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Reformation
Zentren - Akteure - Ereignisse
Irene Dingel
Vandenhoeck & Ruprecht
, Neukirchener Verlagshaus
EAN: 9783788730321 (ISBN: 3-7887-3032-3)
308 Seiten, hardcover, 15 x 23cm, 2016
EUR 34,00 alle Angaben ohne Gewähr
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Umschlagtext
Die Reformation, ein historischer Prozess, der auf eine umfassende kirchlich-theologische Erneuerung zielte und zugleich tiefgreifende Wirkungen in Kultur, Gesellschaft und Politik hervorbrachte, war für Europa ein einschneidendes Ereignis. Als ausschlaggebendes Datum gilt das Jahr 1517, in dem mit der Veröffentlichung der 95 Thesen Martin Luthers nicht nur das Nachdenken über zentrale theologische Fragen, sondern auch der Ruf nach Erneuerung von Kirche und Gesellschaft neue, kraftvolle Impulse erhielt. Dem standen gesellschaftliche und politische Entwicklungen sowie weitere reformatorische Ansätze in Europa zur Seite, die mit der 1517 von Wittenberg ausgehenden Bewegung in Interaktion traten. Für die Reformatoren war die konsequente Orientierung an den Ausschließlichkeit beanspruchenden Grundsätzen "sola scriptura", "solus Christus", "sola gratia" und "sola fide" leitend, was sich in Glauben und Lehre, Frömmigkeit und Ritus niederschlug und zugleich das Leben des Einzelnen und der Gesellschaft tiefgreifend veränderte.
Das Buch versucht, die Prozesse der Etablierung und Entfaltung der Reformation im Spannungsfeld der politischen Entwicklungen in Europa nachzuzeichnen. Ein kurzer Blick auf die spätmittelalterlichen Strukturen in Politik, Gesellschaft und kirchlichem Leben dient dazu, das Substrat zu skizzieren, auf dem sich die Reformation entfaltete und von dem sie sich abgrenzte. Nicht nur Wittenberg und die von dort ausgehende Reformation kommt zu Sprache, sondern auch weitere reformatorische Zentren und ihre herausragenden Akteure, deren Ausstrahlung nicht nur den Westen, sondern auch den Osten Europas erreichte.
Prof. Dr. phil. theol. habil. Irene Dingel ist Direktorin des Leibniz-Instituts für Europäische Geschichte, Abteilung für Abendländische Religionsgeschichte, Mainz.
Rezension
Darstellungen zur Reformation finden sich unzählige - und das anstehende große 500. Reformationsjubiläum 2017 tut das Seine, die Publikationen weiter anschwellen zu lassen. Fast alles aber scheint gesagt, kaum etwas unerforscht, - zumal in evangelischer Perspektive die Reformation als das entscheidende kirchengeschichtliche Ereignis erscheint. Warum und wozu dann diese neue Darstellung? Auch hier findet sich nichts wesentlich Neues, - gleichwohl aber bietet die Darstellung einige Vorzüge, die man sonst gelegentlich vermisst: Zum einen versucht das Buch, die Prozesse der Etablierung und Entfaltung der Reformation im Spannungsfeld der politischen Entwicklungen in Europa nachzuzeichnen. Ein kurzer Blick auf die spätmittelalterlichen Strukturen in Politik, Gesellschaft und kirchlichem Leben dient dazu, das Substrat zu skizzieren, auf dem sich die Reformation entfaltete und von dem sie sich abgrenzte. Zum anderen meint Reformation eben keinesfalls "nur" Martin Luther: Nicht nur Wittenberg und die von dort ausgehende Reformation kommt zur Sprache, sondern auch weitere reformatorische Zentren und ihre herausragenden Akteure, deren Ausstrahlung nicht nur den Westen, sondern auch den Osten Europas erreichte.
Thomas Bernhard, lehrerbibliothek.de
Verlagsinfo
Schlagwörter:
Protestantismus
Reformation
Rechtfertigung
Evangelische Ethik
Martin Luther
Inhaltsverzeichnis
Vorwort 9
Einleitung 11
HINTERGRÜNDE
Politische, gesellschaftliche und rechtliche Strukturen um 1500 15
I. Ständeordnung und Verfassungsstrukturen 15
II. Das Heilige Römische Reich deutscher Nation 17
Religiöses Leben im Spätmittelalter und an der Schwelle zur Frühen Neuzeit 25
I. Die Kirche in ihren institutionellen Erscheinungsformen und Strukturen 25
1. Kirche und Papsttum 25
2. Der konziliare Gedanke 26
3. Klerus 29
II. Frömmigkeit 30
1. Mystik und Devotio moderna 30
2. Volksfrömmigkeit 34
III. Erneuerungsbewegungen 37
1. Kirchenkritik und Reformansätze vor der Reformation 37
2. Renaissance und Humanismus 40
DIE REFORMATION
Zentren — Akteure — Ereignisse
Die Reformation in Wittenberg 47
I. Martin Luthers Entwicklung zum Reformator 49
1. Theologische Grundlegung: Disputationen und reformatorische Hauptschriften 53
2. Evangelische Verkündigung: Bibelübersetzung — Predigt —Unterweisung 63
II. Philipp Melanchthon als Wittenberger Professor und theologischer Lehrer 66
1. Der Universalgelehrte und sein wissenschaftliches Werk 70
2. Der Theologe und Reformator 73
Die Ausbreitung der Reformation — Wege und Medien 77
I. Die Predigt 77
II. Das Lied 79
III. Aktivitäten der Humanistenzirkel 81
IV. Der Buchdruck 82
Die Reformation in Zürich 85
I. Huldrych Zwinglis Weg zur Reformation 86
II. Der Beginn der Reformation in Zürich 87
1. Zwinglis reformatorische Predigt 87
2. Der Bruch mit der römischen Kirche 90
III. Die Zürcher Disputationen 92
1. Die erste Zürcher Disputation und ihre Wirkung 92
2. Die zweite Zürcher Disputation 93
IV. Theologische Grundlegung und praktische Gestaltung der Reformation 95
Kontroversen und Abgrenzung 100
I. Die Wittenberger Bewegung (1521/1522) 100
II. Der Streit mit Erasmus über den freien Willen (1524/1525) 105
III. Die Abendmahlskontroverse mit Zwingli (1525-1529) 108
IV. Die Antinomistischen Streitigkeiten (1527 und 1537/1538) 115
Reformatorischer Dissent 120
I. Das Täufertum 121
1. Das frühe Täufertum in Zürich — Konrad Grebel und Felix Mantz 121
2. Vielfalt des Täufertums — Balthasar Hubmaier, Hans Denck, Hans Hut 123
3. Konsolidierung und Abgrenzung 126
4. Das Täuferreich in Münster 128
5. Mennoniten und Hutterer 130
II. Ausprägungen des Spiritualismus 131
1. Thomas Müntzer: Kämpferische Leidensnachfolge 133
2. Caspar Schwenckfeld von Ossig: die Botschaft vom inneren Christus 137
3. Sebastian Franck Konsequenter Individualismus 141
III. Antitrinitarische Strömungen 145
1. Die Anfänge 146
2. Verbreitung 147
Die Reformation in Straßburg 149
I. Martin Bucers Weg nach Straßburg 149
II. Einführung und Etablierung der Reformation in Straßburg 151
III. Abgrenzung und Konsolidierung 154
IV. Bucers Wirken außerhalb 157
Reformation und Bildung 163
I. Grundzüge des Bildungswesens im Spätmittelalter 163
II. Reformatorische Begründungen der Bildungsreform 164
III. Praktische Umsetzungen — Wittenberger und Straßburger Typ 168
Reformation und Reichspolitik 173
I. Der Römische Prozess gegen Luther und die Lage im Reich 173
II. Die Bedeutung der Reichstage für die Reformation 178
1. Der Wormser Reichstag von 1521 und die Ächtung Luthers 178
2. Der Reichstag von Speyer 1526, die Entstehung des landesherrlichen Kirchenregiments und die Ordnung der Kirche 181
3. Der Reichstag von Speyer 1529 und das Ringen um ein Minderheitenrecht in Glaubensfragen 185
4. Der Augsburger Reichstag von 1530 und die reformatorische Bekenntnisbildung 188
5. Der Schmalkaldische Bund, das Ringen der Mächte und erste Religionsfriedensschlüsse 192
Ringen um Konsens 195
I. Die Wittenberger Konkordie (1536) 195
II. Kaiserliche Konzilspolitik und Schmalkaldische Artikel (1537) 199
III. Das Religionsgespräch von Hagenau, Worms und Regensburg (1540/1541) 202
Krieg und Frieden 206
I. Der Bauernkrieg (1524-1526) und die Reaktion Martin Luthers 206
II. Der Schmalkaldische Krieg (1546/1547) und das Augsburger Interim (1548) 212
III. Fürstenkrieg und Passauer Vertrag (1552) 218
IV. Der Augsburger Religionsfrieden (1555) 220
V. Die französischen Religionskriege und das Edikt von Nantes (1598) 224
Die Reformation in Genf 229
I. Calvins Weg zur Reformation und sein frühes reformatorisches Wirken 230
II. Calvins Wirken in Genf (1536-1538) und sein Straßburger Exil (1538-1541) 232
III. Calvins Rückkehr nach Genf und weiteres Wirken (1541-1564) 233
1. Neuordnung der Kirche — Struktur, Praxis, Kirchenzucht 234
2. Konsolidierung der Lehre — Theologische Kontroversen 236
IV. Der Bruch mit dem entstehenden Luthertum — Der Zweite Abendmahlsstreit (1552-1557) 239
1. Der Consensus Tigurinus 239
2. Westphal gegen Calvin 242
3. Wirkungen auf Lehre und Leben der Reformierten 244
AUSSTRAHLUNG
Die Ausstrahlung der Reformation — Europäische Dimensionen 251
I. Die Niederlande 251
II. Nordeuropa/Skandinavien 253
III. Preußen und das Baltikum 257
IV. Ungarn und Siebenbürgen 260
V. Böhmen und Mähren 263
VI. Frankreich 265
VII. England 268
VIII. Schottland 271
IX. Spanien und Italien 272
Quellen und Literatur 277
I. Quellen 277
II. Literatur 279
Register
I. Personen 296
II. Orte 303
III. Bibelstellen 308
Weitere Titel aus der Reihe neukirchener theologie |
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