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Quo vadis, politischer Islam? AKP, al-Qaida und Muslimbruderschaft in systemtheoretischer Perspektive
Quo vadis, politischer Islam?
AKP, al-Qaida und Muslimbruderschaft in systemtheoretischer Perspektive




Thorsten Hasche

Transcript
EAN: 9783837631203 (ISBN: 3-8376-3120-6)
390 Seiten, paperback, 15 x 23cm, April, 2015

EUR 39,99
alle Angaben ohne Gewähr

Umschlagtext
Sowohl der »Arabische Frühling« als auch das Erstarken der dschihadistischen Kampfgruppe »Islamischer Staat« haben die diversen islamistischen Bewegungen in den Fokus der medialen und publizistischen Aufmerksamkeit rücken lassen. Auf der Basis der Gesellschaftstheorie der Politik Niklas Luhmanns untersucht Thorsten Hasche mit der AKP, der al-Qaida und der Muslimbruderschaft drei zentrale Bewegungen des sunnitischen Islamismus. Historisch und vergleichend nimmt er dabei ihre Vordenker, ihre politischen Ideologien und ihre Strukturen in den Blick. Es wird deutlich: Der sunnitische politische Islam wird auch mittelfristig ein wirkmächtiger Bestandteil des weltpolitischen Systems bleiben.

Thorsten Hasche, geb. 1981, lehrt und forscht als Politikwissenschaftler an der Universität Göttingen. Seine Arbeitsschwerpunkte liegen in den Bereichen der politikwissenschaftlichen Theoriebildung und der Transformationsprozesse der Region des Nahen Ostens und Nordafrikas sowie der besonderen Rolle islamistischer Bewegungen.
Rezension
AKP, al-Qaida, Muslimbruderschaft, Islamischer Staat, sunnitischer Islamismus ... - der radikal-militärische, politische Islam dominiert z.Zt. Weltgeschehen, Politik und Nachrichten: ein höchst aktuelles Thema, dem sich dieses Buch wissenschaftlich-soziologisch in systemtheoretischer Perspektive im Anschluß an Niklas Luhmann widmet. Damit bietet die Arbeit eine aktuelle, komplexe und fachübergreifende Analyse des Islamismus, den der Autor als weiterhin zugleich resistent und wandlungsfähig einschätzt: Der sunnitische politische Islam wird auch mittelfristig ein wirkmächtiger Bestandteil des weltpolitischen Systems bleiben. Die politikwissenschaftliche Studie sucht die gewachsene Menge an islamistischen Ideologien und Positionen sowie die diversen Organisationstypen des Islamismus der nahöstlichen und nordafrikanischen Politik sowohl politiktheoretisch als auch ideengeschichtlich mit Niklas Luhmanns (1927-1998) Theorieansatz zu erfassen.

Dieter Bach, lehrerbibliothek.de
Verlagsinfo
Schlagworte:
AKP, Al-Qaida, Muslimbruderschaft, Politischer Islam, Niklas Luhmann, Islam, Politik, Politische Ideologien, Islamwissenschaft, Terrorismus, Politische Parteien, Politikwissenschaft
Adressaten:
Islamwissenschaft, Politikwissenschaft, Soziologie sowie die interessierte Öffentlichkeit

Autoreninterview
... mit Thorsten Hasche
1. »Bücher, die die Welt nicht braucht.« Warum trifft das auf Ihr Buch nicht zu?
Weil es noch keine Studie gibt, die Niklas Luhmanns methodologische Überlegungen dezidiert mit den Gütestandards der sozialwissenschaftlichen Methodenlehre abgleicht, beide in einen Dialog miteinander bringt und dies zusätzlich für eine empirische Analyse des sunnitischen Islamismus verwendet.
2. Welche neuen Perspektiven eröffnet Ihr Buch?
Mein Buch zeigt den Forschungsstand zahlreicher sozialwissenschaftlicher Disziplinen zum Phänomen des politischen Islam auf und gewinnt daraus drei aktuelle Forschungsfragen, die in ihrem Gesamtzusammenhang und im Vergleich von AKP, al-Qaida und Muslimbruderschaft noch nicht beantwortet worden sind.
3. Welche Bedeutung kommt dem Thema in den aktuellen Forschungsdebatten zu?
Einerseits stoßen die politikwissenschaftlichen Teilbereiche aufgrund der weiter zunehmenden Spezialisierung an die Grenzen ihrer wechselseitigen Verständigung. Andererseits werden komplexe und fachübergreifende Analysen des Islamismus dringend benötigt. Genau in diese Lücke springt meine Forschung: eine theoretisch anspruchsvoll modellierte und breit anschlussfähige Analyse des modernen Islamismus anhand signifikanter Fallstudien.
4. Mit wem würden Sie Ihr Buch am liebsten diskutieren?
Der Präsident des Bundesamtes für Verfassungsschutz, Dr. Hans-Georg Maaßen, wäre ein spannender Gesprächspartner. In seinen jüngeren Interviews hat er sehr differenziert die politischen und sozialen Gefährdungen durch den gegenwärtigen Islamismus erkannt und gleichermaßen ein sehr genaues Gespür für die Schwierigkeiten im sicherheitspolitischen Umgang mit seinen organisatorischen Ablegern gezeigt.
5. Ihr Buch in einem Satz:
Allen Ausrufen eines Endes des Islamismus zum Trotz zeigt sich das islamistische Spektrum weiterhin zugleich resistent und wandlungsfähig.
Inhaltsverzeichnis
Tabellen | 9
Vorwort | 11

1. Die Erforschung des politischen Islam
Genese des Forschungsfeldes, leitende Forschungsfragen und ein Plädoyer für den Einsatz der luhmannschen Gesellschaftstheorie der Politik | 15

1.1 Eine kurze Entwicklungsgeschichte des politischen Islam | 22
1.2 Der Weg zur politikwissenschaftlichen Erforschung des politischen Islam | 26
1.3 Politikwissenschaft jenseits des Staates und die Renaissance systemtheoretischer Perspektiven auf die Politik | 30
1.3.1 Zum Stand der Politikwissenschaft und dem Verhältnis ihrer Teildisziplinen | 30
1.3.2 Theoretische Konzepte jenseits des Staates und die hohe Relevanz der Governance-Forschung | 36
1.3.3 Die Renaissance systemtheoretischer Theorien der Politik | 39
1.4 Die politikwissenschaftliche Erforschung des sunnitischen Islamismus und die Perspektive der systemtheoretischen Gesellschaftstheorie der Politik | 43
1.5 Forschungsfragen, Fallauswahl und Untersuchungsdesign der Studie | 53
1.6 Aufbau und Vorgehensweise | 55

2. Niklas Luhmanns methodologische Ansprüche an die Gesellschaftstheorie und die Methodologie der Sozialwissenschaften | 59

2.1 Einleitende Vorbemerkungen | 59
2.2 Zum Verhältnis von universitärer und ausseruniversitärer Forschung und die Erforschung des politischen Islam | 60
2.3 Der Universalitätsanspruch der luhmannschen Gesellschaftstheorie und die Islamologie Bassam Tibis | 64
2.4 Allgemeine Grundelemente des Untersuchungsdesigns sozialwissenschaftlicher Untersuchungen | 71
2.4.1 Die Art der Begründungsform | 74
2.4.2 Das Untersuchungsdesign | 76
2.4.3 Definitionen von Grundbegriffen und theoretischen Konzepten | 77
2.5 Das Untersuchungsdesign dieser Arbeit | 78
2.5.1 Die Mikro-Makro-Unterscheidung und die systemtheoretische Gesellschaftstheorie | 80
2.5.2 Offene, theoriegeleitete Vorgehensweise und die Dichotomie quantitativer und qualitativer Sozialforschung | 90
2.5.3 Fallstudiendesign und die Weiterentwicklung von Theorien | 97
2.5.4 Das weltgesellschaftliche Konzept in der Analyse der Fallstudien | 104
2.6 Sozialwissenschaftliche Methodologie gesellschaftstheoretisch gesehen | 108

3. Das weltpolitische System im Spannungsverhältnis von funktionaler Differenzierung und alternativen Differenzierungsformen | 111

3.1 Zur Einbeziehung der systemtheoretischen Gesellschaftstheorie in die politikwissenschaftliche Debatte zum politischen Islam | 112
3.2 Luhmanns Radikalisierung des parsonsschen Funktionalismus durch die Einbeziehung der allgemeinen Systemtheorie | 114
3.3 Systemtheoretische Grundlagen der luhmannschen Gesellschaftstheorie | 120
3.3.1 Die Unterscheidung von System und Umwelt | 121
3.3.2 Autopoiesis und operative Schließung | 123
3.4 Zentrale Theorieelemente der luhmannschen Gesellschaftstheorie | 125
3.4.1 Kommunikation | 125
3.4.2 Sinn | 128
3.5 Theorietechnik und Methode bei Niklas Luhmann | 131
3.5.1 Sein differenztheoretischer Ansatz | 131
3.5.2 Beobachtung 2. Ordnung | 134
3.6 Zentrale gesellschaftstheoretische Anwendungskonzepte | 136
3.6.1 Symbolisch generalisierte Kommunikationsmedien | 137
3.6.2 Codes und Programme | 139
3.6.3 Strukturelle Kopplung | 142
3.7 Gesellschaft als die Autopoiesis symbolisch generalisierter Kommunikation und ihre Kritik | 145
3.7.1 Was ist das Besondere an der luhmannschen Gesellschaftstheorie? | 145
3.7.2 Die politikwissenschaftliche und soziologische Kritik an der systemtheoretischen Gesellschaftstheorie | 149
3.7.3 Zusammenfassung der Kritik und die Konsequenzen für die Erarbeitung eines anwendungsfähigen Modelles des weltpolitischen Systems | 155
3.8 Anwendungsorientierte Elemente der luhmannschen Gesellschaftstheorie der Politik | 157
3.8.1 Interaktion, Organisation und Gesellschaft aus evolutionärer Perspektive | 158
3.8.2 Die funktionale Differenzierung der Weltgesellschaft und konkurrierende Differenzierungsformen | 164
3.8.3 Das weltpolitische System | 172
3.9 Politikwissenschaftliche Demokratie- und Transformationsforschung und die Systemtheorie der Demokratie | 185

4. Einführung in Aufbau und Vorgehensweise der Fallstudien | 193

4.1 Zum Verhältnis von Semantik und Gesellschaftsstruktur | 196
4.2 Semantiken des sunnitischen Islamismus im Kontext zweier Doktrinen der Religion des Islam | 199
4.2.1 Scharia und Schariatisierung des islamischen Rechts | 202
4.2.2 Dschihad und Dschihadismus | 208
4.3 Zentrale Vertreter der islamistischen Ideengeschichte | 212
4.3.1 Hasan al-Banna | 213
4.3.2 Sayyid Abul Ala Maududi | 218
4.3.3 Sayyid Qutb | 219
4.3.4 Yusuf al-Qaradawi | 224
4.3.5 Osama bin Laden | 228
4.4 Differenzierungsschemata islamistischer Semantiken | 232

5. Die Muslimbruderschaft und der Ursprung des politischen Islam | 235

5.1 Vom islamischen Modernismus zum islamischen Fundamentalismus | 235
5.2 Die Gründungsphase der Muslimbrüder durch Hasan al-Banna | 237
5.3 Die Muslimbrüder nach dem Putsch der ‚Freien Offiziere‘ | 242
5.4 Von den politischen Erfolgen während und nach der Präsidentschaft Mubaraks bis zur erneuten Zerschlagung 2013 | 247

6. Die AKP und der politische Islam als Regierungspartei | 261

6.1 Von der Tanzimat-Periode zur Gründung der türkischen Republik | 262
6.2 Die islamistischen Vorgängerparteien und der Weg zur Gründung der AKP | 266
6.3 Reformen, Wahlsiege und Anzeichen einer gesellschaftspolitischen Transformation der Türkei durch die AKP | 271
6.4 Die AKP, die Folgen des ‚Arabischen Frühlings‘ und die Proteste des Gezi-Parks und Taksim-Platzes | 274

7. Die Genese und Entwicklung des militanten Dschihadismus durch die al-Qaida | 281

7.1 Der afghanische Widerstandskampf gegen den sowjetischen Einmarsch als Geburtsstunde der al-Qaida | 281
7.2 Die Entwicklung der al-Qaida bis zu den Terroranschlägen vom 11. September 2001 | 286
7.3 Der ‚globale Kampf gegen den Terrorismus‘ und die Folgen für die al-Qaida | 293
7.4 Al-Qaida nach der Tötung bin Ladens und dem Ende des ‚Arabischen Frühlings‘ | 298
7.5 Gemeinsamkeiten, Unterschiede und Kontinuitäten im sunnitischen politischen Islam | 304

8. Die Systemtheorie der Politik und ihr Blick auf den sunnitischen politischen Islam | 315

8.1 Ein Modell des weltpolitischen Systems | 315
8.2 Wie wandlungsfähig ist der sunnitische politische Islam? | 317
8.3 Eine Neubestimmung der Unterscheidung von Islam und politischem Islam | 326
8.4 Zum Begriff des sunnitischen politischen Islam | 329
8.5 Quo vadis, politischer Islam? Quo vadis, Systemtheorie der Politik? | 334

Literaturverzeichnis | 341
Verweise auf Internetseiten | 387