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Sigmund Freud lesen Eine zeitgemäße Re-Lektüre
Sigmund Freud lesen
Eine zeitgemäße Re-Lektüre




Gerhard Zenaty

Reihe: Psychoanalyse


Transcript
EAN: 9783837661224 (ISBN: 3-8376-6122-9)
388 Seiten, paperback, 16 x 24cm, Januar, 2022

EUR 40,00
alle Angaben ohne Gewähr

Umschlagtext
Die freudsche Lehre kann nicht über bloße historische Rekonstruktion für die Gegenwart verfügbar gemacht werden. Das liegt an dem, was die Psychoanalyse selbst in die Welt gebracht hat: Wenn jedes Denken von der Spaltung in bewusst und unbewusst bestimmt wird, muss man Foucaults Wort von Freud als einem »Diskursbegründer« ernst nehmen. Freuds Werk ist ein work in progress und kein geschlossenes System. Seine eigene Lektüremethode - den »Erzählungen« verstehend und analysierend zu begegnen - versteht Gerhard Zenaty als close reading und unterzieht Freud dieser Überzeugung folgend einer Relektüre.

Gerhard Zenaty (Dr. phil.) ist Psychoanalytiker und war von 1992 bis 2017 Professor für Geschichte, Politische Bildung und Ethik an der Pädagogischen Hochschule in Linz. Neben der Mitherausgeberschaft der Zeitschrift »texte. psychoanalyse, ästhetik, kulturkritik« publiziert er zur freudschen und lacanschen Psychoanalyse, zur Kulturtheorie und zur Philosophie.
Rezension
Wer und welche der unterschiedlichen psychoanalytischen Richtungen liest Freud ›richtig‹? Wo wird Freud mehr entstellt als rekonstruiert? Diesem Dilemma, wonach jede Lektüre zu einer neuen Perspektive auf ›die Psychoanalyse‹ führt, stellt der Autor den methodischen Weg des ›close reading‹ und einem Zurück zu Freuds Texten entgegen. Ziel ist, die manifesten und latenten Konflikte, die Freuds Thesen bis heute bewirkten, dadurch zu ›lösen‹, dass wir Einsicht in diese komplexe Wirkungsgeschichte nehmen. Das Buch unterstellt der aktuellen Freud-Forschung eine Art von kurzschlüssigem ›Biographismus‹: Der Nachweis einer persönlichen, möglicherweise unbewussten Identifizierung Freuds etwa mit der Person des Moses erübrigt nicht eine differenzierte Auseinandersetzung mit seinen zentralen theoretischen Annahmen.

Dieter Bach, lehrerbibliothek.de
Verlagsinfo
Schlagworte:
Sigmund Freud, Diskurs, Psychoanalyse, Kulturtheorie, Michel Foucault, Denken, Moderne, Bewusstsein, Psychologie, Sozialpsychologie, Kulturwissenschaft

Inhaltsverzeichnis
Einführung: Sigmund Freud lesen 9

Studien über Hysterie – wie Freud auf die Hysterie kam

Vorgeschichte 15
Die Schule des Physikalismus 15
Charcot und die Hysterie 17
Freud und Breuer 18
Von Anna O. zu Bertha Pappenheim 20
Der Text 20
Zusammenfassung 37

Der Entwurf: Das Scheitern einer naturwissenschaftlichen Psychologie als Basis für die Erfindung der Psychoanalyse

Einleitung 39
Aufbau und Funktionieren des »Apparats« 41
Die Einführung des »Ich«, das »Befriedigungserlebnis« und seine Folgen 43
Das »hysterische proton pseudos«, die Selbsttäuschung des Ich 45
Die Entdeckung des Sprachwesens 47
Zusammenfassung 48

Mit der Selbstanalyse zur Traumdeutung und zur Geburt der Psychoanalyse

Der Vorbericht: Freuds Selbstanalyse, seine Beziehung zu Fließ und seine theoretische Entwicklung in den Jahren 1895 bis 1899 51
Die Aufgabe der Verführungstheorie und die Entdeckung des Ödipuskomplexes 53
Wie Freud zum Traum kommt 57
Das »Jahrhundert«-Werk: der Text der Traumdeutung 58
Wie weiter? Zur Resonanz der Traumdeutung und Freuds nächsten Plänen 80
Der Stellenwert der Traumdeutung im Rückblick: Freuds Revision der Traumlehre von 1932 83
Zusammenfassung 84

Das Paradigma der Psychosexualität – das Zentrum der freudschen Psychoanalyse

Freuds Jahre zwischen der Veröffentlichung der »Traumdeutung« und der Fertigstellung der »Drei Abhandlungen zur Sexualtheorie«: Ausklang eines Wunder-Jahrzehnts 87
Eine kurze Vorgeschichte: Freuds Sexualtheorie als Manifest der ersten sexuellen Revolution 90
Die Drei Abhandlungen zur Sexualtheorie – ein Text mit mehreren Überarbeitungen und multiplen Deutungsmöglichkeiten 92
Zusammenfassung 114

Zur Einführung des Narzißmus: Ein Wendepunkt in Freuds Denken und Auslöser für eine kontroverse Debatte bis heute

Die Ausgangslage: Freuds Entwicklung zwischen 1905 und 1914 – die Kontroversen mit Alfred Adler und Carl Gustav Jung 121
Freud auf dem Weg zu seinem Narzissmus-Konzept: ein Spiegel seiner diesbezüglichen Schriften vor 1914 126
Zur Einführung des Narzißmus (1914) 131
Weiterführung des Narzissmus-Konzepts in Freuds Schriften nach 1914 143
Anmerkungen zur Wirkungsgeschichte von Freuds Narzissmustheorie 150
Zusammenfassung 153

Technik oder Ethik? Freuds Schriften zur Behandlungspraxis

Einleitung 155
Freuds frühe technische Beiträge (1890 – 1905) 157
Der große Wurf? Die behandlungstechnischen Schriften zwischen 1911 und 1915 163
Freuds spätere Bemerkungen und Schriften zur »Technik« 177
Zusammenfassung 188

Die Fallgeschichten, die wie Novellen zu lesen sind

Einleitung 191
Dora: ein exemplarisches Scheitern? Jedenfalls eine verstörende Fallgeschichte 192
Der »kleine Hans« – die erste erfolgreiche Kinderanalyse 205
Der »Rattenmann« – Freud er-findet die Zwangsneurose 216
Der Fall Schreber – Freuds Zugang zur Psychose 230
Der Wolfsmann und die Frage der Urszene 244
Ein Resümee: Wie lesen wir »Fallgeschichten«? 255

Jenseits des Lustprinzips – ein Gründertext und seine Folgen

Zur Vorgeschichte: Der Erste Weltkrieg, das verworfene Projekt einer Metapsychologie, das Thema des Todes und andere Vorahnungen 259
Jenseits des Lustprinzips – ein Text mit großen Folgen 265
Eine neue Strukturtheorie und die Weiterführung der neuen Trieblehre 288
Resonanzen, Kommentare und Weiterentwicklungen 301
Zusammenfassung 306

Freuds Projekt einer Kulturtheorie

Freuds Schriften zur Kultur – Addendum oder immanenter Teil der Psychoanalyse? 309
Freuds wichtigste Texte zur Kultur und deren Diskussion und Rezeption 312
Resümee 355

Literaturverzeichnis 360

Freuds Schriften 361
Freud-Biographien, Gesamtdarstellungen 365
Literatur zu den einzelnen Kapiteln 366