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Revier
Matthias Jung
Verlag Kettler
EAN: 9783862069699 (ISBN: 3-86206-969-9)
148 Seiten, hardcover, 25 x 31cm, April, 2022
EUR 42,00 alle Angaben ohne Gewähr
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Rezension
Jede industrielle Entwicklung hinterlässt Spuren. Das trifft sicher in besonderem Maße auf die Braunkohleförderung im rheinischen Braunkohlerevier westlich von Köln zu. Der Fotograf Matthias Jung hat sich in den Jahren 2011-2021 immer wieder mit seiner Kamera auf den Weg gemacht, um Orte und Menschen dieses Reviers abzulichten. Der vorliegende Bildband gibt nun ein beeindruckendes Zeugnis dieser langjährigen Arbeit. Die großen Farbfotografien zeigen z.B. Menschen in dörflichen Strukturen, die kurz vor der Auflösung stehen, bereits verlassene Häuser und Kirchen, aber auch archäologische Zeugnisse (ein Mammutzahn!) oder Erinnerungsstücke. Es gelingt Matthias Jung gelingt es schön, die Einzelarbeiten zu einem Band zusammenzufassen - die Fotografien lassen sich als neuere Geschichte des Braunkohletagebaus lesen, dazu gehören auch die in allerjüngster Zeit aufgekeimten starken Proteste gegen diese Form der Energiegewinnung. Die gravierende Umformung dieser Landschaft erfährt durch diesen Band eine gehaltvolle Form der Dokumentation, die z.B. für den Geographieunterricht oder als Ideensammlung für eine Foto-AG im Schulbereich zielführend eingesetzt werden kann.
J. Groß, www.lbib.de
Verlagsinfo
Europas größtes Braunkohlegebiet liegt im äußersten Westen Deutschlands, zwischen Köln, Aachen und Mönchengladbach. Angesichts der gigantischen klimatischen Umbrüche wirkt es fast anachronistisch, dass sich Tag für Tag noch immer ein riesiger Schaufelradbagger durch das Erdreich wühlt und eine immer größer werdende Wunde in die Landschaft reißt. Dem schier endlosen Bedarf an Energie sind bereits Dutzende Ortschaften, Dörfer und Kleinstädte zum Opfer gefallen. 50.000 Menschen wurden von Kraftwerksbetreiber und Landesregierung umgesiedelt oder flohen aus eigenem Antrieb.
Der Fotograf Matthias Jung reist seit über zehn Jahren immer wieder in das Rheinische Braunkohlerevier. Mit seiner Kamera hat er dabei nicht nur die dystopische Neuformierung der Landschaft dokumentiert, sondern vor allem die Menschen und Schicksale dahinter: Umweltaktivisten und Waldbesetzer, die Rheinische Kartoffelkönigin und das Maipaar, Bürgerbeirat und Schützenverein.
Den zahlreichen Porträts stellt Jung Aufnahmen von Objekten zur Seite, die wie die Menschen in ein neues Zuhause umziehen mussten. Wie archäologische Fundstücke erzählen sie von einem Leben, das droht, in Vergessenheit zu geraten. |
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