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Statusmeldungen  illustriert von: Stefanie Sargnagel
Statusmeldungen


illustriert von: Stefanie Sargnagel

Stefanie Sargnagel

Rowohlt
EAN: 9783499290138 (ISBN: 3-499-29013-8)
304 Seiten, paperback, 12 x 19cm, August, 2018

EUR 10,00
alle Angaben ohne Gewähr

Umschlagtext
6. 8. 2015

Ich glaub nicht, dass es Zufall is, dass so viele Afrikaner nach Österreich kommen und plötzlich hamma 40 Grad!

30.10.2015

Mein Traumjob als Kind war eigentlich immer Märtyrerin.

3.10.2016

«Christine Nöstlinger wächst in Hernals in einfachen Verhältnissen in einer Zimmer-Küche-Kabinettwohnung auf. Im Gymnasium ist sie fast das einzige Arbeiterkind. Sie schämt sich für die Wohnverhältnisse zu Hause.» Wie ich!

Stefanie Sargnagel, geb. 1986, studierte in der von Daniel Richter angeleiteten Klasse der Akademie der Bildenden Künste Wien Malerei, verbrachte aber mehr Zeit bei ihrem Brotjob im Call-Center, denn: «Immer wenn mein Professor Daniel Richter auf Kunststudentenpartys auftaucht, verhalten sich plötzlich alle so, als würde Gott zu seinen Jüngern sprechen. Ich weiß nie, wie ich damit umgehen soll, weil ich ja Gott bin.» Seit 2016 ist sie freie Autorin – und verbringt seitdem mehr Zeit bei ihrem Steuerberater.

Sie erhielt den BKS-Bank-Publikumspreis beim Wettbewerb zum Ingeborg-Bachmann-Preis 2016.
Rezension
Stefanie Sargnagel (nomen est omen) gehört zu diesem Typus typisch österreichischer Schriftsteller, die der Alpenrepublik die Leviten lesen, - im Sinne eines Thomas Bernhard oder einer Elfriede Jelinek ... Sie beobachtet genau, ihre Sprache ist messerscharf, sie erschlägt mit der Miniatur; denn es ist die Kunst der kurzen Form, die die "Statusmeldungen" ausmacht (s. Leseprobe), ganz und gar anti-bürgerlich, ein Bürgerschreck, - der aber doch irgendwie wieder ganz bürgerlich ist, ein wenig Generation Greta, - aber mit sehr viel Selbstironie, am besten: von ihr selbst vorgelesen! - Sicherlich eine der auffälligsten österreichischen Gegenwarts-Autorinnen!

Jens Walter, lehrerbibliothek.de

Verlagsinfo
Themen: Wien; 2010 bis 2019 n. Chr.; Moderne und zeitgenössische Belletristik; Kunst, allgemein; Biografischer Roman; Belletristik: Humor

Pressestimmen:

Statusmeldungen ist ein Buch auf der Höhe unserer vernetzten Zeit - ist Literatur, die gleichzeitig Nähe sucht und auf Distanz geht und einen sehr trockenen Humor pflegt.
Bayern 2

Dass es sowas noch gibt, ich glaub's nicht! Ein wirklich neuer Ton in der Literatur: hier ist er.
Elfriede Jelinek

Anarchisch, fröhlich, frei.
taz

Eine kluge, scharfe Beobachterin unserer Zeit. Radikal, nachdenklich, böse, poetisch, witzig.
RBB Radio Fritz

Stefanie Sargnagel? Die Dame, die zu den pointiertesten Sprachgewalten der Gegenwart zählt.
Hamburger Abendblatt

Alles ist im Fluss.
Kölner Stadt-Anzeiger

Eine extrem kluge Göre. Ernsthaft witzig.
L'OFFICIEL

Sargnagel wird mit jedem Buch besser.
Annabelle

Sargnagel hören entspräche Blues hören.
Luzerner Zeitung

Eine unterhaltsame Lektüre zwischen Autofiktion und Digitalpoesie, zwischen Künstlerroman und Momentaufnahme.
WDR 5

Rotkäppchen, Großmutter und böser Wolf in einem. Angriffslustig und weise zugleich.
Spiegel Online

Mit Witz und Melancholie trifft sie den Blues einer ganzen Generation von Schatzsuchern und Träumern, von Jobvagabunden und Freigeistern.
Rolling Stone

Nietzsche fürs Social-Media-Zeitalter: Man kann Statusmeldungen zur Hand nehmen, wenn man gerade mal wieder an der Welt leidet und aufgeheitert werden oder noch trauriger sein will.
der Freitag

Genial und komisch.
Buchkultur

Große Klappe! Gutes Buch.
Salzburger Nachrichten

Eine der aufregendsten Autorinnen Österreichs.
Kronen Zeitung

Eine Meisterin der Selbstironie.
Der Spiegel

Es gibt derzeit kaum eine gehypte Jungautorin, die so traurig, aktuell und witzig ist.
Süddeutsche Zeitung

Eine Chronistin unserer Zeit in der Pubertät, mal radikal, mal nachdenklich und oft einfach ziemlich komisch.
Deutschlandfunk

Ödön von Horváth oder Elfriede Jelinek haben die Gebackn-Brathändel-Mentalität ihrer Landsleute mit schwarzgalligem Humor auseinandergenommen. Bei ihrer Nachfolgerin geraten nun neue Medien und Coachings ins Visier.
Junge Welt

Sargnagel in ihren Kurztexten beim Leben zuzuschauen, macht unglaublichen Spaß. Ihr Sinn fürs Detail ist unbestechlich, ihr Blick auf die Welt gnadenlos und gleichzeitig liebevoll.
Missy Magazin

Ein Highlight: kurze Texte, die zwischen Alltäglichkeit, Überspitzung und Arroganz changieren.
Die Welt

Sargnagel erzeugt in ihrem noch dazu famos lustigen Text genau jene Dringlichkeit, die sie zu unterlaufen vorgibt.
Die Zeit

Eine der mutigsten Stimmen in Österreich.
Süddeutsche Zeitung

Stefanie Sargnagel ist die wichtigste österreichische Autorin des 21. Jahrhunderts.
vice.com

Das ist lustig, derb und manchmal recht böse, das ist in die Gegenwart hineingeschrieben.
FAZ
Inhaltsverzeichnis
Widmung
Juli 2015
August 2015
September 2015
Oktober 2015
November 2015
Dezember 2015
Jänner 2016
Februar 2016
März 2016
April 2016
Mai 2016
Juni 2016
Juli 2016
August 2016
September 2016
Oktober 2016
November 2016
Dezember 2016
Jänner 2017
Februar 2017
Epilog
Glossar
Über die Autorin


Leseprobe:

Für Hysteria
10. 7. 2015 Ich hab meinen vierten Jahrestag im Callcenter
ganz vergessen!
Einen vierten Strich
in den Arm ritzen.
10. 7. 2015 «Rufnummernauskunft, Stefanie Fröhlich, was
kann ich für Sie tun?»
«Ich hätte gern eine Nummer, also Falkel, ich meine Johann
Hölzl in Niederösterreich.»
«Ein Privateintrag?»
«Ja.»
«Wo in Niederösterreich?»
«Weiß ich nicht genau.»
«O. k., es gibt nämlich viele Einträge mit dem Namen,
und WAS war noch mal der Name, den Sie dazugesagt haben?
» (Ich habe eine Vermutung, möchte aber nicht glauben,
dass ich richtig gehört habe. Sie klingt so normal.)
«Davor? Falco.»
«FALCO??»
«Ja, Falco, der Popstar.»
«Also, Falco ist in den 90ern gestorben.»
«Ach so, danke. Wiederhören.»
9. 7. 2015 Theoretisch könnte ich, glaube ich, aufhören mit
dem Callcenter.
Halt genauso bescheiden leben wie davor, nur ohne Callcenter.
Aber ich bin wie Toby Radloff aus American Splendor.
Ich will meine Struktur nicht aufgeben wegen einer
MTV-Karriere.
10. 7. 2015 Das Erste, worüber mir Witzmann berichtet, nachdem
wir uns längere Zeit nicht gesehen haben, ist die Beschaffenheit
seines Stuhls.
Es gibt die Bezeichnungen «Bolognese» (auch: «die Soße
»), «das Gesprühte» (auch: «der Sprühschiss», «die Explosion
») den «nicht endenden Haufen», das «Kuhartige»
oder auch (sehr selten) «die Kompaktwurst».
10. 7. 2015 Alles, was hier geschrieben steht, ist fiktiv.
In Wirklichkeit heiße ich Lara Schmitz
und arbeite in der Grafikabteilung
einer NGO.
10. 7. 2015 Wenn ich genug Geld verdient habe, ziehe ich in
den Wald und eröffne eine kleine Lebensberatungspraxis.
11. 7. 2015 Erfolg ist so billig.
11. 7. 2015 Je bekannter ich werde, desto linker muss ich
mich stellen.
11. 7. 2015 Witzmann ist meine Muse.
11. 7. 2015 Witzmann hört es nicht gerne, wenn ich ihn als
meine Muse bezeichne.
11. 7. 2015 Man merkt sofort, wenn KünstlerInnen aus KünstlerInnenfamilien
kommen. Ihnen fehlt einfach dieser Rechtfertigungsantrieb,
dieses Schuldgefühl gegenüber Menschen
mit richtiger Arbeit.
11. 7. 2015 Impulsgesteuert taumle ich durch die Welt.
11. 7. 2015 Die Junkies in der U-Bahn wissen genau, was als
Nächstes zu tun ist. Ich schau ihnen gerne zu, wie sie durch
die Stadt jagen, immer ein Ziel vor Augen, wie vom Hunger
gehetzte Tiere.
11. 7. 2015 Witzmann sagt, seine Lieblingstiere sind der Hai
und die Biene.
13. 7. 2015 Die Leute, die bei der Rufnummernauskunft anrufen,
haben die Nummer ausm Teletext.
13. 7. 2015 «Rufnummernauskunft, Stefanie Fröhlich, was
kann ich für Sie tun?»
«Hallo, ich bin ein Schulkind, und wir haben heute in
Biologie über Sex gelernt. Können Sie mir da Genaueres
erklären?»
13. 7. 2015 Ich check nicht, wie die Welt funktioniert.
13. 7. 2015 Ich bin heute zu sensibel für die Welt.
Nasenbussi, weiche Decke. Kakao, Kakao.
13. 7. 2015 Will 1 Kamill’nteebeutel sein
im heißen Wasser treiben
für Menschen, denen schlecht is
für Menschen, die sich anspeiben
13. 7. 2015 Gute Menschen mögen kühles Wetter.
Schlechte Menschen mögen heißes Wetter, weil sie aus
der Hölle kommen und Reinkarnationen des Teufels sind.
13. 7. 2015 Wenn ich traurig bin, esse ich einfach ganz viele
Sachen.
13. 7. 2015 «Rufnummernauskunft, Stefanie Fröhlich, was
kann ich für Sie tun?»
«Guten Tag, wissen Sie, wer vor Horst Seehofer deutscher
Bundeskanzler war?»
13. 7. 2015 Vielleicht mach ich ein Asianudel-Geschäft auf.
13. 7. 2015 Diese Wirtschaftsnazis strahlen immer so eine Sicherheit
aus. Wie Kühlschränke voller Wurst. Die Linken
schauen eher so aus, als wäre im Kühlschrank nur alter
Wein, der korkt, eine fast leere Dose Kapern und vielleicht
ein vergessener Analogfilm vom FKK-Urlaub in den 80ern.
15. 7. 2015 Mir is schlecht vom Superfood.
15. 7. 2015 Warum wollen Menschen Karriere machen? Ist ihnen
langweilig in der Freizeit?
15. 7. 2015 Ich: «Ich mag es, normale Sachen mit dir zu machen
wie ins 3D-Kino gehen, Dinosaurierfilm schaun, Popcorn
essen, Cola trinken.»
Witzmann: «Ja, beim Jurassic-Park-Schauen wirken wir
echt fast wie normale Menschen.»
15. 7. 2015 Witzmann schlichtet hektisch in der Wohnung
herum und sagt, man muss die Wände mit Bücher- und Plattenregalen
polstern, weil die Wohnung eine Festung ist, gegen
die Außenwelt. Ich nicke und lerne. Wenn er fertig ist,
holt er zwei Löffel, schaltet den Motorsportkanal ein, bittet
mich zu sich auf die Couch, öffnet die 7-Liter-Speiseeisbox,
und wir essen Eis. Manchmal gehen wir auch raus in ein Restaurant,
aber nur wenn sich keine anderen Menschen darin
befinden, oder wir gehen in den Pötzleinsdorfer Schlosspark
und setzen uns auf die Wiese vor dem Ziegengehege.
Wir sitzen einfach da, ein, zwei Stunden und schauen uns
schweigend die Ziegen an, weil Witzmann sagt:
«Die Ziegen beruhigen uns.»
15. 7. 2015 Gibt es eigentlich die Möglichkeit, im Mutterleib
zu bleiben, jedes Jahr nur ein paar Millimeter zu wachsen
und dabei – versorgt mit mütterlicher Nahrung – einfach für
immer drinzubleiben? Gibt’s das?
15. 7. 2015 Witzmann bucht unsere Urlaube im Reisebüro.