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Systemsturz Der Sieg der Natur über den Kapitalismus
Systemsturz
Der Sieg der Natur über den Kapitalismus




Kohai Saito

Deutscher Taschenbuch Verlag
EAN: 9783423352420 (ISBN: 3-423-35242-6)
320 Seiten, paperback, 12 x 19cm, Oktober, 2024

EUR 14,00
alle Angaben ohne Gewähr

Umschlagtext
Ohne Kapitalismus in die Zukunft

Das Wirtschaftswachstum der Moderne versprach uns ein Leben im Wohlstand. Jedoch wird durch die Umweltkrise klar, dass es gerade das Wirtschaftswachstum ist, das die Grundlagen des menschlichen Wohlstands untergräbt. Gleichzeitig hält uns der Glaube, dass der Erfolg im Kampf gegen den Klimawandel davon abhängt, wie viel jeder Einzelne von uns von uns tut, davon ab, einen notwendigen Systemsturz einzuleiten.

In diesem Buch analysiert der japanische Philosoph Kohai Seito die Verflechtung von Kapital, Natur und Gesellschaft im Anthropozän. Dabei entdeckt er die Gedanken von Karl Marx neu und entwickelt mit ihrer Hilfe das Modell für eine gerechte Gesellschaft im Zeitalter der Klimakrise.

„Ein aufregendes Gedankenexperiment.“

SWR2 Lesenswert

„Saitos Leser lernen einen ganz neuen Karl Marx kennen.“

Deutschlandfunk Kultur

„Kohai Saito ist der neue Popstar der Kapitalismuskritik.“

Berliner Morgenpost
Rezension
Klimakrise, Krise internationaler Politik, Menschenrechtskrise, globale Armutskrise, Migrationspolitikkrise, Demokratiekrise, Wirtschaftskrise, Psychokrisen, Wahrheitskrise und Fortschrittskrise. Zurecht wird von einer Polykrise bzw. Multikrise gesprochen. Die einzelnen Krisen existieren nicht unabhängig voneinander, sondern bedingen sich gegenseitig. Lässt sich eine zentrale Ursache für die gegenwärtige Krisenakkumulation identifizieren?
Ja, dieses behauptet Kohai Saito (*1987), Professor für Philosophie an der Universität Tokio, in seinem 2020 in Japan publizierten Buch „Capital in the Anthroposcene. Towards the Idea of Degrowth Communism“, das dort zu einem Bestseller avancierte. 2023 erschien dieses in der deutschen Übersetzung von Gregor Wakounig unter dem Titel „Systemsturz. Der Sieg der Natur über den Kapitalismus“ bei dtv und ein Jahr später als Taschenbuchausgabe. Saito führt die Polykrise, insbesondere die Klimakrise auf die Kapitalismuskrise zurück, welche in der „imperialen Lebensweise“(Wissen/Brand) zum Ausdruck kommt. Menschen und Natur werden im Anthropozän ohne Rücksicht auf Verluste der ökonomischen Verwertungslogik unterworfen. Kapitalismus wird für den Philosophen durch Marx` Kapitalformel „G-W-G`“ („Geld, Ware, mehr Geld“) beschrieben. Demnach versteht sich Saito als ein traditioneller Kommunist. Aufgrund der Verknappung von Gütern produziert der Kapitalismus zwangsläufig Mangel. Gegenüber einer verkürzten Deutung von Marx` kritischer Sozialphilosophie, der sich dem Thema „Natur“ nur am Rande gewidmet habe, vertritt Saito die Position, dass dieser eine präzise Analyse von Kapital und Umwelt vorgelegt habe. Bei seiner Interpretation kann er sich auf Marx` Forschungsnotizen stützen, in denen der Philosoph seine Kapitalismuskritik weiterentwickelte und dabei sogar seinen Eurozentrismus überwand. Vor dem Hintergrund einer Relektüre von Marx erteilt Saito der Bearbeitung der Klimakrise durch einen Grünen Kapitalismus mit einem Green New Deal eine Absage, da diese Kapitalismusvariante am Wachstumsnarrativ festhält und keine grundlegende Transformation der soziökonomischen Verhältnisse bewirkt.
Der Wissenschaftler selbst plädiert für einen „Degrowth-Kommunismus“. Kommunismus hat für Saito nichts zu tun mit dem Stalinismus der Sowjetunion und der Kommunistischen Partei Chinas, sondern mit Commons, Gemeingüter wie Böden und Wasser. Ob die Nutzung des belasteten Begriffs „Kommunismus“ sinnvoll und der dem Philosophen vorschwebende Kommunismus realisierbar ist und die Polykrise wirklich lösen kann, darüber lässt sich trefflich diskutieren. Lehrkräfte der Fächer Ethik, Politik und Wirtschaft werden durch das vorliegende Buch jedenfalls motiviert, sich mit den Themen „Krisenethik“ und „Krisenpolitik“ in ihrem Fachunterricht problemorientiert auseinanderzusetzen. Auch ein fächerübergreifender Seminarkurs zum Thema „Krisen der der Gegenwart“, „Polykrise“ oder „ökologische Krise“ bietet sich im schulischen Kontext an.
Fazit: Wer die Zusammenhänge zwischen Klimakrise und Kapitalismus begreifen möchte, dem kann Kohei Saitos Buch „Systemsturz. Der Sieg der Natur über den Kapitalismus“ nur zur Lektüre empfohlen werden. Außerdem demonstriert der Band die Aktualität von Marx` kritischer Sozialphilosophie im Zeiten der Polykrise.

Dr. Marcel Remme, für lehrerbibliothek.de
Verlagsinfo
Mit Marx in die Zukunft
Systemsturz
Wenn wir glauben, die Welt durch nachhaltigen Konsum vor der Klimakatastrophe zu retten, betrügen wir uns selbst. Das sagt der japanische Philosoph Kohei Saito. Denn der Kapitalismus ist nicht zukunftsfähig. Klar und überzeugend vertritt Saito die These: Nichts, was die Welt jetzt braucht, lässt sich innerhalb eines kapitalistischen Systems realisieren. Grünes Wachstum ist unmöglich.
Was wir stattdessen brauchen? Einen neuen Kommunismus. Genauer gesagt: einen Ökosozialismus, der nicht auf Wachstum ausgerichtet ist, der das Produktionstempo herunterfährt und Wohlstand umverteilt. Schon Marx plädierte für eine nachhaltige Wirtschaftsordnung. Und nur damit wird es uns gelingen, die Natur – unsere Lebensgrundlage – zu erhalten.
Die bahnbrechende Neuinterpretation der Marx'schen Theorie von einer der aufregendsten jungen Stimmen der internationalen Philosophie
»Neoliberale Maßnahmen wie Deregulierung oder Beschneidung des Sozialstaats, mit denen das Wachstum angetrieben wurde, haben soziale Gräben und Instabilität hinterlassen. Warum sollen wir so weitermachen, unser ganzes Leben auf Arbeiten, Geldverdienen, Konsumieren ausrichten? Wir brauchen einen ›new way of life‹.«
Kohei Saito
Inhaltsverzeichnis
Vorwort
Die Ziele für nachhaltige Entwicklung sind das Opium des Volks! 9
Kapitel 1
Der Klimawandel und die imperiale Lebensweise 13
Kapitel 2
Die Grenzen des Klima-Keynesianismus 45
Kapitel 3
Kritik am kapitalistischen Degrowth 77
Kapitel 4
Marx im Anthropozän 107
Kapitel 5
Der Akzelerationismus als Realitätsflucht 153
Kapitel 6
Kapitalismus bedeutet Mangel, Kommunismus bedeutet Überfluss 173
Kapitel 7
Der Degrowth-Kommunismus rettet die Welt 207
Kapitel 8
Die Klimakrise als „Hebel“ 245
Schlusswort
Damit die Geschichte kein Ende hat 273
Anhang 279