|
Religionsunterricht und Reformpädagogik
Otto Eberhards Beitrag zur Religionspädagogik in der Weimarer Republik
Jugend Religion Unterricht Band 10, Beiträge zu einer dialogischen Religionspädagogik
Kristian K. Kronhagel
Waxmann
EAN: 9783830913719 (ISBN: 3-8309-1371-0)
452 Seiten, 17 x 24cm, 2004
EUR 24,90 alle Angaben ohne Gewähr
|
|
Umschlagtext
In diesem Buch wird das Lebenswerk des Religionspädagogen Otto Eberhard (1875–1966) vorgestellt und analysiert. Eberhard war der Wortführer für einen reformpädagogisch ausgerichteten Religionsunterricht in der Weimarer Republik und prägte dieses Fach, nachdem der Parteienstreit 1918/19 durch einen Verfassungskompromiss beigelegt worden war. Besonders seine in kritischer Auseinandersetzung mit der offiziell befürworteten Schulreform konzipierten Stundenentwürfe zum >arbeitsschulmäßigem Religionsunterricht< betonen die zentrale Bedeutung schülerzentrierter Arbeits- und Sozialformen, die seine >lebensweltbezogenen< Ansätze in direkte Beziehung zu aktuellen religionspädagogischen Modellen setzen. Für den gegenwärtigen Religionsunterricht, der sich abermals in einer Phase der Neuorientierung und des Umbruchs befindet, lassen sich wichtige Erkenntnisse für grundlegende Fragestellungen gewinnen.
Dr. Kristian Klaus Kronhagel, geb. 1970, Studium der Theologie, Geschichte, Politik und Erziehungswissenschaft an der Universität Hamburg. 2000–2003 Promotion zum Thema >Religionspädagogik in der Weimarer Republik< an der Universität Hamburg. Seit 2004 Assessor d. L. am Gymnasium Hankensbüttel/Landkreis Gifhorn (Niedersachsen) für die Fächer Geschichte, ev. Religionslehre und Polotik.
Rezension
„Religion ist persönliche Angelegenheit und Sache der religiösen Gemeinschaft. Darum wird die vollständige Trennung von Staat und Kirche ein oberster Grundsatz sein.“ Dieses Verdikt des preußischen Kultusministers Adolf Hofman von 1918 und die daraus folgenden Richtlinien seines Ministeriums - „Die Einführung eines konfessionslosen Moralunterrichts wird vorbereitet“ - gleichen den jüngsten Beschlüssen des Berliner Senats zum Religionsunterricht bis in den Wortlaut. Wie jener heute, wandte sich die damalige preußische Landesregierung, eine Koalition aus SPD und USPD, massiv gegen den Einfluss der Kirchen in allen Bereichen des staatlichen und gesellschaftlichen Lebens. Die Trennung von Staat und Kirche wurde in der Weimarer Verfassung vollzogen. Für die Religionspädagogik bedeuteten die veränderten Rahmenbedingungen die Notwendigkeit, sich konstruktiv mit der angestrebten Schulreform auseinanderzusetzen. Sie trat in einen Dialog mit der Reformpädagogik. Die augenfälligen historischen Parallelen machen die Lektüre der Dissertation von Klaus Kronhagel nicht nur für Religionspädagogen interessant. Das Buch bietet eine Fülle von Informationen über die Schulreformen der Weimarer Republik. Die Religionspädagogik erfuhr in dieser Zeit wichtige Neuerungen, einer ihrer herausragenden Vertreter war der spätere Schulrat Otto Eberhard (1875- 1966). Er trat für die christliche Schule ein und unternahm den ersten umfassenden Versuch, die reformdidaktischen Methoden der „Arbeitsschule“ mit einem bekenntnisgemäßen Unterricht zu verbinden. Der Autor schildert ausführlich die juristischen, pädagogischen und politischen Hintergründe der Weimarer Republik, die eine reformpädagogische Erneuerung des Religionsunterrichts erforderlich machten. Die Rekonstruktion von Aspekten des Unterrichtsalltags anhand ausgewählter Stundenbilder und Gesprächsprotokolle geben einen authentischen Einblick in die damaligen Arbeits- und Sozialformen.
Günther Maschke, lehrerbibliothek.de
Verlagsinfo
In diesem Buch wird das Lebenswerk des Religionspädagogen Otto Eberhard (1875–1966) vorgestellt und analysiert. Eberhard war der Wortführer für einen reformpädagogisch ausgerichteten Religionsunterricht in der Weimarer Republik und prägte dieses Fach, nachdem der Parteienstreit 1918/19 durch einen Verfassungskompromiss beigelegt worden war. Besonders seine in kritischer Auseinandersetzung mit der offiziell befürworteten Schulreform konzipierten Stundenentwürfe zum "arbeitsschulmäßigem Religionsunterricht" betonen die zentrale Bedeutung schülerzentrierter Arbeits- und Sozialformen, die seine "lebensweltbezogenen" Ansätze in direkte Beziehung zu aktuellen religionspädagogischen Modellen setzen. Für den gegenwärtigen Religionsunterricht, der sich abermals in einer Phase der Neuorientierung und des Umbruchs befindet, lassen sich wichtige Erkenntnisse für grundlegende Fragestellungen gewinnen.
Autoreninfo
Dr. Kristian Klaus Kronhagel, geb. 1970, Studium der Theologie, Geschichte, Politik und Erziehungswissenschaft an der Universität Hamburg. 2000–2003 Promotion zum Thema "Religionspädagogik in der Weimarer Republik" an der Universität Hamburg. Seit 2004 Assessor d. L. am Gymnasium Hankensbüttel/Landkreis Gifhorn (Niedersachsen) für die Fächer Geschichte, ev. Religionslehre und Politik.
Pressestimmen
Für den gegenwärtigen Religionsunterricht, der sich abermals in einer Phase der Neuorientierung und des Umbruchs befindet, lassen sich wichtige Erkenntnisse für grundlegende Fragestellungen gewinnen.
Aus: Zeitschrift für Erlebnispädagogik. H. 12/2004. S. 55.
Die sich eher auf vorhandene Forschungen stützenden, diese aber kundig verarbeitenden Abschnitte […] füllen insofern auch eine Lücke in der Geschichte der R[eligions]P[ädagogik] aus […]. Diese Anfragen hindern mich aber nicht, dem Vf. ein großes Lob für seine Arbeit auszusprechen. er hat es verdient!
Karl Dienst in: IBW-Journal. Zeitschrift des Deutschen Instituts für Bildung und Wissen, 1/2005, S.28
Inhaltsverzeichnis
Vorwort
1. Einleitungsteil 1
1. Einleitung 13
1.1 Thematischer Rahmen
1.2 Thema und Zielsetzung der Arbeit 14
1.3 Forschungsstand 14
1.3.1 Zum Religionsunterricht in der Weimarer Republik im Allgemeinen 14
1.3.2 Zu Otto Eberhard als Exponenten der Religionspädagogik in der Weimarer Republik 15
1.3.3 Zur Korrelation von Reforrnpädagogik und Religionspädagogik 17
1.3.4 Historische Unterrichtsforschung als neuer Zweig der Religionspädagogik 20
1.4 Forschungsvorhaben: Schwerpunkte und wissenschaftlicher Ertrag der Arbeit 23
1.5 Quellen- und Archivbestände sowie methodisches Vorgehen 24
1.5.1 Gedruckte Quellen 24
1.5.2 Nachlass Otto Eberhard — Erlangen 25
1.5.3 Weitere Bestände 27
1.5.4 Methodische Vorgehensweise 28
1.6 Aufbau der Arbeit 29
2. Staat, Kirche und Religionsunterricht in der Weimarer Republik 30
2.0 Einleitung 30
2.1 Die Krise der Evangelischen Kirche zu Beginn der Weimarer Republik 1918/19 31
2.2 Die innenpolitische Lage 1918/19
2.3 Haltung der Parteien gegenüber Kirche und Religionsunterricht im Vorfeld der
Verfassunggebenden Nationalversammlung 36
2.3.1 Die Ausgangslage in Preußen gegen Ende des Kaiserreichs 1917/18 36
2.3.2. Die Auseinandersetzung in Preußen um Religionsunterricht und konfessionelle
Erziehung im Winter 1918/19 45
2.4 Verfassungsrechtliche Bedeutung von Art. 149 RV (Religionsunterricht) und die Weimarer
Schulkompromisse 57
2.4.0 Kritische Bewertung durch Konrad Haenisch 58
2.4.1 Weimarer Schulkompromisse 59
2.5 Die Bedeutung des Religionsunterrichts in Reich und Ländern 1920-33 65
2.6 Exkurs: Evangelischer Religionsunterricht am Beispiel der preussischen Lehrpläne;
Evangelischer Religionsunterricht an der Höheren Schule 79
3 Arbeitsschule und Bildungsreform 86
3.0 Einleitung 86
3.1 Die Wurzeln der Reformpädagogik bis 1914 88
3.1.1 Jugendbewegung: Der Wert der unmittelbaren Anschauung 88
3.1.2 Kunsterziehungsbewegung: Ihr Beitrag zur Persönlichkeitsbildung 92
3.1.3 "Pädagogik vom Kinde aus" 93
3.2 Arbeitsschule und Bildungsreform 95
3.2.2 Der Arbeitsschulgedanke hei Kerschensteiner 96
3.2.3 Der Arbeitsschulgedanke bei Gaudig 100
3.2.4 Politische Pädagogik: Freie Volkshochschularbeit bei Adolf Reichwein 103
4. Weltliche oder religiöse Erziehung? Die Auseinandersetzung um die Bedeutung des
Religionsunterrichts im Kontext reformpädagogischer Positionen 109
4.0 Einleitung 109
4.1 Die Frage des Religionsunterrichts und der weltlichen Schule auf der Reichsschulkonferenz
1920 111
4.2.1 Rahmenbedingungen für den Hamburger Religionsunterricht im Kaiserreich bis 1914 117
4.2.2 Die Auseinandersetzung innerhalb der „Gesellschaft" 1 19
4.2.4 Paulsens Position in der Weimarer Republik 124
4.2.5 Bewertung 127
4.3 Hugo Gaudig: Reformpädagogische Würdigung des Religionsunterrichts 129
4.3.1 Das Verhältnis von Schule und Glaubensgemeinschaften im Bereich der konfessionellen
Erziehung 129
4.3.2 Persönlichkeitserziehung und Religionsunterricht 134
4.4 Systematischer Ertrag 140
11. Hauptteil 143
5. Religionsunterricht im Spannungsfeld zwischen Bildungsreform und Arbeitsschule – Der
religionspädagogische Ansatz Otto Eberhards 145
5.0 Einleitung 145
5.1 Liberale Religionspädagogik im späten Kaiserreich 147
5.2 „Deutsch-Völkische” Religionspädagogik 156
5.3.2 Krise des kaiserzeitlichen Religionsunterrichts 169
5.3.3 Bewertung der liberalen Religionspädagogik durch Otto Eberhard 1903-1918 175
5.3.4 Briefwechsel mit Friedrich Niebergall: Gemeinsame Strategien zum Erhalt des
Religionsunterrichts bei der Wende vom Kaiserreich zur Republik 182
5.3.5 Bewertung 190
5.3.6 Reformpädagogische Elemente 191
5.3.7 Systematischer Ertrag 193
5.4 Religionspädagogik im Umbruch: Otto Eberhards Auseinandersetzung mit dem
Arbeitsschulprinzip in der frühen Weimarer Republik 1919-23 194
5.4.1 Der Umbruch aus der Sicht von Otto Eberhard: Einsichten und Konsequenzen 196
5.4.2 Kritische Würdigung der Arbeitspädagogik durch Otto Eberhard 198
5.4.3 Gesellschaftspolitische Dimension 204
5.4.4 Eberhards Verhältnis zur „deutsch-völkischen Religionspädagogik” 208
5.4.5 Otto Eberhard als Schulleiter einer Reformschule in der Weimarer Republik 1923-27 211
5.4.6 Systematischer Ertrag 215
5.5 Kritik Otto Eberhards an der offiziellen Schulreform 217
5.5.1 Evangelische Erziehungsschule (1923) 219
5.5.2 Problemfall „weltliche Schule” – Otto Eberhards Stellungnahme 226
5.6. Didaktische und methodische Grundlagen des „Arbeitsschulmäßigen Religionsunterrichts”
1924/26 240
5.6.1 Religions- und Arbeitspädagogik im Diskurs 242
5.6.2 Programmatische Leitlinien des „arbeitsschulmäßigen Religionsunterrichts” 253
5.7 Systematischer Ertrag 266
5.8 Ein weiterer Beitrag zur offiziellen Schulreform: Otto Eberhards Vortragswesen in der
Weimarer Republik 268
6. Analyse des „Arbeitsschulmäßigen Religionsunterrichts” anhand ausgewählter Stundenbilder 279
6.0 Neue Veröffentlichungen zur praktischen Umsetzung des „arbeitsschulmäßigen Religionsunterrichts” 279
6.0.1 Entstehungsgeschichte der Bände zum „Arbeitsschulmäßigen Religionsunterricht 1923-
1925 281
6.0.2 Quellenkritische und methodischeVorbemerkungen 291
6.0.3 Thematische Oberbegriffe 294
6.0.4 Leitfragen
6.1 Religionsunterricht in der Grundschule 296
6.1.1 Rahmenbedingungen 296
6.1.2 Stundenbild: Der zwölfjährige Jesus im Tempel. Gesamtunterricht: Grundschule, erste
Klasse von Clara Paasch 298
6.2 Kirchenjahr und Glaubensfeste — Religion als sinnliche und erfahrbare Erscheinung am
Beispiel des Weihnachtsfestes 306
6.2.1 Kirchenjahr und Religionsunterricht 306
6.2.2 Stundenbild: Vorbereitung des Weihnachtsfestes als Bestandteil der manuellen Erziehung
in Kooperation mit dem Religionsunterricht 313
Schülerarbeiten 315
6.2.3 Das „Heilige Spiel” zu Weihnachten – Kunstunterricht und Religionspädagogik in einem
fächerübergreifenden Arbeitsansatz (Lyzeum, Klassen 5-9) 318
6.3 Heimatkundlicher Religionsunterricht 325
6.3.1 Das heimatkundliche Prinzip 325
6.3.2 Offizielle Vorgaben für den heimatkundlichen Religionsunterricht 326
6.3.3 Stellungnahme Otto Eberhards 327
6.3.4 Bewertung 328
6.3.5 Von der staatlichen „Heimatkunde” zum „anschauungsorientierten Religionsunterricht” 328
6.3.6 Unterrichtsbeispiel zum heimatkundlichen Religionsunterricht: Religionspädagogische
Erkundung der Kirche in Pötnitz. Klasse IV., 7. Schuljahr. höhere Mädchenschule 332
6.4 Typenunterricht der Kirchengeschichte 337
6.4.1 Exemplarische Begegnung mit kirchengeschichtlichen Themen im Religionsunterricht337
6.4.2 Stundenbild 339
Schülerarbeiten 341
Analyse 342
6.5 Quellenarbeit im biblischen Religionsunterricht als arbeitsteiliges Projekt in der Oberstufe an
höheren Schulen – Ein alttestamentliches Projekt zu Amos 344
6.6 Neutestamentlicher Projektunterricht zum Johannesevangelium (1923) 360
6.7 Religionsunterricht und soziale Verantwortung 377
6.7.1 Tatpädagogischer Religionsunterricht 377
6.7.2 Stundenbild: „Der barmherzige Samariter” – Vom biblischen Zeugnis zur sozialen Tat – von Heinrich Schreiber 378
6.7.3 Projektbericht: Sozial- und handlungsorientierter Religionsunterricht. Das Hilfswerk der
Quarta (1923) 384
6.8 Exkurs: Praktischer Religionsunterricht bei Hugo Gaudig 390
6.8.1 Methodische Grundlagen 390
6.8.2 Stundenbild: Die Gotteserscheinung auf dem Berge Horeb. Fünfte Klasse der 1. höheren
Mädchenschule in Leipzig 393
6.8.3 Korrelation zu Otto Eberhard 398
6.9 Systematischer Ertrag 401
6.9.1 Didaktische und methodische Konzeptionen der Unterrichtsbeispiele – Bezug zur
Arbeitsschulpädagogik 401
6.9.2 Fazit 404
1. Schlussbetrachtung: Chanchen und Grenzen von Eberhards Religionspädagogik vor dem
Hintergrund gegenwärtigen Religionsunterrichts 406
Quellen- und Literaturverzeichnis 410
A. Unveröftentlichte Archivbestände 410
B. Gedruckte Quellen und Literatur 411
|
|
|