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Reden über Rhetorik Zu einer Stilistik des Lesens
Reden über Rhetorik
Zu einer Stilistik des Lesens




Wolfram Groddeck

Klostermann
EAN: 9783465045236 (ISBN: 3-465-04523-8)
296 Seiten, kartoniert, 14 x 23cm, April, 2020

EUR 29,80
alle Angaben ohne Gewähr

Umschlagtext
Man kann ruhig behaupten, dass es Figuren und Tropen 'eigentlich' gar nicht gibt und dass sie erst in der Lektüre eines Textes "erfunden" werden, geformt vom Blick der Lesenden. Die rhetorische Analyse des Textes ist daher ebensosehr Selbstanalyse der Lesenden. Denn im Versuch, über Rhetorik zu reden, entsteht unversehens auch eine Reflexion des Lesens. Die Lektüre selektiert, erweitert, verschiebt und ersetzt die Bedeutungen der gelesenen Texte, sie entstellt den Sinn, den sie im Text voraussetzt.

Lesen geht nach ähnlichen Gesetzmäßigkeiten vor, wie sie von der klassischen Rhetorik für die Herstellung einer Rede beschrieben wurden. Daher wird ein anhaltenderes Reden über Rhetorik, entlang ausgesuchter Texte, schließlich auch zu einer Stilistik des Lesens führen.
Rezension
Was ist Rhetorik - eine „hinterlistige Kunst“(Kant)? Warum soll man sich mit ihr auseinandersetzen? Wie ist in ihr das Verhältnis von Verstellung, Wahrheit und Lüge zu bestimmen? Gibt es eine ‚Natürlichkeit‘ der Sprache? Welchen Beitrag haben Platon und Aristoteles zur Rhetorik geleistet? Hat sich eine gute Rede am Fünferschema zu orientieren? Was bezeichnen die rhetorischen Figuren: Anapher, Asyndeton, Ellipse, Epitheton ornans, Hyperbaton, Oxymoron oder Zeugma? Welche Bedeutung kommt dem hermeneutischen Zirkel in der Rhetorik zu? Was versteht man unter „Tropen“? Welche Funktionen besitzen Tropen wie Hyperbel, Litotes oder Metonymie? Warum sieht man in Griechenland Lastkraftwagen mit der Aufschrift „МЕТΑΦΟΡΕΣ“? Welche Arten von Metaphern lassen sich unterscheiden? Wozu dient Ironie? War, ist und bleibt Rhetorik eine ‚Bauruine‘?
Fundierte Antworten auf diese Fragen findet man in dem Werk „Reden über Rhetorik. Zu einer Stilistik des Lesens“ von Wolfram Groddeck (*1949). Das zuerst 1995, und 2008 in zweiter Auflage veröffentlichte Lehrbuch zur Redekunst ist 2020 bei Vittorio Klostermann zu Recht als unveränderter Nachdruck erschienen. Der „Doppelcharakter“ von Rhetorik als praktische Wissenschaft von der Redekunst und als Reflexion über die Stilistik des Lesens kommt in dem Titel und dem Untertitel der Darstellung prägnant zum Ausdruck. In ihr gibt der emeritierte Professor für Literaturwissenschaft einen hervorragenden Überblick über die Geschichte, die Systematik, die Figuren und Tropen der Rhetorik. Dazu hat der Literaturwissenschaftler und Herausgeber der Kritischen Robert Walser-Ausgabe gekonnt ungefähr 60 zentrale Textpassagen aus Philosophie und Literatur ausgewählt und einer Analyse unterzogen. Groddeck gelingt es in seinen Ausführungen sehr gut, die Universalität der Rhetorik aufzuzeigen, welche er als ein „Plädoyer für das Leben“ begreift. Das an Studierende der Germanistik, Rhetorik und Philosophie gerichtete Werk bietet auch für Deutsch- und Philosophielehrkräfte genügend anschauliche Beispiele und tiefsinnige Reflexionen, die produktiv im Unterricht herangezogen werden können.
Fazit: Mit „Reden über Rhetorik. Zu einer Stilistik des Lesens“ hat Wolfram Groddeck ein Standardwerk der Redekunst verfasst, das jedem an ihr Interessierten nur zur Anschaffung empfohlen werden kann.

Dr. Marcel Remme, für lehrerbibliothek.de
Verlagsinfo
Groddeck, Wolfram: Reden über Rhetorik
Zu einer Stilistik des Lesens
Unveränderter Nachdruck der 2., durchgesehenen Auflage 2008
296 Seiten. Kt 29,80 €
ISBN 978-3-465-04523-6
Klostermann/Nexus 7
Man kann ruhig behaupten, dass es Figuren und Tropen 'eigentlich' gar nicht gibt und dass sie erst in der Lektüre eines Textes "erfunden" werden, geformt vom Blick der Lesenden. Die rhetorische Analyse des Textes ist daher ebensosehr Selbstanalyse der Lesenden. Denn im Versuch, über Rhetorik zu reden, entsteht unversehens auch eine Reflexion des Lesens. Die Lektüre selektiert, erweitert, verschiebt und ersetzt die Bedeutungen der gelesenen Texte, sie entstellt den Sinn, den sie im Text voraussetzt.
Lesen geht nach ähnlichen Gesetzmäßigkeiten vor, wie sie von der klassischen Rhetorik für die Herstellung einer Rede beschrieben wurden. Daher wird ein anhaltenderes Reden über Rhetorik, entlang ausgesuchter Texte, schließlich auch zu einer Stilistik des Lesens führen. Das Buch ist daher ein Rhetorik-Lehrbuch und eine Einführung in die Methode der rhetorischen Lektüre zugleich. Anhand zahlreicher literarischer Beispiele werden sowohl rhetorische Tropen und Figuren als auch Geschichte und Systematik der Rhetorik anschaulich und unterhaltsam vorgestellt.
"Frisch geschrieben, ohne einschüchternde Spezialistenrhetorik und ohne modischen Jargon, was gerade bei diesem Thema durchaus nicht die Regel ist. Es ist versehen mit dem Witz dessen, der gern auch rhetorisch praktiziert, wovon er redet."
Heinrich Niehues-Pröbsting, Neue Zürcher Zeitung
"Groddeck redet aus dem Herzen der Rhetorik über ihre Geschichte und Systematik hinaus, und dies ist vergleichbar nur mit Roland Barthes."
Hubert Thüring, Süddeutsche Zeitung
Inhaltsverzeichnis
Vorrede 7
GESCHICHTE
Von den Reden des Gorgias 21
Platon gegen die Sophisten 35
Aristoteles denkt die Rhetorik 41
Institutio oratoria 57
Die erhabene Wendung. Lektüre des Pseudo-Longinos 65
SYSTEM
Rhetorik – Schema und Begriff 81
Rhetorices partes 95
FIGUREN
Figuren der Wiederholung 119
Noch einmal Figuren der Wiederholung 135
Figuren der Hinzufügung 157
Figuren der Weglassung, Figuren der Umstellung 169
Gedanken-Figuren 185
TROPEN
Synekdochen 205
Emphasen 221
Metonymie 233
Metapher 249
Ironie und Nachrede 269
Begriffsregister 283
Literaturverzeichnis 289