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Oxforder Oktavhefte 7&8
Oxforder Oktavhefte 7&8




Franz Kafka

Vittorio Klostermann
EAN: 9783465036494 (ISBN: 3-465-03649-2)
340 Seiten, hardcover, 22 x 29cm, Juli, 2011

EUR 90,00
alle Angaben ohne Gewähr

Rezension
Franz Kafka (1883-1924) zählt zu den weltweit bekanntesten Autoren, die im schulischen Deutschunterricht zu Recht intensiv behandelt werden und Gegenstand der Abiturprüfung sind. Im Fach Deutsch werden vielfach seine Erzählungen „Das Urteil“, „Die Verwandlung“, „In der Strafkolonie“, „Ein Landarzt“, „Ein Hungerkünstler“, der Roman „Der Prozess“ oder der berühmte „Brief an den Vater“ gelesen und interpretiert. Kafka selbst deckt in seinem Œuvre analytisch scharf die Isolation des modernen Menschen auf, seine Entfremdung von sich, seinen Mitmenschen und der Welt. In glasklarer Sprache beschreibt er dessen Versuche der Existenzbewältigung. Auf Seiten der Schüler:innen erfreuen sich Kafkas Werke einer großen Beliebtheit, weil sie sich von diesen angesprochen fühlen.
Am 3.6.2024 jährte sich der 100. Todestag des Weltliteraten. Anlässlich dieses Jubiläums wurde und wird der Schriftsteller mit Neu-Editionen seiner Werke und anderen Büchern gewürdigt. Kafka, welcher zwar Philosophie studierte, sich aber selbst nicht als Philosoph verstanden hat, lässt nach der Monographie Axel Grubes „Im Paradies wie immer“(2023) als Vertreter einer „poietischen Philosophie“ deuten. Dieses lässt sich belegen nicht nur anhand seiner weltbekannten Werke, dem Roman „Der Process“, der Erzählung „Die Verwandlung“ und den Parabeln „Vor dem Gesetz“ und „Auf der Galerie“, sondern auch anhand der Oxforder Oktavhefte 7 & 8.
Diese erschienen, benannt nach ihrem Format und ihrem Aufbewahrungsort der Bodleian Library (Oxford) im Rahmen der „Historisch-kritischen Edition sämtlicher Handschriften, Drucke und Typoskripte“ Franz Kafkas als „Franz-Kafka-Heft 8“ 2011 im Stroemfeld Verlag/Roter Stern. Die Ausgabe wurde vom Verlag Klostermann übernommen. Herausgegeben werden die Oktavhefte wie auch die Quarthefte von Roland Reuß, Professor für deutsche Philologie an der Universität Heidelberg in Zusammenarbeit mit dem Germanisten Peter Staengle. Die Aufzeichnungen und Textentwürfe in den Notizheften umfassen den Zeitraum vom 18.10.1917 bis zum 31.1.1918. In ihnen lassen sich existenzphilosophische, anthropologische, ethische und religionsphilosophische Aspekte von Kafkas Denkkosmos identifizieren. Kafkas philosophische Reflexionen gelten u.a. dem Individuum, der Angst, der Hoffnung, der Transzendenz und der Verantwortlichkeit. M.E. lässt sich Kafkas „poetische Philosophie“ als Beitrag zu einer „kritischen Lebenskunst“(Günter Gödde/Jörg Zirfas) zu deuten. Jeweils auf einer Doppelseite findet sich in der Historisch-kritischen Ausgabe der transkribierte Text und dieser als Faksimile der Originalschrift von Kafka. Es bereitet ein besonderes Vergnügen durch die vorliegende Ausgabe die Genese von Kafkas Werk nachvollziehen zu können. Man schaut dem Schriftsteller quasi über die Schulter beim Verfassen seiner Schriften und seiner Selbstreflexionen. Lehrkräfte der Fächer Deutsch und Philosophie werden durch die vorliegender Oktavhefte motiviert, sich in ihrem Unterricht mit den Reflexionen Kafkas über das Leben und die Welt problemorientiert auseinanderzusetzen.
Fazit: Die meisterhafte und ästhetisch ansprechend gestaltete Edition des Instituts für Textkritik von Franz Kafkas Oxforder Oktavheften ist ein Muss für alle Freund:innen der Literatur Franz Kafkas. Zudem verdient sie einen Platz in der Bibliothek aller an der Literatur des 20. Jahrhunderts Interessierten Germanist:innen.

Dr. Marcel Remme, für lehrerbibliothek.de
Verlagsinfo
Kafka, Franz: Oxforder Oktavhefte 7 & 8
Hrsg. von Roland Reuß und Peter Staengle
2011. 340 Seiten. Kt 90,00 €
ISBN 978-3-465-03649-4
Franz Kafka-Ausgabe (FKA). Historisch-Kritische Edition sämtlicher Handschriften, Drucke und Typoskripte
Mit der Edition der beiden Oxforder Oktavhefte 7 & 8 wird einer der interessantesten Teile des Kafkaschen Nachlasses im Rahmen der Historisch-Kritischen Franz Kafka-Ausgabe (FKA) vorgelegt. Neben in der Kafka-Forschung intensiv diskutierten Entwürfen (Prometheus- Komplex, Sancho Pansa, Gesang der Sirenen) finden sich hier die in Zürau niedergeschriebenen Aufzeichnungen, die Brod später unter dem eher irreführenden Titel "Betrachtungen über Sünde, Leid, Hoffnung und den wahren Weg" 1931 herausgegeben hat. Kafka hat eine Reihe von ihnen nachträglich auf eigene und von ihm selbst numerierte Zettel abgeschrieben und dabei ihren Wortlaut häufig noch geändert.
Die Faksimiles sämtlicher Handschriften sind in Originalgröße und mit ihnen korrespondierenden Transkriptionen ediert.