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Religionsphilosophie
Religionsphilosophie



Siebert Verlag
EAN: 9783937223049 (ISBN: 3-937223-04-5)
184 Seiten, kartoniert, 16 x 23cm, 2004

EUR 18,90
alle Angaben ohne Gewähr

Umschlagtext
Die Humanwissenschaften sind nicht die einzigen Adressaten für die offenen Fragen der menschlichen Existenz – als ein solcher Adressat ist heute mehr und mehr die Philosophie gefragt und oft besonders der Teilbereich Religionsphilosophie.

Religionsphilosophische Fragen sind heute in neuer Weise aktuell. Fachdidaktisch stellt dies den Hintergrund für die Beschäftigung mit Religionsphilosophie in Bildungsprozessen dar.

Jeder der zehn Kapitel dieses Bandes bietet die Möglichkeit, Vorkenntnisse zu erweitern, Lücken zu schließen und sich über ein konkretes Thema so kundig zu machen, wies es für eine Unterrichtseinheit notwendig ist. Jedes Kapitel bietet zudem eine konkrete Anleitung, wie man Unterricht zu jeweils einer religionsphilosophischen Grundfrage gestalten kann. Die Sammlung umfasst eine reichhaltige Auswahl religionsphilosophischer Themen. Klassische Fragen des Einzelnen wie die nach Sinn, nach Leid und nach Gott stehen neben Fragen, die das Wesentliche von Religion zum Thema haben.
Rezension
Die Herausgeber der Reihe >Praxishandbücher Philosophie/Ethik< verfolgen die Intention, philosophisches Fachwissen mit unterrichtspraktischen Hinweisen zu verknüpfen. Der dritte Band dieser Reihe, herausgegeben von Philipp Thomas und Ekkehard Martens, setzt sich mit dem Thema >Religionsphilosophie< auseinander. Dabei handelt es sich um ein Fachgebiet, das sowohl für den Philosophie- und Ethiklehrer als auch für den Religionslehrer von Bedeutung ist. Die Autoren des Praxishandbuches, Dozenten und Gymnasiallehrer, unterstreichen die Aktualität religionsphilosophischer Fragestellungen im >nachatheistischen Zeitalter< (S. 7). Sie verweisen auf das geänderte >Verhältnis der Philosophie zur Religion< (S. 8) sowie auf den zunehmenden interkulturellen Kontakt der Religionen im Zuge der Globalisierung. Die bildende Bedeutung der Religionsphilosophie für den schulischen Unterricht sehen die Herausgeber darin begründet, >dass heute Religionsphilosophie als Adressat für die Sachfragen des menschlichen Orientierungsbedürfnisse fungieren kann, also für die Fragen nach dem Sinn, Leid, Wahrheit, nach Wirklichkeit, nach dem Anderen und nach Gemeinschaft.< (S. 8)
Die Auswahl der einzelnen Aufsatzthemen überzeugt in besonderer Weise. So sind Aspekte gewählt worden, die sich für kontroverse Diskussionen im Unterricht anbieten wie philosophische Religionskritik, Religion im Zeitalter des Pluralismus, Frage nach dem Sinn des Lebens, Theodoziee-Problem oder Erfahrung Gottes. In dem Beitrag >Von der Spur Gottes< finden sich zudem unterrichtspraktische Hinweise für die Behandlung des in der Schule bisher vernachlässigten Philosophen Emmanuel Levinas (S. 35-41). Die Aufgabe, Martin Bubers Dialogphilosophie und Levinas’ Humanismus des anderen Menschen miteinander zu vergleichen, ist eine anspruchsvolle und für den aktuellen Diskurs wichtige. Neben Abhandlungen zu diesen Themen finden sich im Praxishandbuch auch ein exzellenter Text zur religiösen Sprache, in dem das oberflächliche, sinnfreie Auswendiglernen religiöser Schriften kritisiert wird (S. 86f.), sowie präzise Beiträge zur Geschichte der Religionsphilosophie, nämlich zu den >Wurzeln der abendländischen Religionsphilosophie< und zum ontologischen Gottesbeweis. Gerade letzteres Thema eignet sich zur Einführung in philosophisches Argumentieren.
Merkmal auch dieses Praxishandbuchs ist eine fachdidaktisch-methodische Diversität. Fast alle von den Autoren präsentierten Unterrichtsmethoden überzeugen. Die Frage nach dem Sinn des Lebens durch einen 'Ankreuz-Fragebogen' (S. 56) zu bearbeiten scheint m.E. nicht besonders sinnvoll, da diese Methode zur Erschließung eines derartigen Themas kaum geeignet ist. Hier wäre es angebracht mit Schülern narrative Interviews zu führen. Im Vergleich zu anderen Bänden der Reihe (vgl. meine Rezensionen unter lehrerbibliothek.de) weisen die unterrichtspraktischen Hinweise allerdings Mängel in der didaktischen Formulierung auf. Der häufig zu findende Begriff „Appetitmacher“ (S. 56, 75 u. ö.) ist kein didaktisch gültiger Terminus. Kritisch anzumerken ist auch die unpräzise Formulierung von Lernzielen (z. B. S. 54) sowie die häufige Verwendung von W-Fragen für Aufgabenstellungen (vgl. S. 24-26). Diese didaktischen Schwächen des Praxishandbuches werden aber durch die hervorragende Aufarbeitung schwieriger fachwisenschaftlicher Zusammenhänge aufgewogen.
Fazit: Dieser Band >Religionsphilosophie< der Reihe >Praxishandbücher Philosophie/Ethik< aus dem >Siebert Verlag< kann jedem Philosophie-, Ethik- und Religionslehrer, der die Auseinandersetzung mit komplexen und kontroversen Themen im schulischen Unterricht nicht scheut, nur empfohlen werden.

Dr. Marcel Remme, lehrerbibliothek.de
Inhaltsverzeichnis
Inhalt

Philipp Thomas/Ekkehard Martens
Vorbemerkungen 7

Hans-Bernhard Petermann
Welche Wirklichkeit kommt der Religion zu?
Eine religionsphilosophische Grundfrage 9

Rainer Schilling
Von der Spur Gottes
Lässt sich Gott in der Begegnung mit dem Anderen erfahren? 28

Wolfgang Kasper
Die Frage nach dem Sinn des Lebens
„Wozu bin ich da?“ 43

Thomas Menges
Gott und das Leid
Die Provokation einer unbeantwortbaren Frage 58

Hans-Bernhard Petermann
„Wer Ohren hat zu hören, der höre!“
Religiöse Sprache verstehen 76

Rudolf Hartmann
Jerusalem und Athen
Zwei Wurzeln der abendländischen Religionsphilosophie 93

Roland W. Henke
Gott denken
Das Abenteuer des ontologischen Gottesbeweises von Anselm bis in die Gegenwart 109

Dirk Grossklaus
Philosophische Religionskritik
Debatten am offenen Grab Gottes 133

Katharina Siehl-Kaegi
Braucht Religion Institutionen?
Religion zwischen Privatsache und gesellschaftlicher Macht 148

Philipp Thomas
Eine oder viele Wahrheiten?
Religionen in der pluralistischen Welt 164

Die Autoren 179