Der sogenannte Islamische Staat ist inzwischen zu einem Synonym für Schrecken und Terror geworden. War er bis vor einiger Zeit vor allem noch auf Syrien, den Irak sowie auf einzelne afrikanische Staaten beschränkt, so verbreitet er zunehmend auch in Europa Angst und Schrecken - wie beispielsweise die Anschläge von Paris zeigen. Seitdem ist in Zeitungen viel geschrieben worden über die neue Bedrohung, die Europa heimsucht. Da die Tagespresse jedoch häufig auf den Wellen der Aktualität schwimmt, geraten hier Hintergründe und historische sowie politische Zusammenhänge bisweilen aus dem Blick.
Politisch Interessierten bietet diese Ausgabe des Magazins "Politikum" aus dem Wochenschau Verlag genau jene fachlich fundierten Informationen, die über den tagesaktuellen Tellerrand hinausblicken. Überraschenderweise sind sich dabei die meisten Autoren der Ausgabe darin einig, dass der IS seinen Zenit überschritten hat und zunehmend in Bedrängnis gerät. Doch diese Misserfolge sind mehr eine Gefahr als eine Entwarnung, da der IS dies eben durch immer spektakulärere und brutalere Aktionen in Europa zu kompensieren versucht.
Die Artikel zeichnen sich vor allem dadurch aus, dass sie die durchaus schwierigen Konstellationen prägnant auf den Punkt bringen und so die großen Linien in den Blick rücken. So spricht Stephan Rosiny in seinem Artikel zu "Aufstieg und Fall des IS" davon, dass die innerislamischen Auseinandersetzungen zwischen Schiiten und Sunniten Züge eines Konfessionskrieges aufweisen, so dass in Syrien gar von einem "Stellvertreterkrieg" gesprochen werden kann. Hinzu kommen pointierte Hinweise, wenn Rosiny beispielsweise die These aufstellt, dass Saudi-Arabien, einer der engsten Verbündeten der USA, nicht nur aufgrund der saudischen Staatsbürgerschaft der Attentäter weit mehr mit den Anschlägen vom 11. September zu tun gehabt habe als Saddam Hussein.
Von der Themenwahl her verzichtet die Ausgabe auf vertiefende Artikel, die sich beispielsweise mit exemplarischen Fällen oder Themen beschäftigen. Im Fokus stehen vielmehr einordnende Gesamtübersichten, welche die historische Entwicklung zum IS, die globalen sowie propagandistischen Strategien und nicht zuletzt das weltweite Netzwerk desselbigen in den Blick nehmen. So fehlt beispielsweise ein Artikel, der sich explizit mit dem Phänomen der deutschen (jugendlichen) Konvertiten auseinandersetzt, die fast schon einer Gehirnwäsche gleich den Weg in den "Heiligen Krieg" antreten. Die Brücke zur politische Bildung schlägt letztlich jedoch der Beitrag "Wie stark identifizieren sich muslimiusche Jugendliche mit Deutschland?".
Ergänzt wird die Ausgabe schlussendlich durch zahlreiche Bilder, Karten und Infografiken. Zudem findet sich im zweiten Teil mit dem Ukraine-Konflikt ein weiteres aktuelles Thema, das in einer Pro-Contra-Diskussion aufgegriffen wird. Auch Buchbesprechungen, insbesondere zum Titelthema finden sich am Ende.

FAZIT: Die vorliegende Ausgabe von "Politikum" bietet eine fundierten grundsätzlichen Überblick in das Phänomen "Islamischer Staat" und ermöglicht dadurch allen Interessierten die politischen Hintergründe zu durchschauen, die manchmal in der tagepolitischen Berichterstattung auf der Strecke bleiben.

Matthias Schmid, lbib.de

Die Terrorgruppe "Islamischer Staat" stellt sicherheitspolitisch eine der größten globalen Herausforderungen dar. Mit dem Ziel, ihr Einflussgebiet weiter auszuweiten, vergrößern die Kämpfer des IS ihre Macht mit unvorstellbarer Grausamkeit. Sie setzen dabei neue Schwerpunkte in ihrer Vorgehensweise, fußen aber ebenso wie die verschiedenen ‚Al-Qaida‘-Cluster auf der Weltanschauung des Dschihad und machen sich erfolgreich aktuelle Staatszerfallsprozesse zunutze.

Wie schätzen Fachleute die weitere Entwicklung des IS ein?
Wie (stark) ist das Terrornetzwerk intern organisiert?
Welche Strategien kann und muss es zur Bekämpfung des IS geben?
Wie gefährlich ist die Propaganda des IS im Internet?
Wieviel Islam steckt im Islamismus?

Diesen und vielen weiteren Fragen gehen renommierte Autorinnen und Autoren im neuen Heft der Zeitschrift "Politikum" nach.

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