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Retten uns die Phänomene? Lehren und Lernen im Zeitalter der Digitalisierung
Retten uns die Phänomene?
Lehren und Lernen im Zeitalter der Digitalisierung




Lutz-Helmut Schoen, Johannes Grebe-Ellis (Hrsg.)

Reihe: Phänomenologie in der Naturwissenschaft


Logos Verlag Berlin
EAN: 9783832550127 (ISBN: 3-8325-5012-7)
206 Seiten, kartoniert, 17 x 24cm, Januar, 2019

EUR 46,00
alle Angaben ohne Gewähr

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Umschlagtext
Muss die globale und jederzeitige Verfügbarkeit des Wissens, muss die sogenannte Digitalisierung das Lernen in der Schule nicht fundamental ändern? Wenn statt der konkreten Dinge immer häufiger der Computer zu den Lernenden spricht, muss dann der Unterricht nicht nachhaltig anders werden? Brauchen wir nicht möglicherweise als komplementäres Element zur vom Computer präsentierten Welt die unmittelbare Erfahrung, die leibliche Begegnung mit den widerständigen Dingen und die rationale Auseinandersetzung mit Fiktion und Realität? Und muss nicht die Schule angesichts dieser omnipräsenten virtuellen Medienwelt eben solche unmittelbaren Erfahrungen gezielt ermöglichen und offensiv provozieren? Diese Fragen standen im Zentrum eines fächerübergreifenden Symposiums an der Universität Wien, dessen Titel inspiriert war durch Martin Wagenscheins Aufruf "Rettet die Phänomene!" aus dem Jahr 1972.

Mit diesem Tagungsband werden die Plenarvorträge u.a. der Erziehungswissenschaftlerin und Philosophin Käte Meyer-Drawe, die fachbezogenen und fachdidaktischen Referate und die Berichte der Arbeitsgruppen vorgelegt sowie die vielfältigen kleinen phänomenologischen Impulse dokumentiert.
Rezension
Dieser Tagungsband präsentiert 23 sehr unterschiedliche Beiträge zur Phänomenologie des Lernens. Titelgebender Hintergrund ist ein Vortrag des Physikers Martin Wagenschein ("Rettet die Phänomene!") aus dem Jahr 1972, der bereits damals die Verdrängung phänomenologischer Ansätze im Physikunterricht durch formellastige Rechnungen aufgezeigt hat. Heute ist dieser Gegensatz weniger zwischen abstraktem Formelwissen und den Phänomenen zu suchen als vielmehr zwischen der digitalisierten, virtuellen Welt und der Realitätsebene.
Es widmen sich Menschen aus Wissenschaft und Schulpraxis unterschiedlicher Disziplinen (u.a. aus Mathematik, Physik, Germanistik, Linguistik, Geschichtswissenschaft) dieser Thematik und zeigen teils an Unterrichtsbeispielen phänomenologische Zugänge zum Lernen, fassen teils aber auch Ergebnisse einzelner Arbeitsgruppen zusammen.
Herausgegriffen sein ein Text dieses Bandes, der für Kolleginnen und Kollegen jedweder Fachrichtung lohnend ist: Der einleitende Beitrag "Im Netz" der Bochumer Erziehungswissenschaftlerin Käte Meyer-Drawe (S.13-23), in welchem das Lernen "als Erfahrung" (S.18) und eben nicht "als bloße Fortsetzung der Techniken von Informationsvermittlungen" (ebd.) thematisiert wird. Das heute omnipräsente "Netz" habe, so Meyer-Drawe, eben nicht nur die Konnotation der Vernetzung und der ständigen Kommunikationsmöglichkeit, sondern auf anderer Ebene auch die Bedeutung der Auslieferung, der Gefangenschaft und der Ohnmacht (S.13).
Die übrigen Beiträge kommen, wie oben bereits angedeutet, aus unterschiedlichen Fachrichtungen und werden so vermutlich eine kleinere Teilgruppe der Kolleginnen und Kollegen ansprechen. Gleichwohl ist jeder Beitrag auch ohne explizite Fachexpertise verständlich und kann für Horizonterweiterungen sorgen. Für sofortige Durchführung in der Schule eignen sich zum Beispiel die "Integrativen Outdoor-Aktivitäten", die Markus Gutmann (S.167-177) vorstellt oder im Mathematikunterricht das Lehrstück zum Satz des Pythagoras von Mario Gerwig (S.153-159).
Alle Beiträge dieses gut redigierten Bandes sind mit reichlichen Literaturangaben versehen und regen damit zum Weiterforschen und Nachdenken an.
Retten uns also die Phänomene? Durch die Lektüre des Bandes kann jeder von uns der Antwort ein Stück näher kommen!

J. Groß, www.lehrerbibliothek.de
Inhaltsverzeichnis
Vorwort
Inhalt
LUTZ-HELMUT SCHÖN & SUSANNE LESK
Idee und Zielsetzung des Symposiums: „Retten uns die Phänomene?“ – Lehren und Lernen im Zeitalter der Digitalisierung
KÄTE MEYER-DRAWE
Im Netz: Lernen in einer digitalisierten Welt
MARJO KYLLÖNEN
Education for the future – Phenomenon based learning as a tool to promote 21st century skills
ULRICH KORTENKAMP
Digitalisierung: Untergang der Phänomene oder eine Chance für Magie?
MARIO GERWIG & ULRICH KORTENKAMP
Eigenverantwortung statt Hierarchie: Der Einsatz digitaler Medien im Mathematikunterricht kann nur situationsbezogen beurteilt werden
MARC MÜLLER
Phänomen und Praktik: Kriterien zur Ergänzung phänomenbasierten NaWi-Unterrichts durch digitale Medien
BENJAMIN WALLNER
Protokoll der Arbeitsgruppe Naturwissenschaften
GEORG GOMBOS
Mehrsprachigkeit, Translanguaging und Phänomenologie – erste Überlegungen
EVA VETTER & DENIS WEGER
Einblick in die Sektion „Fremde und andere Sprachen“
VOLKER FREDERKING
Phänomenbasierte fachliche Bildung im Zeichen der Digitalisierung am Beispiel des Faches Deutsch
STEFAN KRAMMER & MATTHIAS LEICHTFRIED
Die Phänomene der Digitalisierung im Deutschunterricht
THOMAS HELLMUTH & CHRISTINE OTTNER-DIESENBERGER
Phänomenologische Geschichtsdidaktik und digitales Lernen? Theoretische und praxisbezogene Überlegungen
ROBERT SCHELANDER
Mit (religiösen) Objekten unterrichten
PAUL GEORG GEIß
Protokoll der Arbeitsgruppe Religion
JOSEF BUCHNER
Workshop: Geschichte erleben mit Augmented und Virtual Reality
MARC EYER & HANS CHRISTOPH BERG
Workshop: „Am Anfang brauchen wir ein erstaunliches Phänomen, ein sonderbares...“
AURORA FLORIDIA
Workshop: “Sich selbst eine Stimme in der Fremdsprache geben” – Wege zum kommunikativen Sprachunterricht – Erlebnisorientierte Einführung in die PDL Methode
MARIO GERWIG
Workshop: Begegnung mit dem Beweisen. Ein kulturell passender Mathematikunterricht zum Satz des Pythagoras
HUBERT GRUBER
Workshop: Lehren und Lernen in musikalischen Begegnungs- und Beziehungsräumen
MARKUS GUTMANN
Workshop: Integrative Outdoor-Aktivitäten® – Der Weg hinaus
SUSANNE MITTERHUBER
Workshop: Der leere Raum
STEPHAN SCHMIDLIN
Workshop: Die Zeitung in der Schule Mit dem Lehrstück „Unsere Abendzeitung“ phänomenbasiert unterrichten
ANNA WALCHER
Workshop: Capoeira – eine brasilianische Kampfkunst
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