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Die Anfänge der Christologie Deutungen Jesu im Neuen Testament
Die Anfänge der Christologie
Deutungen Jesu im Neuen Testament




Stefan Schreiber

Vandenhoeck & Ruprecht , Neukirchener Verlagshaus
EAN: 9783788729608 (ISBN: 3-7887-2960-0)
262 Seiten, hardcover, 15 x 23cm, 2016

EUR 30,00
alle Angaben ohne Gewähr

Umschlagtext
Die Frage nach der Entstehung der Christologie betrifft die Grundlagen christlicher Theologie. Die Überzeugung, dass der geschichtliche Mensch Jesus von Nazaret in seiner gesamten, auch den Tod am Kreuz einschließenden Biografie, als der einzigartige Repräsentant des Gottes Israels zu verstehen ist, prägt den christlichen Glauben bis heute. Die entscheidenden Anfänge dieser christologischen Überzeugung dokumentieren die Schriften des Neuen Testaments.

Das vorliegende Buch gibt einen kompakten Überblick über Texte, Themen und Entwicklungen der ersten Christologien. Ein spezielles Augenmerk liegt dabei auf den frühen Vorstellungen und Konzeptionen, die mit Ostern entwickelt wurden und für das Urchristentum prägend blieben. Der Charakter der einzelnen Schriften bleibt in der Darstellung sichtbar, zugleich erfolgt eine Kennzeichnung durchgehender Linien und Gemeinsamkeiten, die Ansätze für eine systematische Betrachtung bieten. Nicht nur die sog. Hoheitstitel, sondern die zur Deutung Jesu verwendeten Modelle und Konzeptionen stehen im Vordergrund und erhalten ihr Profil auf ihrem zeit- und religionsgeschichtlichen Hintergrund.

Die historische Einordnung christologischer Diskurse lässt neue Perspektiven hervortreten und führt in der unter den NeutestamentlerInnen umstrittenen Frage nach einer "hohen" Christologie zu niederschwelligen, differenzierten Ansätzen. Bei den Analysen ist die durchgehende Berücksichtigung des jüdischen Charakters der urchristlichen Texte und christologischen Konzeptionen wesentlich und wird für das Verständnis fruchtbar gemacht. Die historische Einbindung der frühen christologischen Entwürfe in die reale Lebenswelt jüdisch bzw. hellenistisch geprägter Menschen wird exemplarisch an der jüdischen Messiaserwartung bzw. der römischen Kaiserverehrung aufgewiesen.

Dr. theol. Stefan Schreiber ist Professor für Neues Testament und Direktor des Seminars für Zeit- und Religionsgeschichte des Neuen Testaments an der Universität Münster, seit 2010 Professor für Neutestamentliche Wissenschaft an der Universität Augsburg.
Rezension
Der evangelische Neukirchener Verlag ist mit seinem theologischen Programm in den ebenfalls evangelisch-theologisch ausgerichteten Göttinger Verlag Vandenhoeck & Ruprecht als "Neukirchener Theologie" übernommen worden. Das hier anzuzeigende Christologie-Buch zeugt davon. - Christologie als 2. Hauptartikel christlich-trinitarischer Glaubenslehre kann dogmatisch-systematisch betrieben werden oder neutestamentlich-bibelwissenschaftlich. Die Übergänge sind freilich fließend. Der hier anzuzeigende Band beschreibt "Die Anfänge der Christologie" (Buchtitel) als "Deutungen Jesu im Neuen Testament" (Untertitel) und ist also bibelwissenschaftlich ausgerichtet. Dabei tritt das gesamte Spektrum neutestamentlicher christologischer Aussagen kompakt vor Augen (vgl. Inhaltsverzeichnis).

Thomas Bernhard, lehrerbibliothek.de
Inhaltsverzeichnis
Vorwort V

Einführung: Der Kaiser, der Christus und eine historische Perspektive 1

Literatur zum Thema 8

I Horizonte 9

1 Frühjüdische Messiaserwartungen 12
1.1 Theologische Wurzeln: Gott als König und ein neuer David 15
1.2 Konzeptionen des Messias 17
1.2.1 Die Psalmen Salomos 18
1.2.2 Königlicher und priesterlicher Gesalbter in Qumran-Schriften 20
1.2.3 Aufstandsführer und Königsprätendenten bei Josephus Flavius 23
1.2.4 Apokalyptische Messiaserwartungen 26
1.3 Zusammenfassung: Bilder vom Messias 30

2 Römische Kaiserverehrung 31
2.1 Der Kaiser und ein römisches Weltbild 32
2.1.1 Der göttliche Kaiser 32
2.1.2 Das Goldene Zeitalter 35
2.2 Die Gegenwart des Kaisers 38
2.3 Kaiserverehrung und Christologie 41
2.3.1 Ähnlichkeit und Konkurrenz 41
2.3.2 Das jüdische Gottesbild der ersten Christen 44

II Geschichtliche Anfänge 46

1 Der Anspruch des historischen Jesus 46
1.1 Der historische Jesus - eine methodische Vergewisserung 46
1.2 Die Königsherrschaft Gottes als Zentrum der Verkündigung Jesu 48
1.3 Trat Jesus als Messias auf? 51
1.4 Jesu Anspruch: Bote und Bevollmächtigter der Gottesherrschaft 55

2 Erste Deutungen nach Ostern - die ältesten Überlieferungen 58
2.1 Historische Verortung 58
2.2 Formeln 60
2.2.1 Die Basisaussage: Gott erweckte Jesus 61
2.2.2 Jesus als Aktant der Endzeit 62
2.3 Titel 65
2.3.1 Christus 66
2.3.2 Sohn Gottes 68
2.3.3 Menschensohn 70
2.3.4 Kyrios 71
2.4 Fazit: Christus als Repräsentant Gottes 72
2.5 Übergang und Neudeutung - von Jesus zum Christus 74

III Entfaltungen in den Schriften des Neuen Testaments 78

1 Grundlegung: Die endzeitliche Herrschaft des erhöhten Christus 78

2 Die Briefe des Paulus 80
2.1 Die Zuwendung Gottes in Sterben und Erweckung Jesu 81
2.2 Der Tod Jesu - vielfältige Deutungen des einen Heilsereignisses 82
2.2.1 Zwei politische Metaphern: Loskauf und Versöhnung 82
2.2.2 Eine umstrittene Metapher: „versöhnendes Weihegeschenk" 83
2.2.3 Ein hellenistisches Modell: „Sterben für" - aus Liebe 87
2.3 Überwindung der Sündenmacht: Die Reichweite des Todes Jesu 90
2.4 Eine Anwendung: Das Wort vom Kreuz 93
2.5 Erweckung, Erhöhung und Ankunft (Parusie) des Christus 95
2.6 Die göttliche Herkunft Jesu 97
2.7 Das Verhältnis Jesu zu Gott 99

3 Die deuteropaulinischen Briefe 105
3.1 Der Kolosserbrief 106
3.2 Der Epheserbrief 111
3.3 Der 2. Thessalonicherbrief 114
3.4 Die Pastoralbriefe 115

4 Die Katholischen Briefe 121
4.1 Der Jakobusbrief 121
4.2 Der 1. Petrusbrief 122
4.3 Ausblick: Judasbrief und 2. Petrusbrief 129

5 Der Hebräerbrief 131
5.1 Jesus in himmlischer Höhe 132
5.2 Jesu Dasein für die Seinen als himmlischer Hohepriester 137
5.3 Dynamische Übertragung: Das einmalige Opfer des Hohepriesters Jesus 144
5.4 Der neue Bund und die eschatologische Bedeutung Jesu 147
5.5 Reflexion: Christus als Subjekt und die Frage nach dem Opfer 149

6 Die synoptischen Evangelien und die Apostelgeschichte 152
6.1 Jesus-Viten und narrative Christologie 153
6.2 Das Markusevangelium 155
6.2.1 Die Herkunft Jesu: Christus und Sohn Gottes 156
6.2.2 Jesu Wirken zwischen Vollmacht und Passion 158
6.2.3 Der Tod und die bleibende Gegenwart Jesu 161
6.3 Das Matthäusevangelium 166
6.3.1 Die Herkunft Jesu und seine Geburt 167
6.3.2 Jesu Wirken als Lehrer Israels und in Gottes Vollmacht 168
6.3.3 Tod und Erweckung, Erhöhung und bleibende Gegenwart Jesu 172
6.4 Das Lukasevangelium und die Apostelgeschichte 174
6.4.1 Die Geburt Jesu als messianischer Neubeginn in Israel 174
6.4.2 Das öffentliche Auftreten Jesu 177
6.4.3 Jesu Passion und der Gottesknecht 179
6.4.4 Christologie nach Ostern 182
6.4.5 Bleibende Gegenwart: Von der Himmelfahrt zur Wiederkunft 185

7 Das Johannesevangelium und die Johannesbriefe 188
7.1 Der Prolog Joh 1,1-18 als christologischer Verstehensschlüssel 191
7.2 Das Verhältnis von Logos und Gott 194
7.3 Titel und Konzeptionen 201
7.4 Erhöhung und Verherrlichung des Menschensohnes 206
7.5 Die Selbstoffenbarung Jesu 210
7.6 Der Tod Jesu: „Sterben für" aus Liebe 214
7.7 Das Bleiben Jesu bei den Seinen 216
7.8 Fazit: Die Herrlichkeit Gottes im Menschen Jesus 217

8 Die Offenbarung des Johannes 218
8.1 Das Präskript in Offb 1,4-8 als Initialdeutung des Christus 219
8.2 Der „Menschensohngleiche" in Offb 1,9-20 und 14, 14-16 222
8.3 Das Lamm als Messias in Offb 5 224
8.4 Der Reiter auf dem weißen Pferd in Offb 19,11-21 227
8.5 Das Verhältnis Christus — Gott 228
8.6 Fazit: Lamm und Endzeitherrscher 230

IV Zusammenschau und hermeneutische Reflexion 232

1 Das Ergebnis im Überblick 232
1.1 Vom historischen Jesus zum nachösterlichen Christus 232
1.2 Christologische Themen und Modelle in den Schriften des Neuen Testaments 234
1.3 Gemeinsame christologische Grundlagen 238

2 Hermeneutische Herausforderungen 241
2.1 Rückblick: Christus-Deutungen im Neuen Testament 241
2.2 Der Standort in der Gegenwart 243
2.3 Ein beitrag zum christologischen Diskurs 245

Stellenregister 251
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