Leben und Werk von Roland Kamzelak (Deutschen Literaturarchiv,
Marburg). Kamzelak hat zusammen mit Ulrich Ott die erste vollständige, auf acht Bände
angelegte Ausgabe der Kesslerschen Tagebücher für die Deutsche Schillergesellschaft
herausgegeben, darf also als ausgewiesener Fachmann in dieser Materie gelten.

Harry Graf Kessler, geboren 1868 in Paris, aufgewachsen in Frankreich, England und
Deutschland, studierte Jura und Kunstgeschichte in Bonn und Leipzig. Er unternahm mehrere
Weltreisen und machte Bekanntschaft mit Persönlichkeiten wie Hugo von Hofmannsthal,
Henry van de Velde, Rainer Maria Rilke und Walther Rathenau. Er arbeitete für das
Nietzsche-Archiv in Weimar, war im ersten Weltkrieg Offizier und wurde 1918 Deutscher
Gesandter in Warschau. Im März 1933 emigrierte Kessler nach Paris, dann nach Mallorca.
Harry Graf Kessler starb 1937 in Lyon.
Die Vita dieses Mannes ist ein veritabler Kulturkrimi.
(Fritz Raddatz, Die Zeit)