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Störer und Gestörte
Band 2: Konfliktgeschichten als Lernprozesse
Vorwort von Marianne Leutzinger-Bohleber
Thomas von Freyberg, Angelika Wolff (Hrsg.)
Brandes & Apsel
EAN: 9783860998243 (ISBN: 3-86099-824-2)
296 Seiten, kartoniert, 14 x 21cm, 2006
EUR 24,90 alle Angaben ohne Gewähr
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Umschlagtext
»Zusammenfassend können die Ergebnisse der Studie nicht nur fundierte Aussagen über Störer und Gestörte machen, sondern auch über den allgemeinen Zustand des Schul- und Jugendhilfesystems, in dem sich ja nicht nur schwer gestörte und unbeschulbare Kinder und Jugendliche bewegen.« (Dr. Oliver Hechler in: Psyche)
»Der vorliegende Forschungsbericht ist eine äußerst anregende Lektüre für all diejenigen, die die Thematik schulischer Konflikte genauer erörtern möchten ..., denn biographische Einblicke in Verhaltensauffälligkeiten und ihre institutionelle Einbindung können in der Tat sorgfältig Auskunft geben über erforderliche pädagogische, aber auch therapeutische Hilfen.« (Vera Moser in: Erziehungswissenschaftliche Revue)
»Selten habe ich ein fachlich so gut ausgewiesenes Buch gelesen, das die schwierige persönliche und institutionelle Entwicklungsgeschichte nicht beschulbarer Jugendlicher in einer solchen Klarheit darstellt und den Leser in einer oft atemberaubenden Weise daran teilhaben lässt. Es wäre wünschenswert, wenn dieses Buch eine möglichst große Verbreitung auch unter Sonderpädagoginnen und Sonderpädagogen erreichen würde.« (Prof. Dr. Bernd Ahrbeck in: Sonderpädagogische Förderung)
Störer und Gestörte
Band 1: Konfliktgeschichten nicht beschulbarer Jugendlicher
ISBN 3-86099-813-7
Die Herausgeber:
Thomas von Freyberg, Studium der Theologie, Pädagogik und Soziologie, Dissertation (1977) und Habilitation (1982) in Frankfurt am Main. Seit 1968 wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Sozialforschung an der Universität Frankfurt am Main.
Angelika Wolff, Studium der Soziologie und Erziehungswissenschaften, Lehrerin. Seit 1987 niedergelassene analytische Kinder-und Jugendlichen-Psychotherapeutin. Leiterin des Instituts für analytische Kinder- und Jugendlichen-Psychotherapie in Frankfurt am Main (1991-2003), dort Dozentin und Supervisorin.
Rezension
Der zweite Band der Reihe "Störer und Gestörte" beschäftigt sich mit Konfliktgeschichten und weist damit vor allem auf Probleme unseres Schul- und Jugendhilfesystems hin. Dazu werden kreative Lösungsmöglichkeiten zu deren Überwindung angeboten. Störer werden in unserem Schulsystem schnell ausgeschult und an entsprechende pädagogische Einrichtungen zur weiteren Betreuung überlassen. Dass das konfliktreiche Verhalten für manchen Jugendlichen aber auch eine Möglichkeit darstellt, aus einem Teufelskreis auszubrechen, wird eher selten gesehen. Hinter vielen auffälligen Verhaltensweisen stehen meist bittere Lebensgeschichten und Erfahrungen. Die Autoren schlagen vor, solche Erfahrungen des Scheiterns produktiv einzusetzen und zu nutzen. Das hätte eine ganz neue Lernkultur zur Folge, in der der junge Mensch nicht nur mit seinen Stärken und seinen Kompetenzen angenommen wird, sondern auch mit seinen Verstrickungen und Erniedrigungen. Der vorliegende Forschungsbericht ermuntert alle pädagogisch verantwortlichen Menschen, genauer auf schulische Konflikte zu blicken, um entsprechende therapeutische und pädagogische Hilfen anbieten zu können.
Arthur Thömmes, lehrerbibliothek.de
Verlagsinfo
Der 2. Band von Störer und Gestörte enthält themenbezogene Betrachtungen sowie die Darstellung von Bedingungen und Möglichkeiten, die Spiralen eskalierender Konfliktgeschichten zu unterbrechen, aus dem Scheitern und von den »Störern« zu lernen, Verstrickungen produktiv einzusetzen und interdisziplinäre Kooperation zu nutzen.
Die Arbeit mit schwierigen Kindern und Jugendlichen könnte um einiges leichter und kreativer sein, wenn das heimliche erste Gebot von Schule seine Macht verlieren würde: Du darfst nicht versagen! Du darfst keine Fehler machen! Wenn dieser grundsätzliche Wandel sich auch in der beruflichen Haltung durchsetzen und nicht immer sanktioniert, vertuscht und vermieden würde.
Der 2. Band von Störer und Gestörte liefert Ansätze produktiver kollegialer und interdisziplinärer Zusammenarbeit exemplarisch für drei Themenbereiche: präventive Intervention im Vorschulbereich, Kooperation von Regelschule, Sonderschule und Jugendhilfe und die Bearbeitung von Migrationskonflikten.
Bis zu 10% aller Schülerinnen und Schüler verlassen die Schule vorzeitig oder schwänzen systematisch. Nicht beschulbare Jugendliche treiben über Jahre in einem quälend destruktiven Prozess. Ihre Lehrer und Helfer scheitern resignierend. Wolff und von Freyberg zeigen in exemplarischen Einzelfallanalysen die Konfliktdynamik zwischen Jugendlichen, Lehrern und Schule auf und bereiten damit Lösungswege vor. Es gibt Jugendliche, die ihre Erzieher, Lehrer und Sozialarbeiter in schier endlose und eskalierende Konflikte verstricken. Konflikte, aus denen es schliesslich nur noch einen Ausweg zu geben scheint: den Abbruch der Arbeit und der Beziehung. Wie aber schaffen es diese besonders schwierigen, nicht schulfähigen oder nicht beschulbaren Jugendlichen, dass kompetente und erfahrene und nicht selten engagierte Lehrer und professionelle Helfer sich hilflos in Konflikte mit ihnen verstricken lassen, dabei häufig ihre Professionalität einbüssen? In einem interdisziplinäres Forschungsprojekt haben Soziologen und Psychoanalytiker in aufwendigen Einzelfallstudien Konfliktgeschichten nicht beschulbarer Jugendlicher untersucht. Ihre Frage: Was treibt diese erbitterten Kämpfe um Macht und Kontrolle an, die sich über Jahre hinwegziehen können, in deren Verlauf sich Täter und Opfer, Störer und Gestörte immer ähnlicher werden und an deren Ende nur besiegte Sieger und siegreiche Verlierer stehen? Wolff und von Freyberg entschlüsseln im spannungsreichen Wechselspiel von soziologischem und psychoanalytischem Fallverstehen, welche Kräfte, Motive und Interessen auf beiden Seiten die Konflikte eskalieren lassen und wie individuelle und institutionelle Konfliktdynamik und Konfliktmuster sich dabei fatal ergänzen und verstärken. Eine Schule, die Störer nicht länger aussondern und abstossen muss, sondern aus den Konflikten mit ihnen lernen und sich verändern kann, wäre sicher eine bessere Schule für Lehrer ebenso wie für Schüler. Vor allem wäre sie ein guter sozialer Ort und damit auch ein besserer Lernort
Pressestimmen:
Oliver Hechler schreibt über Störer und Gestörte in der Psyche: »(So) können die Ergebnisse doch dazu beitragen, insbesondere institutionelle Veränderung zu initiieren.«
Für die Zeitschrift Soziale Arbeit »zeigen die Autoren Lösungswege auf«.
Manfred Gerspach fasst in Forschung Frankfurt zusammen: »Das Buch klagt nicht an, im Gegenteil – es enthält wichtige Hinweise, wie man bei richtiger Einschätzung zu konstruktiven Lösungen kommen kann, die für alle Beteiligten auch und vor allem emotionale Entlastung bereit halten.«
Inhaltsverzeichnis
Marianne Leuzinger-Bohleber Vorwort 7
Kapitel I
Konfliktgeschichten als Lernprozesse - eine Einleitung 13
Thomas von Freyberg/Angelika Wolff
1.1 Das Forschungsprojekt 14
1.2 Befunde - eine Zusammenfassung 16
1.3 Bemerkungen zur Gegenübertragung im institutionellen Kontext 26
1.4 Keine Lösungen - aber eine andere Perspektive 40
Kapitel II
Kooperation und Arbeitsbündnisse - der Fall Falko 53
Rose Ahlheim/Thomas von Freyberg
2.1 Schule und Jugendhilfe -
Aspekte einer gestörten Beziehung: Vier Fallskizzen 54
2.2 Exkurs zur Geschichte einer verhinderten Beziehung 61
2.3 Falko: Erfolgreiche Arbeit in einem aussichtslosen Fall 69
2.4 Aspekte der Integration von Förder- und Hilfeprozessen 97
2.5 Psychoanalytischer Fallbericht - ein Kommentar 104
Kapitel III
Der Schulstörer, die mächtige Mutter
und das Problem mit dem väterlichen Gesetz
Frank Dammasch
121
3.1 Das väterliche Gesetz und die Familie 122
3.2 Das väterliche Gesetz und die Schule 125
3.3 Der Fall Emil - der verworfene Vater 128
3.4 Der Fall Gülan - der vernichtende und idealisierte Gottvater
3.5 Schulisches Lernen und der idealisierte Vater 145
3.6 Zusammenfassende Thesen 148
Kapitel IV
Der fehlende und der notwendige Dritte
in den Konfliktgeschichten nicht beschulbarer Jugendlicher
Thomas von Freyberg/Angelika Wolff
4.1 Der Mythos vom Neuanfang 152
4.2 Zur Bedeutung von Schule für die psychische Entwicklung des Kindes aus psychoanalytischer Sicht 156
4.3 Das Instrument der kollegialen und interdisziplinären Fallberatung 168
4.4 Psychoanalytische Supervision 181
Kapitel V
Prävention durch frühe Hilfe und Förderung 199
Christel Burkard-Grimml Thomas von Freyberg/Irene Herrmann
5.1 Das Modellprojekt »Erziehungshilfen in einer Kindertagesstätte« 200
5.2 Auf dem Weg zu Fallorientierung und Fallverstehen 203
5.3 Entwicklungsberichte - Fallberichte 210
5.4 Zwischenbilanz und Ausblick nach fünf Projektjahren 227
5.5 Aus einer Fallsupervision - das Mädchen Klara 232
Kapitel VI
Integration durch Kooperation 239
Sandra Brüning/Gerhard Kopplow/Nicole Stöckl/Tatjana Zens
6.1 Grundlagen der Kooperation zwischen Sonderschule und allgemeiner Schule 239
6.2 Das Kooperationsprojekt unserer Schule 253
6.3 Drei Fallberichte aus dem Kooperationsprojekt 258
6.4 Eine vorläufige Bilanz 275
Schlussbemerkungen der Herausgeber 281
Autorinnen und Autoren 287
Literatur Band 1 und 2 289
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