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Rückkehr der Religion Glaube, Gott und Kirche neu verstehen
Rückkehr der Religion
Glaube, Gott und Kirche neu verstehen




Joachim Kunstmann

Gütersloher Verlagshaus
EAN: 9783579080369 (ISBN: 3-579-08036-9)
320 Seiten, Festeinband mit Schutzumschlag, 14 x 22cm, 2010

EUR 24,95
alle Angaben ohne Gewähr

Umschlagtext
Gegen Langeweile und Belanglosigkeit

Die präzise und klare Vision eines religiös erneuerten Christentums



Joachim Kunstmanns Buch ist Abrechung und Appell zugleich. Er macht Schluss mit betulichen Beschönigungen oder larmoyanten Sehnsüchten nach der guten alten Zeit der Volkskirche und benennt das Elend in Kirche und Christentum: die Distanz der Menschen zur Kirche und ihren Traditionen, die kultische Belanglosigkeit der Gottesdienste, die Unverständlichkeit der Sprache, die Überforderung der Pfarrerinnen und Pfarrer und die Leblosigkeit der Gemeinden.



Seine zentrale These: Die Kirche ist religiös inkompetent!



Ist das zu ändern? Ja, wenn die Kirche endlich ernst nimmt, dass das Christentum eine Religion ist und dass von ihr nicht politische, soziale oder moralische, sondern religiöse Kompetenzen erwartet werden! Es geht darum, Erfahrung des Heiligen zu ermöglichen, die Lebensthemen der Menschen ins Zentrum zu rücken und Religiosität zu entwickeln statt Glauben zu fordern.



Dieses Buch erschüttert, weil es ehrlich ist, und es macht Hoffnung, weil es die Vision eines erneuerten Christentums auf mitreißend neue Weise zur Geltung bringt.



Joachim Kunstmann, geb. 1961, ist Professor für Religionspädagogik an der Pädagogischen Hochschule Weingarten; über seine Arbeit schreibt er: „Die Geistes- und Kulturgeschichte des Abendlandes hat mich schon immer fasziniert. Minnesang, Mystik, Luther, Ketzergestalten wie Abélard, Pascal, Lessing und Dostoijewski, schließlich Nietzsche als Mensch und Philosoph, dazu Literatur und Musik - das alles schien mir immer wenig mehr als ein assoziatives Sammelbecken von guten Ideen. Die Frage allerdings, die mich dabei immer mehr beschäftigt, ist: wie lässt sich mit diesem Kulturgut heute leben? Welche Impulse und Orientierungen gibt vor allem die christliche Tradition für das moderne Leben? Dass man Religion und Profankultur da oft kaum voneinander trennen kann, ist mir längst deutlich geworden. Darum interessieren mich heute auch Psychoanalyse und andere therapeutische Konzepte, Philosophie, Soziologie und Hirnforschung.“
Rezension
Die Volkskirche ist am Ende - das ist der klare Befund einer kritischen Bestandsaufnahme des gegenwärtigen Zustands von Christentum und Kirche(n) in der Gesellschaft. Der Weingartener ev. Religionspädagoge Joachim Kunstmann rechnet zugleich mit dem volkskirchlichen Christentum ab und versucht es in anderer Form zu erneuern, indem er die religiöse Kompetenz des Christentums und der Kirche(n) erneuern möchte. Das alles geschieht in deutlicher Anlehnung an die liberale Theologie Schleiermacherscher Prägung: nicht politische, soziale oder moralische, sondern religiöse Kompetenzen fordert der Verfasser, nicht dogmatischer Glaube, sondern religiöses Gefühl, Erfahrungen des Heiligen statt sozial-politischer Programme ... - Ob dieses Konzept aufgehen kann? Oder ob es genauso renovierungsbedürftig ist wie der gegenwärtige Zustand von Christentum und Kirche in unserer Gesellschaft? Immerhin: ein provokatives und vielleicht sogar fruchtbares Plädoyer!

Gerd Buschmann, lehrerbibliothek.de
Verlagsinfo
Ein mitreißendes Plädoyer für mehr religiöse Kompetenz in der Kirche
Die klare Vision eines religiös erneuerten Christentums
Inhaltsverzeichnis
Vorwort 9

1. Das Christentum neu verstehen
Eine Einladung 11

2. Resonanz und Leere
Religion, Christentum und modernes Leben 22

2.1 Was ist Religion? 24
2.2 Wiederkehr und Verschwinden der Religion 42
2.3 Ein altes Märchen, das nicht weiterhilft? 48
2.4 Warum wir eine kluge Religion brauchen 60

3. Religiöser Inspirationsmangel?
Warum ein religionsloses Christentum nicht mehr interessiert 83

3.1 Ein fragwürdiges religiöses Selbstverständnis 86
3.2 Religionsferne kirchliche Routine 106
3.3 Abwertung freier Religiosität 115

4. Normierter Glaube – ein notwendiger Rückblick
Warum Dogma, Bekenntnis und Institution im Christentum dominieren 123

4.1 Christus statt Jesus 128
4.2 Kirchen-Christentum 139
4.3 Glaube als Lehre und Norm 149
4.4 Glaubens- und Willens-Zwang 165

5. Umkehr zur Religion
Die heilsame Religion des Jesus ist Quelle und Kern des Christentums 176

5.1 Die Religion des Jesus von Nazareth 179
5.2 Heil und Heilung 201
5.3 Sklerotisierung – und kein Mut zur Umkehr? 215

6. NotwendigeWandlungen
Ein religiöses Verständnis des Christentums 222

6.1 Abschied von der Norm 225
6.2 Gott in allen Dingen sehen 241
6.3 Erlösung von der Erlösung 257
6.4 Der Mensch zwischen Sünde und Gnade 270

7. Religiöses Leben
Wie eine attraktive christliche Religionspraxis aussehen könnte 281

7.1 Religiöse Darstellung 284
7.2 Religiöse Kommunikation 293
7.3 Gottes-Bewusstsein und Liebe zum Leben 302

Literatur 311


Leseprobe:

Vorwort
Das vorliegende Buch versucht, zu einem neuen Verstehen des Christentums
zu gelangen. Es stellt daher eingespielte kirchliche und theologische
Selbstverständlichkeiten in Frage. Es geht von der Annahme
aus: Das Christentum ist eine religions-kritische Religion, im Sinne
eines permanenten Einspruchs gegen alle Vermittlungsformen, die sich
zwischen Gott und den Mensch stellen.
Ich meine: gerade darin ist es eine kluge und wahre, weil auf das
Leben bezogene Religion. Kirche, Theologie und Glaube können niemals
Selbstzweck sein, der Satz »außerhalb der Kirche kein Heil« ist
nicht nur religiös anmaßend, sondern unchristlich. Wollte die Kirche
diese Überlegungen, die zum Urbestand christlicher Einsicht gehören,
ernst nehmen, wäre ihr ein »Ruck in den Köpfen« abverlangt, der in die
Wurzeln ginge.
Ich bin davon überzeugt, dass ein solcherWandel im Verstehen angesichts
des veränderten Bewusstseins überfällig und eine Frage des
kirchlichen Überlebens geworden ist. Ebenso überzeugt bin ich davon,
dass es für die Schattenseiten des modernen Lebens nichts Hilfreicheres
gibt als die oft kaum noch verständlichen Einsichten und Orientierungen
der christlichen Religion.
Dankbar bin ich den vielen Menschen, die sich mit dem Christentum
beschäftigen, sich auf es einlassen und ihre Erfahrungen mit ihm
weitergeben. Dann danke ich denen, die mich begleitet haben. Zunächst
dem Verlagslektor Diedrich Steen. Seine kluge, umsichtige und
engagierte Begleitung des Buches hat gut getan und inspiriert; das zu
sagen, ist mir mehr als eine Formalität. Ein herzlicher Dank geht an PD
Dr. Johannes Schwanke für theologisches Gespräch und viele ebenso
kritische wie kluge Rückmeldungen und Hinweise; an PD Dr. Ingo
Reuter für seine skeptisch-konstruktiven Rückfragen und Anregungen;
an Ruthild und Matthias Kunstmann für kritische Lektüre des Manuskripts.
Der größte, schwer auszusprechende Dank gilt meiner Frau Sylvia
und meinen Kindern. Das Buch verdankt so manches schließlich
dem Blick auf den Altdorfer Wald und die Ostsee, die mich auf ihre
Weise über die religiöse Tiefe des Lebens belehren.

Im Oktober 2009 Joachim Kunstmann