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Sterben & Töten für Gott? Das Martyrium in Spätantike und frühem Mittelalter. Internationale Tagung in Rom vom 20. bis 23. Februar 2019
Sterben & Töten für Gott?
Das Martyrium in Spätantike und frühem Mittelalter. Internationale Tagung in Rom vom 20. bis 23. Februar 2019




Peter Bruns, Thomas Kremer, Andreas Weckwerth (Hrsg.)

Reihe: Koinonia - Oriens


Aschendorff
EAN: 9783402225240 (ISBN: 3-402-22524-7)
402 Seiten, hardcover, 17 x 24cm, Juni, 2022

EUR 49,00
alle Angaben ohne Gewähr

Umschlagtext
Sind Attentäter, die im Namen Gottes töten, Märtyrer? Darf die Bereitschaft, für Gott zu sterben, mit Gewalttätigkeit einhergehen? Wem kommt im strengen Sinne der Ehrentitel "Märtyrer" zu, wer ist bloß unerleuchteter, fehlgeleiteter Fanatiker? - In der öffentlichen Debatte werden Dschihadisten immer wieder vorschnell als Märtyrer bezeichnet, die durch den "Kampf gegen die Ungläubigen" mit Belohnungen im Paradies rechnen dürfen. Kommt ihnen aber wirklich der Ehrentitel ,Märtyrer" zu? Angesichts einer geradezu inflationären Verwendung des Wortes "Märtyrer" in den Printmedien und dem allgemeinen Sprachgebrauch besonders im Zusammenhang mit Terroranschlägen und Selbstmordattentaten erschien eine historisch-kritische Rückfrage nach den Ursprüngen des Martyriumsbegriffs in den verschiedenen religiösen Kontexten unbedingt vonnöten. Dazu fand vom 20. bis 23. Februar 2019 am Campo Santo Teutonico im Römischen Institut der Görres-Gesellschaft (RIGG) eine internationale und interdisziplinäre Fachtagung statt, welche von der Forschungsstelle Christlicher Orient an der Katholischen Universität Eichstätt-Ingolstadt in Zusammenarbeit mit dem Lehrstuhl für Alte Kirchengeschichte und Patrologie sowie der Stiftungsprofessur Prinz Max von Sachsen des Bistums Eichstätt für Theologie des Christlichen Ostens und dem RIGG ausgerichtet wurde. Ihr Fokus lag auf der historischen Herausarbeitung eines heuristisch fruchtbaren Märtyrerbegriffs in Spätantike und frühem Mittelalter. Der vorliegende Tagungsband versammelt die vorgelegten Beiträge.
Rezension
Sind Attentäter, die im Namen Gottes töten, Märtyrer? Darf die Bereitschaft, für Gott zu sterben, mit einer Praxis der Gewalt zusammengehen? Das sind aktuelle Fragestellungen im Kontext von Religion und Gewalt, die in diesem Tagungs-Band diskutiert werden am Beispiel des Martyriums in Spätantike und frühem Mittelalter diskutiert werden. Religiöses Märtyrertum ist spätestens seit dem weltweiten Auftreten des radikalen Islamismus und den Anschlägen vom 11. September 2001 auf das World Trade Center in den Focus öffentlicher Aufmerksamkeit getreten. Was aber ist religöses Märtyrertum eigentlich? Und ist es deckungsgleich mit religiös motivierten Selbstmordattentaten? Angesichts einer geradezu inflationären Verwendung des Wortes "Märtyrer" in den Printmedien und dem allgemeinen Sprachgebrauch besonders im Zusammenhang mit Terroranschlägen und Selbstmordattentaten erscheint eine historisch-kritische Rückfrage nach den Ursprüngen des Martyriumsbegriffs in den verschiedenen religiösen Kontexten unbedingt vonnöten. Märtyrerverehrung ist uns einigermaßen fremd geworden - und verdächtig, - aber Märtyrer haben in allen monotheistischen Religionen eine tiefe historische Verankerung. Es ist aber zunächst gar nicht der Islam sondern das Christentum (und zuvor sogar schon das Judentum), das diesen Zusammenhang herstellt; der Prophet muss für seine Überzeugung leiden. Im Christentum wird Jesus von den Römern gemartert und als Staatsfeind hingerichtet. In den ersten drei christlichen Jahrhunderten (bis zur Konstantinischen Wende) entbrennt ein heftiger Streit darüber, ob Christen das Martyrium in der Nachfolge ihres Herrn anstreben sollen oder nicht.

Thomas Bernhard für lehrerbibliothek.de
Inhaltsverzeichnis
Vorwort VII

Notker Baumann
„Die durch den siebenfältigen Geist fruchtbare Mutter Kirche". Christliche Deutungen der „makkabäischen Märtyrer" im frühen Mittelalter 1

Joachim Braun
Vorösterliches Martyrium? Eine florilegische Sammlung zur Verehrung der Unschuldigen Kinder als Märtyrer bei westlichen wie östlichen Vätern 19

Peter Bruns
Erlösung im Kampf oder durch Tod? Das syrische Martyrium des Färbersohns Simeon (BHO 1117) 61

Peter Bruns
Mar Isais Abhandlung über die Märtyrer 93

Winfried Büttner
Die ältere Passio S. Pantaleonis (BHG 1412z). Eine epische Legende, ihr historischer Rahmen und literarischer Kern 117

Felix Grollmann
„Duo sunt martyrii genera". Die Normen der Märtyrer- und Heiligenverehrung um 800 137

Roman Hankeln
Aspekte liturgisch-musikalischer Artikulation des Massenmartyriums im Sittener Mauritiusoffizium (9.-13. Jh.) 177

Hureyre Kam / Serdar Kurnaz
Märtyrertum und Dschihad im Spannungsverhältnis zwischen Recht und Askese 193

Thomas Kremer
Zum Verständnis des Martyriums in mittelbyzantinischer Zeit in der Auseinandersetzung mit dem Islam 209

Francesca Paola Massara
"Ego enim iam delibor et tempus resolutionis meae instat" (II Tim 4, 6). Martirio, testimonianza e non-violenza nell' iconografia paleocristiana 237

Katharina Reihl-Weigl
Blutig oder unblutig — das ist hier nicht die Frage! Drei Beispiele aus der spätantiken Welt 259

Felix Rohr
Frieden als Martyriumsklausel in Prudentius' psych. 769-787 285

Georg Röwekamp
Der christliche Märtyrer als Kämpfer. Einige Beobachtungen aus der Kirchengeschichte des Heiligen Landes 303

Ingo Schaaf
Opfertod und Todessuche als Exempel in Antike und Christentum 321

Hans Reinhard Seeliger
„Ad illam vitam non ducit tortura sed causa" (Acta Sebastiani 28). Das Bild des Märtyrers in den spätantiken römischen Märtyrerlegenden 339

Mira Sievers
„Sie sind lebendig bei ihrem Herrn" (Q 3:169). Koranische Grundlagen und islamisch-theologische Deutungen des Märtyrertums 351

Andreas Weckwerth
Grundlinien einer Theologie des Martyriums im Sacramentarium Veronense 359

Wenzel Widenka
„Seinen Namen heiligen, um das Volk zu retten" 377