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Praktische Sozialpsychotherapie Die Lebenswelt von Patientinnen und Patienten positiv beeinflussen 2., erweiterte Auflage 2021

Aus dem Englischen von Iris Orth 
(Orig.: Nidotherapy - Harmonising the Environment with the Patient (Second Edition))
Praktische Sozialpsychotherapie
Die Lebenswelt von Patientinnen und Patienten positiv beeinflussen


2., erweiterte Auflage 2021



Aus dem Englischen von Iris Orth

(Orig.: Nidotherapy - Harmonising the Environment with the Patient (Second Edition))

Peter Tyrer, Helen Tyrer

Klett-Cotta , Schattauer
EAN: 9783608400649 (ISBN: 3-608-40064-8)
240 Seiten, paperback, 16 x 24cm, 2021

EUR 35,00
alle Angaben ohne Gewähr

Umschlagtext
Nidotherapie: Die Lebenswelt der PatientInnen zählt!

- Schulenübergreifend: Ambulant und stationär arbeitende TherapeutInnen aller Richtungen können das Verfahren erlernen und integrieren

- Störungsübergreifend: Über das gesamte Spektrum psychischer Erkrankungen hinweg einsetzbar; insb. für PatientInnen, die auf konventionelle, evidenzbasierte Behandlungsversuche wenig bis gar nicht angesprochen haben

- Überblick: Prinzipien, Wirksamkeit, Voraussetzungen, Forschungsergebnisse, erforderliche Fähigkeiten und Vorteile der Nidotherapie

Wo unser Gesundheitssystem an seine Grenzen stößt, lohnt ein Blick auf den Ansatz der weltbekannten britischen Größen Peter und Helen Tyrer. In ihrem Buch zur sog. Nidotherapie (aus dem lat. nidus = Nest) zeigen sie, wie Sie das soziale Umfeld in die Psychotherapie teilweise schwer psychisch Erkrankter und sogar therapieresistenter Menschen mit einbeziehen können – mit Erfolgen, die verblüffen. Wenn wir uns darüber Gedanken machen, wie psychische Erkrankungen entstehen, berücksichtigen wir durchaus die Umweltfaktoren unserer PatientInnen. Wenn es aber darum geht, Verhalten zu ändern oder Symptome zu mildern, betrachten wir die Umwelt oft als zweitrangig. Viel eher wird auf Medikamente und klassische psychotherapeutische Verfahren zurückgegriffen, die sich stark auf die Veränderung von Verhaltensweisen und Kognitionen fokussieren. Die Nidotherapie weitet den Horizont therapeutischer Möglichkeiten aus, indem sie systematisch und auf Augenhöhe mit dem Patienten oder der Patientin physische, soziale und persönliche Umgebungsfaktoren gezielt verändert. Alle, die mit Wissbegierde ihr therapeutisches Können erweitern möchten, finden hier ein gut lesbares, praktisches Buch.

Dieses Buch richtet sich an:

PsychologInnen, PsychiaterInnen, SozialarbeiterInnen vor allem in Kliniken, aber auch alle anderen therapeutisch tätigen Berufsgruppen

Peter Tyrer, Prof. Dr., ist Professor für Community-Psychiatrie am Imperial College in London. Als Experte und Leiter der Arbeitsgruppe für die Revision der Klassifikation von Persönlichkeitsstörungen war er an der Entwicklung des ICD-11 (WHO) maßgeblich beteiligt. Er ist Autor zahlreicher bekannter Bücher und diverser Forschungsartikel. Im Jahr 2015 erhielt er den Lifetime Achievement Award vom psychiatrischen Berufsverband in Großbritannien, London (Royal College of Psychiatrists).

Helen Tyrer Dr., ist leitende wissenschaftliche Mitarbeiterin der medizinischen Fakultät am Imperial College in London. Sie ist seit über 20 Jahren klinisch tätig und praktiziert begeistert Nidotherapie. Ihr Ziel ist es, den therapeutischen Ansatz und seine Vorteile zu verbreiten.
Rezension
Die sog. Nidotherapie (vom lateinischen nidus = Nest) bezieht das soziale Umfeld in die Psychotherapie schwer psychisch Erkrankter und sogar therapieresistenter Menschen gezielt mit ein und eröffnet damit neue Behandlungserfolge. Die Nidotherapie weitet den Horizont therapeutischer Möglichkeiten aus, indem sie systematisch mit dem Patienten physische, soziale und persönliche Umgebungsfaktoren gezielt verändert. Gerade wenn es um die Behandlung vermeintlich behandlungsresistenter psychischer Erkrankung geht, scheint dieser Ansatz äußerst vielversprechend zu sein. Die Nidotherapie hat in den vergangenen Jahren an Glaubwürdigkeit gewonnen und sich als brauchbare und effektive Behandlungsmethode für eine Vielzahl psychischer Krankheiten bewährt. Das Buch kann als Grundlagenlektüre der Nidotherapie verstanden werden, da es eine Definition der Therapieform sowie deren grundlegende Prinzipien vermittelt. Das Buch beschreibt zudem anschaulich, dass bei der Nidotherapie viel weniger starke Nebenwirkungen zu erwarten sind als bei medikamentösen
Behandlungsansätzen.

Jens Walter, lehrerbibliothek.de
Inhaltsverzeichnis
Einleitung 1

1 Die allgemeinen philosophischen Grundprinzipien der Nidotherapie 10

1.1 Therapeutisches Arbeiten auf Augenhöhe: Der Patient als eigenständiger Navigator von Umweltveränderungen 12
1.2 Theoretischer Hintergrund der Nidotherapie 13
1.2.1 Prinzip 1: Alle Personen haben die Fähigkeit, ihr Leben zum Besseren zu wenden, wenn sie in der richtigen Umgebung leben 15
1.2.2 Prinzip 2: Jeder soll die Möglichkeit bekommen, sich selbst zu verbessern 16
1.2.3 Prinzip 3: Wenn Menschen verzweifelt sind, gibt es hierfür immer einen Grund und diesen findet man oft in der unmittelbaren Umwelt der Person 18
1.2.4 Prinzip 4: Die persönliche Umwelt beschränkt sich nicht nur auf physikalische
Orte, sondern schließt auch andere Personen und das Selbst ein 19
1.2.5 Prinzip 5: Wenn man die Welt durch die Augen eines anderen betrachtet, hat man meist eine bessere Perspektive auf aktuelle Lebensumstände als wenn man nur durch seine eigenen Augen schaut 20
1.2.6 Prinzip 6: Nur weil jemand denkt, den perfekten Platz für eine Person gefunden zu haben, muss dem nicht notwendigerweise so sein 20
1.2.7 Prinzip 7: Alle Menschen, egal wie eingeschränkt, haben Stärken, die man fördern sollte 21
1.2.8 Prinzip 8: Allem Verhalten liegt eine Ursache zugrunde, welche oft auf die unmittelbaren Umweltbedingungen zurückzuführen ist 23
1.2.9 Prinzip 9: Jede Umweltveränderung geht mit einem gewissen Risiko einher 24
1.2.10 Prinzip 10: Zusammenarbeit ist notwendig, um die Umwelt hin zum Besseren zu ändern 26
Zusammenfassung 28

2 Indikation für bedürfnisorientierte Therapie: Welche Patienten sollen mit dem Verfahren behandelt
werden? 29

2.1 Wer stellt die Indikation für bedürfnisorientierte Therapie? 34
2.2 Welche Krankheiten kann man mit bedürfnisorientierter Therapie behandeln? 35
2.2.1 Leichte psychische Erkrankungen 35
2.2.2 Schwere psychische Erkrankungen 36
2.2.3 Persönlichkeitsstörungen 38
2.2.4 Persönlichkeit als Zentrum bedürfnisorientierter Therapie 42
2.2.5 Wann fängt man mit der Behandlung an? 43
2.2.6 Grundvoraussetzungen auf Patientenseite für eine Behandlung mit Nidotherapie 47
2.2.7 Prävention und Prognose 48
Zusammenfassung 49

3 Die vier Phasen bedürfnisorientierter Therapie 50

3.1 Phase 1: Wir tunen uns ein – Entwicklung eines Person-Umwelt-Verständnisses 50
3.2 Phase 2: Den Status quo verstehen – Die Umweltanalyse 54
3.3 Phase 3: Umweltveränderungen umsetzen – Die Entwicklung des nidotherapeutischen Pfades 59
3.4 Phase 4: Den Fortschritt überprüfen – Therapeutische Begleitung nach Umsetzen des nidotherapeutischen Pfades 62
3.4.1 Die Rolle der Arbitrage 63
3.4.2 Nidotherapie im Langzeitverlauf: Feedback einholen und Therapieerfolg prüfen 64
Zusammenfassung 66

4 Therapeutisches Setting und Format 68

4.1 Eins-zu-Eins-Behandlung in intensiver Form: Die individuelle Intensivbehandlung 68
4.2 Eins-zu-Eins-Behandlung in kurzer und bündiger Form: Die individuelle Kurzbehandlung 69
4.2.1 Gruppentherapie 70
4.2.2 Bedürfnisorientierte Therapie unter der Leitung Dritter 73
4.2.3 Bedürfnisorientierte Therapie via Internet und E-Mail 74
4.2.4 Unterschiede und Gemeinsamkeiten zwischen der bedürfnisorientierten Therapie und anderen spezifischen umweltbezogenen Behandlungen 74
4.2.5 Bedürfnisorientierte Therapie und Social Prescribing 76
4.2.6 Wann sollte man eine bedürfnisorientierte Therapie beenden? 78
Zusammenfassung 79

5 Bedürfnisorientierte Therapie für Menschen mit geistiger Behinderung und Demenz 81

5.1 Unterschiede und Gemeinsamkeiten: Bedürfnisorientierte Therapie, Positive Behaviour Support und personenzentrierte Pflege 87
Zusammenfassung 90

6 Methoden und Werkzeuge bedürfnisorientierter Therapie 91

6.1 Selbst-Nidotherapie: Bedürfnisorientierte Therapie an der eigenen Person 91
6.2 Co-Nidotherapie: Bedürfnisorientierte Therapie mit einem Co-Therapeuten 92
6.3 Bedürfnisorientierte Therapie als Zusatzleistung zu Standardtherapien 93
6.4 Die nidotherapeutische Bewertungsskala: Allgemeine Kompetenzen und Aufgaben des Therapeuten 94
6.5 Die nidotherapeutische Bewertungsskala: Weiterführende Kompetenzen und Aufgaben des
Therapeuten 103
6.5.1 Die Umweltanalyse 103
6.5.2 Aufstellen eines nidotherapeutischen Pfades 104
6.5.3 Umsetzung des nidotherapeutischen Pfades und anschließende rückfallprophylaktische
Nachsorge 104
Zusammenfassung 105

7 Was kennzeichnet einen guten bedürfnisorientierten Therapeuten? 107

7.1 Offenheit 107
7.2 Vertrauen 107
7.3 Aufbau von Veränderungsmotivation 108
7.4 Erfindergeist 110
7.5 Weitere Persönlichkeitseigenschaften eines erfolgreichen Nidotherapeuten 111
7.6 Welche Berufsgruppen sind besonders geeignet, bedürfnisorientierte Therapie zu praktizieren? 114
7.6.1 Psychiater 114
7.6.2 Sozialarbeiter 115
7.6.3 Psychologen/Psychotherapeuten 116
7.6.4 Krankenpfleger 117
7.6.5 Hausangestellte 117
7.6.6 Ergotherapeuten 118
7.6.7 Fazit 118
Zusammenfassung 118

8 Weitere Anwendungsbereiche bedürfnisorientierter Therapie: Physische Gesundheit, Arbeitsmedizin und Sozialversorgung 120

8.1 Identifikation von Umweltbedürfnissen: Eine Standardanalyse für stationär geführte Patienten 121
8.2 Planung der gewünschten Umwelt nach Entlassung 121
8.3 Bedürfnisorientierte Nachsorge: Therapeutische Begleitung nach der Umweltmodifikation 122
8.4 Bedürfnisorientierte Therapie und Gesundheit am Arbeitsplatz 123
8.5 Kollektive bedürfnisorientierte Therapie 125
Zusammenfassung 126

9 Forschungsevidenz 127

9.1 Fallstudien 131
9.2 Qualitative Studien 131
9.3 Randomisiert-kontrollierte-Studien 132
9.3.1 Die erste Studie 133
9.3.2 Die zweite Studie 138
Zusammenfassung 143

10 Ökonomische Vorteile bedürfnisorientierter Therapie 144

10.1 Nidotherapie – eine günstige therapeutische Alternative 145
10.2 Kosten bei der Behandlung mit bedürfnisorientierter Therapie 146
10.3 Kostenberechnung 147
Zusammenfassung 148

11 Häufige Irrtümer in Bezug auf bedürfnisorientierte Therapie 150
Zusammenfassung 164

12 Nachwort 165

13 Anhang 166

13.1 Historische Entwicklung und Maximen der Sozialpsychiatrie 167
13.2 Nidotherapie im Vergleich zu sozialpsychiatrischer Tätigkeit 171
13.2.1 Soziotherapie im Diskurs 171
13.2.2 Milieutherapie im Diskurs 175
13.2.3 Unterschiede und Gemeinsamkeiten: Sozialpsychiatrische Versorgung und Nidotherapie 176
13.3 Erste Hilfe: Der Sozialpsychiatrische Dienst (SPDI) als kommunales Angebot für Menschen mit schweren und chronischen psychischen Krankheiten 179
13.4 Bedürfnisorientierte Therapie in verschiedenen Lebensbereichen: Arbeit, Wohnen, Freizeit 181
13.4.1 Nidotherapie und Arbeit 181
13.4.2 Nidotherapie und Wohnen 189
13.4.3 Nidotherapie und Freizeit 191
13.5 Bedürfnisorientierte Therapie als Zusatzmodul hiesiger psychiatrischer und psychotherapeutischer Praxis 192
13.5.1 Nidotherapie in der ambulanten Praxis 192
13.5.2 Nidotherapie im tagesklinischen bzw. stationären Alltag 194
13.6 Nidotherapeuten und ihre Selbstfürsorge 196
13.7 Systematische Erweiterungen der Nidotherapie 197
13.7.1 Erfassung befriedigter und nicht befriedigter Bedürfnisse – der Bedürfnisstatus 197
13.7.2 Die Lebenslinie 199

Literatur 201