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So viel Anfang!
Künstlerinnen der Moderne. Werke nach 1945
Stefanie Patruno (Hrsg.)
Wienand Verlag & Medien GmbH
EAN: 9783868327618 (ISBN: 3-86832-761-4)
256 Seiten, hardcover, 22 x 28cm, Dezember, 2023
EUR 35,00 alle Angaben ohne Gewähr
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Umschlagtext
Ella Bergmann-Michel
Helena Buchholz-Starck
Maria von Heider-Schweinitz
Hannah Höch
Grethe Jürgens
Ida Kerkovius
Lotte Laserstein
Margaret Camilla Leiteritz
Jeanne Mammen
Gabriele Münter
Hanna Nagel
Alexandra Povörina
Marie-Louise von Rogister
Louise Rösler
Eleonora Rozanek
Rezension
Wie nie zuvor werden gegenwärtig im deutschsprachigen Raum die Werke von Künstlerinnen in Ausstellungen gewürdigt, genannt seien beispielsweise nur die aktuellen zu Käthe Kollwitz, Frida Kahlo, Gabriele Münter oder Louise Rösler. In der Kunstgeschichte und in der Öffentlichkeit wurde die Arbeiten von Künstlerinnen bis weit ins 20. Jahrhundert marginalisiert. Von Bedeutung für die Rezeption ihres Œuvres waren die ersten großen Ausstellungen in den USA der 1970er Jahre. Seit den 1990er Jahren erhielten im deutschsprachigen Raum neben den oben genannten Künstlerinnen eine eigene Ausstellung, u.a. Ella Bergmann-Michel, Hannah Höch, Ida Kerkovius, Lotte Laserstein, Margaret Camilla Leiteritz.
150 Exponate von 15 Künstlerinnen waren in der Ausstellung „So viel Anfang! Künstlerinnen der Moderne und ihr Werk nach 1945“ in der Städtischen Galerie Karlsruhe vom 25. November 2023 bis zum 18. Februar 2024 zu bestaunen. Vertreten waren die oben aufgeführten Künstlerlinnen sowie Arbeiten von Helena Buchholz-Starck, Maria von Heider-Schweinitz, Grethe Jürgens, Jeanne Mammen, Hanna Nagel, Alexandra Povörina, Marie-Louise von Rogister, Eleonora Rozanek zu sehen. Vielfach konnten die Künstlerinnen, deren ersten Werke schon aus der Weimarer Republik stammen, im Nationalsozialismus nicht mehr ausstellen oder mussten emigrieren. In der Karlsruher Ausstellung liegt – wie der Titel schon anzeigt - der Schwerpunkt auf ihren Arbeiten nach dem Zweiten Weltkrieg, von denen manche der Öffentlichkeit - im Unterschied zu ihrem Frühwerk - kaum bekannt sind. Die Auswahl der Künstlerinnen und ihrer Werke überzeugt, weil sie die Vielfalt der Kunststile eindrücklich demonstriert. Oftmals vollzogen die Künstlerinnen einen Stilwechsel, zum Beispiel hin zum abstrakten Expressionismus, Informel oder Konstruktivismus. Manche behielten ihre Stilrichtung des Expressionismus, der Klassischen Moderne oder der Neuen Sachlichkeit bei.
Zu dieser sehenswerten Ausstellung ist im Wienand Verlag ein hervorragender Ausstellungskatalog erschienen, herausgegeben von Stefanie Patruno, Leiterin der Städtischen Galerie Karlsruhe. Der Katalogteil des Bandes enthält neben drei Beiträgen zur Rolle und Rezeption von Künstlerinnen in der Kunstgeschichte prägnante aufschlussreiche Porträts der einzelnen Künstlerinnen, verfasst von Kunsthistorikerinnen. Die schönen, aussdrucksstarken, manchmal irritierenden in der Ausstellung präsentierten Arbeiten sind im Band in exzellenter Druckqualität zu finden. So kann man die unterschiedlichen Gemälde, Zeichnungen und Collagen der Künstlerinnen auf sich wirken lassen. Lehrkräfte des Faches Bildende Kunst werden durch den Ausstellungskatalog motiviert, sich in ihrem Unterricht mit den Arbeiten von Künstlerinnen des 20. Jahrhunderts auseinanderzusetzen. In Baden-Württemberg war das Werk Gabriele Münters erstmals Gegenstand der schriftlichen Abiturprüfung.
Fazit: Die ästhetisch überaus ansprechende Ausstellungspublikation „So viel Anfang! Künstlerinnen der Moderne“ verdient einen Platz in der Bibliothek aller an der Kunst der Nachkriegsmoderne Interessierten.
Dr. Marcel Remme, für lehrerbibliothek.de
Verlagsinfo
Die Ausstellung „So viel Anfang!“ widmet sich Künstlerinnen der Moderne in Deutschland und ihrem späten, nach 1945 entstandenen Werk, dessen Entwicklung in den 1920er-Jahren ansetzt. Dazu gehören beispielsweise Ella Bergmann-Michel, Hannah Höch, Ida Kerkovius, Jeanne Mammen, Grethe Jürgens, Lotte Laserstein oder Hanna Nagel. Mit experimentellen Collagen, abstrakten Gemälden und zeitkritischen Zeichnungen trugen sie vor 1933 zum Erfolg einer national, teils auch international vernetzten Avantgarde bei. Im NS-System verfemt und außer Landes getrieben, konnten sie nach 1945 an ihre Anfangserfolge nur noch bedingt anknüpfen. Während ihr Frühwerk vielfach berühmt und in die Kunstgeschichte eingeschrieben ist, blieben ihre späteren Arbeiten lange Zeit unbeachtet und von der Rezeption ausgeschlossen. Heute sind die Bilder von Helena Starck, Eleonora Rozanek, Margaret Camilla Leiteritz, Marie-Louise von Rogister oder Louise Rösler nur noch wenigen bekannt. Vielfach in Museumsdepots oder Nachlässen verborgen, wurde erst in den letzten Jahren begonnen, ihre Werke nach und nach ans Licht zu befördern.
In der gemeinsam mit dem Kunstmuseum Mülheim an der Ruhr vorbereiteten Ausstellung visualisieren etwa 150 Exponate von 15 Künstlerinnen ein Spektrum der deutschen Nachkriegsmoderne, das es noch zu entdecken gilt.
Teilnehmende Künstlerinnen u. a.: Ella Bergmann-Michel, Hannah Höch, Grethe Jürgens, Ida Kerkovius, Lotte Laserstein, Jeanne Mammen, Hanna Nagel, Alexandra Povórina, Louise Rösler, Marie-Louise von Rogister
Inhaltsverzeichnis
8 Vorab
Stefanie Patruno
13 Querelles, Querelen - und kein Ende?
Margarete Zimmermann
23 Kunsttheoretische Diskurse in Deutschland nach 1945
im Spiegel öffentlicher Kunstgespräche
Christoph Zuschlag
37 »Why Have There Been No Great Women Artists?«
Die Institutionalisierung der Geschlechterforschung
und des Feminismus in der Kunstgeschichte
Lisa Pregitzer
49 Ella Bergmann-Michel
Ein Bilderkosmos zwischen spielerischer Fantasie und formaler Disziplin
Ursula Merkel
61 Helena Buchholz-Starck
»Allzuviel Geschrei soll die Farbe nicht machen - klingen ja«
Magdalena Droste
65 Maria von Heider-Schweinitz
»Kunst wächst aus Spannung«
Susanne Wartenberg
77 Hannah Höch
Der Kampf um Sichtbarkeit
Inge Herold
91 Grethe Jürgens
»Damals ... machte ich Lebensentdeckungen -
heute mache ich Bildentdeckungen«
Karin Orchard
107 Ida Kerkovius
»Ich brauche den Wechsel, die Spannung
zwischen Natur und freier Gestaltung«
Sophie Jürgens-Tatje
117 Lotte Laserstein
»Rückgewinn der eigenen Sprache im Exil«
Anna-Carola Krausse
129 Margaret Camilla Leiteritz
»Ich konnte warten und mich an die Jahre im Bauhaus erinnern«
Ursula Merkel
143 Jeanne Mammen
»Echt weibliche Buntheit und Nuancenfreudigkeit«
Martina Weinland
161 Gabriele Münter
»... ich bin oft gegenstandslos spazieren gegangen«
Stefanie Patruno
169 Hanna Nagel
»Mein Zeichnen ist meine Leidenschaft... deshalb lebe ich«
Ursula Merkel
189 Alexandra Povörina
Die Collage als »Spiel im Unbestimmten«
Sophie Jürgens-Tatje
201 Marie-Louise von Rogister
Welt als Geflecht
Dorothee Gerkens
209 Louise Rösler
»Aus banalen Dingen etwas Kostbares machen«
Ilka Voermann
223 Eleonora Rozanek
«1951 habe ich mich dann eigentlich richtig besonnen«
Sophie Jürgens-Tatje
231 Biografien und Werkverzeichnis
262 Fotonachweis und Impressum
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